Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 41.1916

DOI issue:
Viertes Heft
DOI article:
Wrede, Walther: Kriegers Ausfahrt in der archaisch-griechischen Kunst
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37286#0372
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
326

WALTHER WREDE

die Form des langgestreckten, walzlichen Rumpfes hat dort ihre
nächsten Parallelen (vgl. besonders Chigikanne), ebenso die noch
an die Zackenstilisierung gemahnende Mähne. Der gebeugte
Kopf des ersten in Verbindung mit dem gehobenen des zweiten
Pferdes ist ebenfalls eine Übertragung vom helladischen Typus
des Viergespanns. Ionisches zeigen diese Tiere überhaupt nicht.
Anders die zu Fuß marschierenden Hopliten. Ihr etwas un-
sicheres Schrittmotiv mit den eingeknickten Knieen, auf etrus-
kischen Denkmälern häufig, fanden wir bei dem klazomenischen
Auszugssarkophage (131, Abb. 6). Der erste und dritte Krieger
tragen keinen Schild, so wird die Linke zum Gestikulieren frei,
genau wie auf der Vase 132 (Abb. 7)1. Auch scheinen (soweit
aus der Publikation ersichtlich) die Gesichtstypen durchaus die
etruskisch-ionischen mit der fliehenden Stirn zu sein. Für den
ersten, der in der kaum angespannten Rechten das Schwert
nach vorn gerichtet hält, im übrigen aber nicht sehr kriegs-
gewaltig anmutet, weiß ich keine Analogie zu nennen.
Die Friesplatten aus Toscanella (137), von denen das
Exemplar im Louvre sowie das eine Münchener den Zug nach
rechts, das andere Münchener nach links gerichtet zeigt, weisen
auf eine andere Schule (Pellegrini, a. a. O. 96). Auf dem Stato-
niafries herrschte durch die Differenzierung der Pferdeköpfe und
durch die schrägen Linien der vorwärtsdrängenden Krieger mehr
Leben, während hier die senkrechte Steifheit der Hopliten fast
an die Palaikastro-Sima erinnert, aber doch durch das Anheben
der Fersen und beim Wagenbesteigenden durch stärkeres Durch-
fallen des Standbeinknies gemildert wird. Die ganz unmögliche
‘Staffelung’ aber, in der das zweite Pferd zugleich mit dem
Vorderkopf und der Mähne über das vordere vorragt, also
eigentlich größer als dies aufgefaßt werden müßte, sowie die
Ratlosigkeit in der Nebeneinanderstellung der Vorderbeine haben
in griechischer Kunst keine Analogie und suchen wohl auch in
der orientalischen vergeblich ihresgleichen. Hier hat der Etrusker
1 Ganz ähnlich das Motiv des Poseidon und Apollon auf der Kolchos-
kanne (Berlin, Furtw. 1732; Gerhard, AV. 122/123); die Schräge des Körpers
von der Ferse des zurückgestellten Fußes bis zur redenden Hand gehört
wohl auch zu den Ionismen dieser Vase (vgl. Buschor, Griech. Vasenm.2
112; v. Lücken, AM. XL1V 1919, 83).
 
Annotationen