Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 41.1916

DOI Heft:
Viertes Heft
DOI Artikel:
Wrede, Walther: Kriegers Ausfahrt in der archaisch-griechischen Kunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37286#0362
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
316

WALTHER WREDE

des in Ionien besonders zäh beibehaltenen Knielaufes1) den
Helm aufsetzt: der jialq rechts vom Wagen holt den Rundschild
des Herrn von der Decke der Rüstkammer, und links hängen ein
paar Beinschienen; also ist einfach eine Szene aus der Rüstkammer
hier ins Freie zu den Ausziehenden verlegt, eine Freiheit, die auf
das, was oben von der Arbeitsweise der Sarkophagmaler ge-
sagt wurde, zurückführt. Das Motiv des Herabnehmens des
Schildes von der Decke taucht in streng rotfigurigen Rüstungs-
szenen wieder auf2. — Die Pferde mit ihren hohen Beinen,
dem breiten Hals und kurzen Rumpf mit starken Rundungen,
ihren detailliert gezeichneten Mähnen und Schweifen, mit ihrer
prachtvollen Nervosität stehen in bekanntem Gegensatz zu
korinthischen und attischen. Auch der Zug, daß ein Pferd den
Kopf so weit zu Boden biegt (um aufzuwerfen), ist auf atti-
schen schwarzfigurigen Vasen selten, wo er überhaupt erscheint
(z. B. 23), sehr gemildert, für ionische Denkmäler typisch3. Bei
dem Kakadu am linken Ende mag man schwanken, ob er auf
einer frei im Raum hängenden Ranke sitzt oder einen Wurm
in den Fängen hält, also eine spielerische Umdeutung des Adlers
mit Schlange bedeutet. — Und der rechts mitlaufende Hund hat
mit den hochbeinigen Lakonern des Festlandes nichts zu tun4.
Eher könnte man an diese erinnert werden, wenn man das andere
am linken Bildrahmen emporspringende Tier betrachtet; es hat
aber seine Verwandten auf anderen Sarkophagen (Ant. Denkm. I
44; BCH. XXXVII 1913 pl. Xff.), und diese verraten mit ihrer
gehobenen Pfote deutlich ihre Herkunft aus dem Tierfries5 und
1 Vgl. E. Schmidt, Münch. Stud., zusammenfassend S. 394.
2 Am bekanntesten die Euphroniosschale: Hartwig, Meisterschalen
Taf. 58 = Gerhard, AV. 224—226.
3 Sarkophage: Ant. Denkm. I 44; II 26; BCH. XIX 1895, 85 (=Joubin,
a. a. O. 42, 15); Caeretaner Hydria Ant. Denkm. II 28 = Pfuhl, Mal. u.
Zeichn. Abb. 151; vgl. das. I S. 168, § 164.
4 Vielmehr vgl. z. B.: samische Vase des Brit. Mus., abgeb. Böhlau,
Nekropolen 54 Abb. 22 = Perr.-Chip. IX 430, fig. 218 = Pfuhl, Mal. u. Zeichn.
Abb. 131; Grabmal v. Isinda: Mendel, Mus. Ottomans, Catal. des sculpt. I
S. 274; Amphora im Louvre E 811, Pottier pl. 57 (ital. Fabrik, östlicher
Einfluß, nicht chalkidisch).
5 Ant. Denkm. II 58 sind sie noch zu einer antithetischen Gruppe
gestellt!
 
Annotationen