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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 48.1923

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Welter, Gabriel: Vom Nikepyrgos
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https://doi.org/10.11588/diglit.29492#0204
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VOM NIKEPYRGOS.

(Hierzu Tafel IV. V.)

Die Frage nach der Entstehungszeit des Niketempels ist
seit Jahrzehnten vielumstritten: die einen wollen ihn vor dem
Propyläenbau, die andern nach ihm entstanden wissen. Jede
dieser beiden Ansichten stützt sich auf eine Reihe ausgezeich-
neter Beobachtungen, die aber keine ausschlaggebende Beweis-
kraft vor der andern zu haben scheint. Den Befund als Ganzes
zu sichten und nach Möglichkeit durch neue Feststellungen zu
erweitern, schien einer Vervollständigung der Fragestellungen
zur Lösung des Problems dienlich zu sein, zumal die epigra-
phischen Quellen in den letzten Jahren eine Bereicherung durch
neue Funde erfahren und wichtige neue Beobachtungen ihre
Chronologie festgelegt haben.

Vier Inschriften geben uns in großen Zügen die Entwicke-
lungsgeschichte des Heiligtums der Athena Nike wieder:

I. Volksbeschluß aus dem Jahre 448. (IG. I ed. min. 24 i;
ctQx. 1897, 174; Dittenberger, Sylloge 3 63 a; Ziehen-
Prott, Leges sacrae 11a; G. Körte, Hermes 1910, 624.) Der
Antrag des Hipponikos umfaßt vier Punkte: 1. Einsetzung einer
Priesterin der Athena Nike, 2. Anbringung einer Türe zum
Temenos nach Angaben des Architekten Kallikrates, 3. Jahres-
gehalt der Priesterin und ihre Beteiligung an der Verteilung der
staatlichen Opfertiere, 4. Bau eines Tempels und eines dazu
gehörigen Altars aus Marmor nach einzureichendem Entwurf
des Architekten Kallikrates. — Der unmittelbar anschließende
Antrag des Histiaios erstreckt sich auf den letzten Punkt des
Antrags des Hipponikos. Danach soll eine Kommission aus drei
Mitgliedern der Bule dem Architekten als Mitarbeiter beigegeben
werden. Daß dieser Antrag, wie geäußert wurde, eine retar-
dierende Absicht verrät, ist nicht der Fall: es handelt sich um
die übliche Tempelbaukommission, die Epistaten, die das Bau-
 
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