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WALTHER WREDE
Wir sahen, daß in den schwarzfigurigen Ausfahrtsszenen
die Pferde meist schon im Schritt sind oder eben anziehen, wäh-
rend der Held auf den Wagen steigt. Dies Verhältnis ist in der
Wirklichkeit durchaus denkbar. Die kretische Sima aber zeigt
zwischen dem rennenden Gespann und dem ruhig aufsteigenden
Hopliten einen Gegensatz, der sie nicht, wie Savignoni meint,
mit ionischen Bildern verbindet, sondern vielmehr davon
scheidet. Denn auf dem von ihm beigebrachten Londoner
Sarkophag (Mon. Piot IV 1897 pl. VI E) ist doch die federnde,
gut beobachtete Augenblicksbewegung des Aufsteigenden durch-
aus der Schnelligkeit des Gespanns angepaßt, das Ganze noch
dazu dem Getümmel einer Kampfszene eingefügt. Hier tritt
das mechanische Typenreihen dieser Tonmodelleure klar zu
Tage. Ein fühlbarer Gegensatz besteht ja auch schon zwischen
dem vorgebeugten, fast elastisch bewegten Lenker1 und dem
kerzengerade hingestellten, hölzernen Hopliten. Ein solch un-
bewegtes Wagenbesteigen ist in der archaischen Kunst ohne
Analogie, und auch zu der Steifbeinigkeit der marschierenden
Hopliten bieten die oben (S. 318f.)2 angeführten Beispiele ähn-
licher Kriegerreihen kaum vollständige Parallelen. Es handelt
sich wie bei den Pferden so auch hier um einen erstarrten,
zum stilisierten Schmuckglied gewordenen Typus ganz eigener
Durchbildung3.
Mit dem Pithosfragment von der Akropolis (134) be-
finden wir uns durchaus im korinthisch-attischen Kreise (Wagen-
1 Die vorgebeugte, federnde Stellung des Wagenlenkers hat die
griechische Kunst sehr früh beobachtet und daran überhaupt zuerst das
schwierige Problem der Körperbeuge zu lösen versucht; vgl. böotisch-
geometrische Amphora, München, Hackl-Sieveking Taf. 14,400; frühattische
Scherbe, Graef, Akrop.-Vas. 1 Taf. 13, 364. — Vgl. auch S. 342 Anm.
2 Lockerer bewegt sind auch die ähnlichen Typen des archaischen
Frieses von Gjölbaschi (Petersen-v. Luschan, Reisen II 13 Fig. 9 = Perr.-
Chip. V 390 fig. 273) sowie die Bleifigürchen von Sparta (AJA. XV 1911,
95 fig. 2).
3 Für die Helmform der marschierenden Hopliten — im rechten
Winkel um die Augen geführter und senkrecht über die Wangen ver-
laufender Rand, Fehlen seitlicher Ausschnitte —- weiß ich vorderhand
keine Analogie beizubringen. — Das Einzelmotiv der Hopliten ist noch
zu vergleichen mit dem des — leider bisher nicht einzuordnenden —
Pinax Graef, Akrop.-Vas. 1 Taf. 14, 414 (Schildschmuck!).
WALTHER WREDE
Wir sahen, daß in den schwarzfigurigen Ausfahrtsszenen
die Pferde meist schon im Schritt sind oder eben anziehen, wäh-
rend der Held auf den Wagen steigt. Dies Verhältnis ist in der
Wirklichkeit durchaus denkbar. Die kretische Sima aber zeigt
zwischen dem rennenden Gespann und dem ruhig aufsteigenden
Hopliten einen Gegensatz, der sie nicht, wie Savignoni meint,
mit ionischen Bildern verbindet, sondern vielmehr davon
scheidet. Denn auf dem von ihm beigebrachten Londoner
Sarkophag (Mon. Piot IV 1897 pl. VI E) ist doch die federnde,
gut beobachtete Augenblicksbewegung des Aufsteigenden durch-
aus der Schnelligkeit des Gespanns angepaßt, das Ganze noch
dazu dem Getümmel einer Kampfszene eingefügt. Hier tritt
das mechanische Typenreihen dieser Tonmodelleure klar zu
Tage. Ein fühlbarer Gegensatz besteht ja auch schon zwischen
dem vorgebeugten, fast elastisch bewegten Lenker1 und dem
kerzengerade hingestellten, hölzernen Hopliten. Ein solch un-
bewegtes Wagenbesteigen ist in der archaischen Kunst ohne
Analogie, und auch zu der Steifbeinigkeit der marschierenden
Hopliten bieten die oben (S. 318f.)2 angeführten Beispiele ähn-
licher Kriegerreihen kaum vollständige Parallelen. Es handelt
sich wie bei den Pferden so auch hier um einen erstarrten,
zum stilisierten Schmuckglied gewordenen Typus ganz eigener
Durchbildung3.
Mit dem Pithosfragment von der Akropolis (134) be-
finden wir uns durchaus im korinthisch-attischen Kreise (Wagen-
1 Die vorgebeugte, federnde Stellung des Wagenlenkers hat die
griechische Kunst sehr früh beobachtet und daran überhaupt zuerst das
schwierige Problem der Körperbeuge zu lösen versucht; vgl. böotisch-
geometrische Amphora, München, Hackl-Sieveking Taf. 14,400; frühattische
Scherbe, Graef, Akrop.-Vas. 1 Taf. 13, 364. — Vgl. auch S. 342 Anm.
2 Lockerer bewegt sind auch die ähnlichen Typen des archaischen
Frieses von Gjölbaschi (Petersen-v. Luschan, Reisen II 13 Fig. 9 = Perr.-
Chip. V 390 fig. 273) sowie die Bleifigürchen von Sparta (AJA. XV 1911,
95 fig. 2).
3 Für die Helmform der marschierenden Hopliten — im rechten
Winkel um die Augen geführter und senkrecht über die Wangen ver-
laufender Rand, Fehlen seitlicher Ausschnitte —- weiß ich vorderhand
keine Analogie beizubringen. — Das Einzelmotiv der Hopliten ist noch
zu vergleichen mit dem des — leider bisher nicht einzuordnenden —
Pinax Graef, Akrop.-Vas. 1 Taf. 14, 414 (Schildschmuck!).