NEUE INSCHRIFTEN AUS ATTIKA UND ARGOS 11
Daß in Pikermi überhaupt eine Ansiedlung bestanden hat,
macht die sehr fruchtbare, durch den Pentelikon gegen Norden
geschützte Landschaft mit ihrem immer fließenden Bach von
vornherein wahrscheinlich, und in der Tat haben Finlay 1 und
Leake (Demi of Attica 2 29) noch zahlreiche Reste alter Be-
wohnung gesehen. Leake dachte sich dort Epakria, eine der
alten Zwölfstädte, eine unbeweisbare Annahme, denn Epakria
kann ein Sammelname gewesen sein, wie ‘Tetrapolis’ die vier
Städte der marathonischen Ebene umfaßte. Dagegen zeugen
in der Tat von sehr hohem Alter menschlicher Besiedelung
prähistorische Scherben, die Lehmann-Hartleben und ich im
Schutte jenes Baches fanden, der Pikermi in der paläonto-
logischen Forschung so berühmt gemacht hat. Die Scherben
sind dickwandig, aus grobem Ton, handgemacht und meist
ohne Spuren von Bemalung oder Ritzung, nur ein Stück mit
horizontal durchbohrter breiter Schnuröse dicht unterhalb des
Randes zeigt einen kirschroten, geglätteten Überzug, der stark
an thessalisch-neolithische Keramik erinnert.
Die Spuren späterer Zeit hat die sehr sorgfältige Bebauung
der Gegend fast ganz verwischt. Auch die einzelnen Inschrift-
steine, die Roß (Arch. Aufs. I 223), Joh. Schmidt (A. M. VI 1881,
346 Nr. 25) und Milchhöfer (ebda. XII 1887, 305) gesehen haben,
konnte ich mit Ausnahme des Smikra-Votivs nicht auffinden.
Dagegen wurde mir im Gutshofe das Bruchstück eines rohen
römischen Sarkophages gezeigt, einen nackten Knaben mit Resten
einer Girlande darstellend. Auf dem Hügel nordwestlich der
Mühle, wo man die Akropolis vermuten möchte, die diesem
Demos so wenig gefehlt haben wird wie den meisten iibrigen,
fand ich keine Reste. Recht ansehnlich muß der Ort noch in
byzantinischer Zeit gewesen sein, denn mehrere unzusammen-
hängende Mauern stehen noch aufrecht, und an Stelle der
heutigen Kapelle der Metamorphosis hat eine stattliche Kirche
gestanden. Der große auf der Karte von Attika verzeichnete
Grundriß ist jetzt nicht mehr festzustellen, aber vor der Kapelle
liegen Fragmente byzantinischer Akanthuskapitelle, und eine
dünne monolithe Säule wurde kürzlich beim Pfliigen gefunden.
1 Histor.-topogr. Abhandlungen herausg. von S.F. W. Hoffmann S. 35.
Daß in Pikermi überhaupt eine Ansiedlung bestanden hat,
macht die sehr fruchtbare, durch den Pentelikon gegen Norden
geschützte Landschaft mit ihrem immer fließenden Bach von
vornherein wahrscheinlich, und in der Tat haben Finlay 1 und
Leake (Demi of Attica 2 29) noch zahlreiche Reste alter Be-
wohnung gesehen. Leake dachte sich dort Epakria, eine der
alten Zwölfstädte, eine unbeweisbare Annahme, denn Epakria
kann ein Sammelname gewesen sein, wie ‘Tetrapolis’ die vier
Städte der marathonischen Ebene umfaßte. Dagegen zeugen
in der Tat von sehr hohem Alter menschlicher Besiedelung
prähistorische Scherben, die Lehmann-Hartleben und ich im
Schutte jenes Baches fanden, der Pikermi in der paläonto-
logischen Forschung so berühmt gemacht hat. Die Scherben
sind dickwandig, aus grobem Ton, handgemacht und meist
ohne Spuren von Bemalung oder Ritzung, nur ein Stück mit
horizontal durchbohrter breiter Schnuröse dicht unterhalb des
Randes zeigt einen kirschroten, geglätteten Überzug, der stark
an thessalisch-neolithische Keramik erinnert.
Die Spuren späterer Zeit hat die sehr sorgfältige Bebauung
der Gegend fast ganz verwischt. Auch die einzelnen Inschrift-
steine, die Roß (Arch. Aufs. I 223), Joh. Schmidt (A. M. VI 1881,
346 Nr. 25) und Milchhöfer (ebda. XII 1887, 305) gesehen haben,
konnte ich mit Ausnahme des Smikra-Votivs nicht auffinden.
Dagegen wurde mir im Gutshofe das Bruchstück eines rohen
römischen Sarkophages gezeigt, einen nackten Knaben mit Resten
einer Girlande darstellend. Auf dem Hügel nordwestlich der
Mühle, wo man die Akropolis vermuten möchte, die diesem
Demos so wenig gefehlt haben wird wie den meisten iibrigen,
fand ich keine Reste. Recht ansehnlich muß der Ort noch in
byzantinischer Zeit gewesen sein, denn mehrere unzusammen-
hängende Mauern stehen noch aufrecht, und an Stelle der
heutigen Kapelle der Metamorphosis hat eine stattliche Kirche
gestanden. Der große auf der Karte von Attika verzeichnete
Grundriß ist jetzt nicht mehr festzustellen, aber vor der Kapelle
liegen Fragmente byzantinischer Akanthuskapitelle, und eine
dünne monolithe Säule wurde kürzlich beim Pfliigen gefunden.
1 Histor.-topogr. Abhandlungen herausg. von S.F. W. Hoffmann S. 35.