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WALTHER WREDE
figurigen Schützen beruht auf der Beobachtung der Physio-
gnomien. Aber gerade hier mußte sein Versuch scheitern,
sobald er verallgemeinerte. Freilich gibt es Vasenbilder, auf
denen ein deutlich ungriechischer Typus in der Bartform und
im Profil angedeutet scheint. Aber in der Mehrzahl der Fälle
trifft das nicht zu1. Hier ist der Punkt, wo eine genaue
Musterung des Materials einzusetzen hätte, die freilich an den
wenigen Publikationen nicht vorzunehmen ist. — Doch scheint
nach dem Gesagten schon so viel klar, daß wir mit einem
Nebeneinander von skythischen und einheimischen rot-orcu und
einer Übertragung der fremden Tracht auf die letzteren bereits
um die Mitte des VI. Jhs. rechnen müssen.
Eine neue Untersuchung verdient endlich auch das militärisch-
taktische Verhältnis der Schützen zu den Hopliten, in deren
Gemeinschaft sie auftreten. Dabei wird man sie zunächst von
den Hippotoxoten trennen müssen, eine Sonderung, die Helbig,
273f., 2802 nicht einhielt. Die Frage, ob man sie überhaupt
mit den vjtrjQsrcu der Hopliten zusammenbringen darf (Helbig,
a. a. O.; Delbrück, Gesch. der Kriegskunst I 29f.; Lammert,
Neue Jahrb. XIX 1907, 615), wäre genau an Hand des Materials
von den reitenden ‘Knappen’ korinthischer Vasen bis hinab zu
den Peltasten des schönen Stils zu prüfen3. Und man wird
endlich zu fragen haben, wieweit in den Vasenbildern die
epische Schützentaktik4 (Anlehnung des rogorrjq an einen ein-
zelnen Hopliten) noch nachwirkt. Die Schützen in zeitgemäßer
1 Man darf die in Frage kommenden Köpfe nicht mit den immer
danebenstehenden und daher zum Vergleich einladenden Hoplitenköpfen
vergleichen. Hier erscheint das Profil infolge des angegebenen oder
auch weggelassenen Nasenschutzes immer ‘griechischer’, und der Wangen-
schutz verdeckt Schnurrbartkonturen und Nasenwinkel, die auf Abbildungen
gern zu falschen Schlüssen verleiten. Sicher griechische Männer ohne
Helm sehen oft ‘barbarisch’ aus. — Im rf. Stil wird man auch mit etwaiger
Idealisierung der Barbarentypen zu rechnen haben.
2 S. auch Helbig, Les inntis atheniens, Memoires de l’lnstit. de France,
Academ. des Inscript. XXXVII 1, 1904, 190ff.
3 Die enge Vereinigung je eines Toxoten und Hopliten auf den
spät-sf. Vasen wird freilich mehr als rein künstlerische Gründe haben.
4 Sie gilt auch noch für die Zeit des Tyrtaios; vgl. Tyrtaios 9, 23ff.
(Hill.-Crus.) und dazu v. Wilamowitz, Ilias u. Homer 95f. Anm.
WALTHER WREDE
figurigen Schützen beruht auf der Beobachtung der Physio-
gnomien. Aber gerade hier mußte sein Versuch scheitern,
sobald er verallgemeinerte. Freilich gibt es Vasenbilder, auf
denen ein deutlich ungriechischer Typus in der Bartform und
im Profil angedeutet scheint. Aber in der Mehrzahl der Fälle
trifft das nicht zu1. Hier ist der Punkt, wo eine genaue
Musterung des Materials einzusetzen hätte, die freilich an den
wenigen Publikationen nicht vorzunehmen ist. — Doch scheint
nach dem Gesagten schon so viel klar, daß wir mit einem
Nebeneinander von skythischen und einheimischen rot-orcu und
einer Übertragung der fremden Tracht auf die letzteren bereits
um die Mitte des VI. Jhs. rechnen müssen.
Eine neue Untersuchung verdient endlich auch das militärisch-
taktische Verhältnis der Schützen zu den Hopliten, in deren
Gemeinschaft sie auftreten. Dabei wird man sie zunächst von
den Hippotoxoten trennen müssen, eine Sonderung, die Helbig,
273f., 2802 nicht einhielt. Die Frage, ob man sie überhaupt
mit den vjtrjQsrcu der Hopliten zusammenbringen darf (Helbig,
a. a. O.; Delbrück, Gesch. der Kriegskunst I 29f.; Lammert,
Neue Jahrb. XIX 1907, 615), wäre genau an Hand des Materials
von den reitenden ‘Knappen’ korinthischer Vasen bis hinab zu
den Peltasten des schönen Stils zu prüfen3. Und man wird
endlich zu fragen haben, wieweit in den Vasenbildern die
epische Schützentaktik4 (Anlehnung des rogorrjq an einen ein-
zelnen Hopliten) noch nachwirkt. Die Schützen in zeitgemäßer
1 Man darf die in Frage kommenden Köpfe nicht mit den immer
danebenstehenden und daher zum Vergleich einladenden Hoplitenköpfen
vergleichen. Hier erscheint das Profil infolge des angegebenen oder
auch weggelassenen Nasenschutzes immer ‘griechischer’, und der Wangen-
schutz verdeckt Schnurrbartkonturen und Nasenwinkel, die auf Abbildungen
gern zu falschen Schlüssen verleiten. Sicher griechische Männer ohne
Helm sehen oft ‘barbarisch’ aus. — Im rf. Stil wird man auch mit etwaiger
Idealisierung der Barbarentypen zu rechnen haben.
2 S. auch Helbig, Les inntis atheniens, Memoires de l’lnstit. de France,
Academ. des Inscript. XXXVII 1, 1904, 190ff.
3 Die enge Vereinigung je eines Toxoten und Hopliten auf den
spät-sf. Vasen wird freilich mehr als rein künstlerische Gründe haben.
4 Sie gilt auch noch für die Zeit des Tyrtaios; vgl. Tyrtaios 9, 23ff.
(Hill.-Crus.) und dazu v. Wilamowitz, Ilias u. Homer 95f. Anm.