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WILHELM DÖRPFELD
(sxxvxkstv) ohne Sichtbarwerden des Pfostens möglich war, zwi-
schen zwei Toren im Innern der Skene angebracht sein. Da der
Schacht von Priene gerade inmitten zweier Tore liegt, paßt er
sehr gut zur Aufnahme eines solchen Drehpfostens für einen
Krahn. Gegen eine derartige Bestimmung des Schachtes führt
der Verfasser (S. 69, Anm. 1) an, daß ihm die Maße fiir einen
solchen Drehpfosten nicht angemessen erscheinen, und daß der
Boden des Schachtes keine Vorrichtung zum Drehen, z. B. kein
Pfannenloch aufweise. Dieses Drehloch konnte aber in der
Höhe der Decke des Untergeschosses durch einen eisernen, jetzt
verschwundenen Ring gebildet sein. Da der Drehpfosten, wie
v. G. mit Recht verlangt, bis iiber das Dach reichen mußte,
und da infolgedessen das Eindringen von Regenwasser neben
dem Pfosten kaum zu vermeiden war, mußte fiir Abfluß dieses
Wassers im Untergeschoß gesorgt sein, wie es tatsächlich auf
dem Boden des Schachtes der Fall ist.
Es versteht sich von selbst, daß die großen hölzernen Tor-
fliigel des Obergeschosses geöffnet sein mußten, wenn ein Gott
vermittelst des Krahns herausgedreht werden sollte, und daß
ferner die ganze Oberwand, damit sie als Götterwohnung gedacht
werden konnte, von einem mit Wolken oder blauer Luft be-
maltem Vorhang bedeckt gewesen ist (vgl. die alO-sQta jtläg bei
Euripides, Elektra 1349). Außerdem durften die Tore und
namentlich das mittlere Tor oben nicht mit einem geschlossenen
Balken oder Stein iiberdeckt sein, sondern mußten in der Mitte
eine Öffnung haben, durch die sich das Seil, an dem der Gott
hing, herausbewegen konnte. Mit einer solchen Öffnung habe
ich schon friiher die konsolenartigen Architrave der Skene von
Oropos in Verbindung gebracht. In Priene können die Konsol-
steine der Tore einen gleichen Zweck gehabt haben. Die höl-
zernen Balken iiber ihnen mußten dann ebenfalls auskragen,
um einen mittleren Ausschnitt des Gesimses und Daches zu
ermöglichen.
Die innere Treppe läßt v. G. nur bis zum Fußboden des
Oberstockes reichen (S. 69), doch kann sie sehr wohl auch
weiter bis zum Dach des Oberstockes gefiihrt haben. In diesem
Falle wiirde der angenommene Lift ganz überfliissig sein, weil
die Götter dann viel bequemer auf der oberen Treppe zu der
WILHELM DÖRPFELD
(sxxvxkstv) ohne Sichtbarwerden des Pfostens möglich war, zwi-
schen zwei Toren im Innern der Skene angebracht sein. Da der
Schacht von Priene gerade inmitten zweier Tore liegt, paßt er
sehr gut zur Aufnahme eines solchen Drehpfostens für einen
Krahn. Gegen eine derartige Bestimmung des Schachtes führt
der Verfasser (S. 69, Anm. 1) an, daß ihm die Maße fiir einen
solchen Drehpfosten nicht angemessen erscheinen, und daß der
Boden des Schachtes keine Vorrichtung zum Drehen, z. B. kein
Pfannenloch aufweise. Dieses Drehloch konnte aber in der
Höhe der Decke des Untergeschosses durch einen eisernen, jetzt
verschwundenen Ring gebildet sein. Da der Drehpfosten, wie
v. G. mit Recht verlangt, bis iiber das Dach reichen mußte,
und da infolgedessen das Eindringen von Regenwasser neben
dem Pfosten kaum zu vermeiden war, mußte fiir Abfluß dieses
Wassers im Untergeschoß gesorgt sein, wie es tatsächlich auf
dem Boden des Schachtes der Fall ist.
Es versteht sich von selbst, daß die großen hölzernen Tor-
fliigel des Obergeschosses geöffnet sein mußten, wenn ein Gott
vermittelst des Krahns herausgedreht werden sollte, und daß
ferner die ganze Oberwand, damit sie als Götterwohnung gedacht
werden konnte, von einem mit Wolken oder blauer Luft be-
maltem Vorhang bedeckt gewesen ist (vgl. die alO-sQta jtläg bei
Euripides, Elektra 1349). Außerdem durften die Tore und
namentlich das mittlere Tor oben nicht mit einem geschlossenen
Balken oder Stein iiberdeckt sein, sondern mußten in der Mitte
eine Öffnung haben, durch die sich das Seil, an dem der Gott
hing, herausbewegen konnte. Mit einer solchen Öffnung habe
ich schon friiher die konsolenartigen Architrave der Skene von
Oropos in Verbindung gebracht. In Priene können die Konsol-
steine der Tore einen gleichen Zweck gehabt haben. Die höl-
zernen Balken iiber ihnen mußten dann ebenfalls auskragen,
um einen mittleren Ausschnitt des Gesimses und Daches zu
ermöglichen.
Die innere Treppe läßt v. G. nur bis zum Fußboden des
Oberstockes reichen (S. 69), doch kann sie sehr wohl auch
weiter bis zum Dach des Oberstockes gefiihrt haben. In diesem
Falle wiirde der angenommene Lift ganz überfliissig sein, weil
die Götter dann viel bequemer auf der oberen Treppe zu der