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Die monumentale Architektur der Chatti von Boghaz-köi 135
Boghaz-köi entstanden sind, indem die geschlossene Wand des umlaufenden
Korridors durchbrochen wurde; in dem der nächsten Dynastie angehörigen
Totentempel des Sahure'U sind die Pfeiler durch Säulen ersetzt, aber nun
wird wieder ein ganz geschlossener Korridor, der offenbar zum Kultus nötig
war, herumgelegt; auch in den Häusern, z. B. Kahun (Abb. 12), finden sich
Peristylhöfe, und auch hier führen Verbindungswege durch die einzelnen
Seiten; aber der ägyptische Peristylhof ist eine in sich geschlossene Einheit,
unabhängig von den ihn etwa umgebenden Räumen (s. S. 115), weshalb
die vier Säulenseiten absolut gleich sind und in den Ecken keine Unter-
brechung stattfindet -). In Boghaz-köi dagegen ist in keinem der Gebäude
ein Peristylhof vorhanden, vielmehr sind die Seiten untereinander ver-
schieden, bei 1 (Abb. 2): Propylontür und -fenster, geschlossene Korridor-
wand mit Fenstern und Tür in. der Ecke, dreipfeilerige Halle, ganz ge-
schlossene, und von einer Tür in der Ecke durchbrochene Wand; bei 11
(Abb. 18): an der Propylonseite Türen und Fenster, die nächste Seite ist
halb Halle, halb Fensterwand, nur die beiden anderen sind gleicherweise
Hallenflure; 111 (Abb. 19) hat dieselbe Anordnung wie H, aber die Pfeiler
der 'Vorhalle' sind durch Löwen von den der Hallenflure unterschieden;
ebenso bei IV (Abb. 17), wo die Hallenflure sich gegenüberliegen und die
Vorhalle die ganze Breite einnimmt. Aus dieser Verschiedenheit sowohl
der Seiten wie der Gebäude sieht man ferner, daß die Hallen, je wie es
die Bedürfnisse der Räume erforderten, angebracht sind, nicht vom Hof
aus. Weiter stoßen die Hallenflure nur bei 11 ohne Unterbrechung an-
einander, sonst sind sie an den Ecken immer durch Zimmer — bei 1 durch
eine Türwand — unterbrochen. Darin zeigt sich wieder der konjunktive
Typus des ganzen Hauses, indem die Flügel sozusagen von außen her um
den übrigbleibenden Hof gesetzt sind, im Gegensatz zu dem 'injunktiven'
ägyptischen Typus. Die Unterschiede sind also doch beträchtlich, und der
Weg wird von Ägypten nach Kreta gegangen sein, wo die Umwandlungen
stattgefunden haben, und von hier weiter nach Griechenland und Bo-
ghaz-köi.
Eine Vorhalle läßt sich weiter in Palästina nachweisen: in der West-

i) Curtius, Antike Kunst 26 Abb. 30. 33 Abb. 39; Z. t. Gesch. d.Arch. HI
70 Abb. 2 b, 75 Abb. 4 b; über Pfeiler und Säuien in Ägypten vgi. v. Bissing im
Arch. Anz. 1914, 97 ff.
Ü Über das Peristy! auch Pfuhi, a. a. 0. 207 f. und Leroux, a. a. 0. 239 ff
 
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