KRIEGERS AUSFAHRT IN DER ARCHAISCH-GRIECHISCHEN KUNST 361
gemeinen und in lonien im besonderen wirkenden Vorliebe für
starke Drastik1.
Die attische Kunst hat jenen überstarken Typus sehr rasch
aufgegeben. Immer zeigt sich, vom hochschwarzfigurigen Stil an,
in solchen Darstellungen ein Kräfte ausgleichendes Federn im
Standbein oder Rumpf, wie man es am deutlichsten an der wagen-
besteigenden Athena des Akropolisreliefs (JHS. XVII1897, pl. VIII)
oder am Iolaos des Hydragiebels (Brunn-Bruckm. 16 = Wie-
gand, Porosarchitektur Taf. VIII 4 = K. i. B. VII 205, 1) nach-
fühlen mag, sowie an der ganzen Reihe der schwarzfigurigen
Vasen. Im reifen Archaismus macht sich sogar vielfach das
Bestreben geltend, den Körper wieder mehr zu straffen, aber
nun nach der Vertikale. So: in unseren Schirrszenen 149
(Taf. XXXI), 150 (Taf. XXXI); rf. Pelike, Gerhard, AV. 210;
Stamnos Louvre G 56, Pottier pl. 95; Annali V 1833 tav. A;
Pamphaiosschale, Joubin, Sculpture grecque 137 fig. 41, wo 136
fig. 40 das schönste Beispiel am Ende dieser Entwicklung: der
kapitolinische Wagenlenker2. Das Federn im Standbein und das
straffe, senkrechte Aufsteigen nebeneinander zeigen die Reliefs
der Athener Basis 135.
Wo die Attiker das alte Motiv mit den weitgespreizten
Beinen beibehalten, ist seine Spannung stets gemildert durch
die Profilansicht des Körpers und Kopfes, die an Stelle der
ausgebreiteten Vorderansicht tritt: ‘wagenbesteigende Frau’
(AM. XXX 1905, Taf. 11 = K. i. B. VII 214, 2), unsere Vasen
10 (Taf. XV), 31 und v. a. Wie bezeichnend für die attische Kunst
diese Mäßigung der Drastik und dann doch wieder formale
Straffheit ist, braucht nicht ausgeführt zu werden.
Der Meister des Amphiaraoskraters war, als er den wagen-
besteigenden Helden malte, so vollauf in das Problem vertieft,
wie er der Stärke der Bewegung, entsprechend dem Pathos der
Szene in jedem Körperteil Ausdruck verleihen könnte, daß er
1 Für sich zu betrachten ist die ungeheuerliche Drastik des Wagen-
besteigenden auf der Oxforder Hermogenesschale Gardner, Ashm. Mus.
Nr. 231, fig. 20 = Hoppin, Black-fig. Vases 131 (unsere Abb. 1): sie wird
noch verstärkt durch den Gegensatz zum winzigen Lenker.
2 S. auch Ghirardini, Bullettino comunale Ser. 111 3, XVI 1888 tav.
15—18, S. 237ff. mit vielen Belegen für das Motiv. Helbig, Führer3 Nr. 973.
gemeinen und in lonien im besonderen wirkenden Vorliebe für
starke Drastik1.
Die attische Kunst hat jenen überstarken Typus sehr rasch
aufgegeben. Immer zeigt sich, vom hochschwarzfigurigen Stil an,
in solchen Darstellungen ein Kräfte ausgleichendes Federn im
Standbein oder Rumpf, wie man es am deutlichsten an der wagen-
besteigenden Athena des Akropolisreliefs (JHS. XVII1897, pl. VIII)
oder am Iolaos des Hydragiebels (Brunn-Bruckm. 16 = Wie-
gand, Porosarchitektur Taf. VIII 4 = K. i. B. VII 205, 1) nach-
fühlen mag, sowie an der ganzen Reihe der schwarzfigurigen
Vasen. Im reifen Archaismus macht sich sogar vielfach das
Bestreben geltend, den Körper wieder mehr zu straffen, aber
nun nach der Vertikale. So: in unseren Schirrszenen 149
(Taf. XXXI), 150 (Taf. XXXI); rf. Pelike, Gerhard, AV. 210;
Stamnos Louvre G 56, Pottier pl. 95; Annali V 1833 tav. A;
Pamphaiosschale, Joubin, Sculpture grecque 137 fig. 41, wo 136
fig. 40 das schönste Beispiel am Ende dieser Entwicklung: der
kapitolinische Wagenlenker2. Das Federn im Standbein und das
straffe, senkrechte Aufsteigen nebeneinander zeigen die Reliefs
der Athener Basis 135.
Wo die Attiker das alte Motiv mit den weitgespreizten
Beinen beibehalten, ist seine Spannung stets gemildert durch
die Profilansicht des Körpers und Kopfes, die an Stelle der
ausgebreiteten Vorderansicht tritt: ‘wagenbesteigende Frau’
(AM. XXX 1905, Taf. 11 = K. i. B. VII 214, 2), unsere Vasen
10 (Taf. XV), 31 und v. a. Wie bezeichnend für die attische Kunst
diese Mäßigung der Drastik und dann doch wieder formale
Straffheit ist, braucht nicht ausgeführt zu werden.
Der Meister des Amphiaraoskraters war, als er den wagen-
besteigenden Helden malte, so vollauf in das Problem vertieft,
wie er der Stärke der Bewegung, entsprechend dem Pathos der
Szene in jedem Körperteil Ausdruck verleihen könnte, daß er
1 Für sich zu betrachten ist die ungeheuerliche Drastik des Wagen-
besteigenden auf der Oxforder Hermogenesschale Gardner, Ashm. Mus.
Nr. 231, fig. 20 = Hoppin, Black-fig. Vases 131 (unsere Abb. 1): sie wird
noch verstärkt durch den Gegensatz zum winzigen Lenker.
2 S. auch Ghirardini, Bullettino comunale Ser. 111 3, XVI 1888 tav.
15—18, S. 237ff. mit vielen Belegen für das Motiv. Helbig, Führer3 Nr. 973.