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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 41.1916

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Viertes Heft
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Wrede, Walther: Kriegers Ausfahrt in der archaisch-griechischen Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.37286#0334
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288

WALTHER WREDE

Dasselbe scheint bei dem lebendigen Pferdchen einer anderen
Fibel (ebend. Taf. 17, 1 links) der Fall zu sein, während man
bei dem Gegenstück rechts auf demselben Exemplar eher an
‘Paß’ denken möchte; ein dritter Fall (ebend. Taf. 17, 2) bleibt
unklar. Es gilt überhaupt zu bedenken, daß sich rein auf
formalem Wege aus der Wiedergabe des stehenden Tieres mit
gestaffelten Beinen ein ‘Gehen’ entwickeln konnte. War die
Staffelung von einem Gesichtspunkt aus gesehen, schob sich
also linkes Hinterbein vor rechtes Hinterbein, linkes Vorderbein
vor rechtes Vorderbein, so entstand ‘Paß’1; dagegen mußte eine
sozusagen von zwei Augenpunkten aus konstruierte Staffelung,
bei der rechtes Vorderbein vor linkes Vorderbein, linkes Hinter-
bein aber vor rechtes Hinterbein rückte2, zur ‘Passage’ führen.
Dies nur als Exkurs; in Wahrheit wird die griechische Tier-
darstellung ja gleich nach ihren Anfängen so stark vom Orient
beeinflußt, daß wir bei ihm wieder anzuknüpfen haben. — Das
Schwanken, das wir bei den Tierfriesen der Metallschalen inbezug
auf die Gangart feststellten, setzt sich in den griechischen Tier-
friesen durchaus fort. ‘Paß’ und ‘Passage’ werden für alle
Tierarten nebeneinander angewendet. Es lassen sich nur folgende,
durch Ausnahmen stark abgeschwächte Regeln bemerken. Im
korinthischen Tierfries herrscht der ‘Paß’ vor, gewisse
Tiere, wie Hirsch, Eber, Panther, erscheinen ebenso häufig in
der ‘Passage’, der Löwe ganz selten3. — Auch im Rhodiscfi-
rn il es is che n zeigt sich Verwirrung, mit einer merkwürdigen
Ausnahme: hier erscheint die Wildziege mit ganz geringen Aus-
nahmen in der ‘Passage’, und wie fest darin die bildliche
Tradition ist, zeigt ein Stück wie der viel spätere italisch-ionische
Tierfries Hackl-Sieveking S. 97 Abb. 96, wo zwischen lauter im
‘Paß’ schreitenden Tieren und Fabelwesen nur die Wildziege

1 S. die geometr. Kanne Arch. Ztg. XLII1 1885, Taf. 8, 1 a; deutlich
z. B. auch auf dem ägypt. Relief Fechheimer, Plastik d. Ägypter Taf. 107
oder dem anderen K. i. B. 16, 2.
2 Wie bei der Schafherde von Menidi: Das Kuppelgrab v. Menidi
Taf. VII.
3 Z. B. Böhlau, Nekropolen Taf. IV 1 a rechts, wo sich das auch
nicht mit östlichem Einfluß, den das Stück sonst zeigt (ebenda S. 137 f.),
erklären läßt; denn auch bei ostgriech. Löwen überwiegt der ‘Paß’.
 
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