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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 41.1916

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Viertes Heft
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Wrede, Walther: Kriegers Ausfahrt in der archaisch-griechischen Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.37286#0361
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KRIEGERS AUSFAHRT IN DER ARCHAISCH-GRIECHISCHEN KUNST 315
Gegensatz der strengen korinthisch-attischen Malerei hierzu, die
größere Freiheit innerhalb des Gesetzes, der nach den Forde-
rungen des Bildinhaltes und des Rhythmus abgewogene Wechsel
in der Richtung der Personen (wenn nicht der Bildinhalt ein-
seitige Richtung ausdrücklich verlangt, wie bei Wagenrennen,
Verfolgung usw.), trotz — namentlich im Attischen — häufiger
strengerer Auffassung und stärkerer Typik der Einzelfiguren, ist
schon oft beobachtet. — Verstärkt wird jener einseitige Zug
unseres Sarkophagbildes dadurch, daß das Gespann an einem
Ende, nicht im Zentrum, angebracht ist.
Die Hauptgruppe des Sarkophages, der in Stil und Deko-
rationssystem aufs engste mit einem der Berliner Exemplare
(Ant. Denkm. 1 44)1 zusammengeht, hat in keiner der bespro-
chenen mutterländischen Abschiedsszenen eine Analogie. Sie
ist gänzlich in den Mittelpunkt gestellt. In dem Kleinen, das
am Vater hinaufreicht, wird man keine Typenzusammenhänge
etwa mit den Kindern der ‘tyrrhenischen’ Amphora 9 suchen
wollen. Erinnert man sich, wie stark gerade die Sarkophag-
maler mit festen Typen arbeiten, so wird erst recht deutlich,
wieviel uns von ionischen Abschiedsszenen verloren sein muß.
Der Lenker mit Helm und Busch sieht nach der Mittel-
gruppe um. Neben den Pferden steht oder geht ein Hoplit,
und zwar diesseits, die Pferdeleiber überschneidend. Wir sahen,
daß diese Durchführung des Motivs im Korinthischen und Atti-
schen die seltenere ist. In diesem Kreise aber ist sie Regel2.
Der Hausfrau folgen zwei weitere Frauen. Eine Rüstungsszene
ist mit der Ausfahrt verknüpft; aber nicht nur, daß sich der
erste der vier von rechts anmarschierenden Krieger (sie laufen
echt ionisch mit eingeknickten Beinen, jenem letzten Nachklang
1 Da die Beschreibung unseres Stückes im Arch. Anz. XXI 1906, 262 f.
so dürftig ist, gebe ich, was zur Verdeutlichung der Abb. noch nötig
erscheint. Der abschiednehmende Held greift nicht nach dem Schild,
den der Knabe von der Decke nimmt, sondern stützt mit der R. die
Lanze auf. Der Hoplit links steht diesseits der Pferde (Schildzeichen
wohl ein Vogel, der erkennbare Rest dessen Schwanz); links vom Pferde-
kopf Vogel mit Federschopf. Der Lenker steht hinter dem Rundschild.
2 Vgl. die Sarkophage: Ant. Denkm. I 44; 11 58 = Pfuhl, Mal. u.
Zeichn. Abb 140; Mon. Piot IV pl. 6 = Murray, Terracotta Sarcophag.
pl. VII (Joubin, De sarcophagis Clazomen. S. 70, 25 e).
 
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