DOI Heft:
III. Kleine Mitteilungen zur Geschichte Königsteins
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.70113#0141
III.
Kleine Mitteilungen zur Geschichte Königsteins.
Von
Dr. Widmann.
1) Der Verein besitzt zwei Gerichtsbücher aus Königstein im Taunus,
von denen das ältere im Jahr 1437 begonnen wurde, aber Einträge bis 1570
enthält, das jüngere von 1539—1604 reicht. Aus dem ersteren, inhaltlich be-
deutenderen, ist bereits im Bd. VII, 2 der Ann., pag. 229, eine das Kogelhaus
zu Königstein betreffende Urkunde von 1540 von Herrn Dr. Schalck mit-
geteilt. Durch den Umstand, dass in der Handschrift die zwei letzten Zeilen
der ersten Seite mit den nämlichen Worten „her Johan“ schliessen, fiel eine
ganze Zeile aus, welche die Namen zweier Kogelherren enthält. Die aus-
gefallenen Worte sind gesperrt gedruckt: .... „sein an heud dato für vns
schultess vnd gericht zu Königstein erschienen her Johan Bing parher,
her Niclas Post capplan, her Johan Hoffheim pater“ etc.
Johann Bing hatte 1538 vergeblich um die Erlaubnis sich verehelichen
zu dürfen, nachgesucht. Der abschlägige Bescheid ist darum von Interesse,
weil er von dem als Gönner des Flacius Illyriens bekannten Grafen Ludwig
von Stollberg-Königstein erteilt wurde ’). Bing bekennt sich in seinem Ann.
Bd. VII, 2. pag. 224 mitgeteilten Schreiben offen als Anhänger der neuen
Lehre. Es ging im Kogelhaus zu Königstein dieselbe Bewegung vor, wie
zu derselben Zeit im Butzbacher Markusstift. Vielleicht stehen sogar die
Bewegungen in beiden Häusern und in Marienthal2) zu Gunsten der Reformation
in engerem Zusammenhang. Denn wir finden in Butzbach im Jahre 1535
einen evangelisch gesinnten Kogelherrn namens Konrad Stotzenbach
Mosbachensis, den der dortige Probst Leonhard3), ein kranker Mann, hatte
predigen lassen. Dieser Mann starb 1573 am 27. Juli über 80 Jahre alt.
In der Notiz über seinen Tod, welche sich in dem Kirchenbuch von Butzbach
findet, wird er als ehemaliger Kogelherr zu Königstein bezeichnet4).
*) Vgl. Keller, Gesch. Nassaus, pag. 114. — 2) Daselbst war der Probst Heinrich
von Burken der Reformation zugethan. — 3) Er suchte seine Gesundheit im „Wiessbad“
wieder zu erlangen, starb aber schon 1539. — 4) Diese Bemerkungen sind Krätzingers Gesch.
d. Kugelhauses zu Butzbach in d. Archiv f. liess. Gesch. X, pag. 71, 80, 88, 89 entnommen.
Kleine Mitteilungen zur Geschichte Königsteins.
Von
Dr. Widmann.
1) Der Verein besitzt zwei Gerichtsbücher aus Königstein im Taunus,
von denen das ältere im Jahr 1437 begonnen wurde, aber Einträge bis 1570
enthält, das jüngere von 1539—1604 reicht. Aus dem ersteren, inhaltlich be-
deutenderen, ist bereits im Bd. VII, 2 der Ann., pag. 229, eine das Kogelhaus
zu Königstein betreffende Urkunde von 1540 von Herrn Dr. Schalck mit-
geteilt. Durch den Umstand, dass in der Handschrift die zwei letzten Zeilen
der ersten Seite mit den nämlichen Worten „her Johan“ schliessen, fiel eine
ganze Zeile aus, welche die Namen zweier Kogelherren enthält. Die aus-
gefallenen Worte sind gesperrt gedruckt: .... „sein an heud dato für vns
schultess vnd gericht zu Königstein erschienen her Johan Bing parher,
her Niclas Post capplan, her Johan Hoffheim pater“ etc.
Johann Bing hatte 1538 vergeblich um die Erlaubnis sich verehelichen
zu dürfen, nachgesucht. Der abschlägige Bescheid ist darum von Interesse,
weil er von dem als Gönner des Flacius Illyriens bekannten Grafen Ludwig
von Stollberg-Königstein erteilt wurde ’). Bing bekennt sich in seinem Ann.
Bd. VII, 2. pag. 224 mitgeteilten Schreiben offen als Anhänger der neuen
Lehre. Es ging im Kogelhaus zu Königstein dieselbe Bewegung vor, wie
zu derselben Zeit im Butzbacher Markusstift. Vielleicht stehen sogar die
Bewegungen in beiden Häusern und in Marienthal2) zu Gunsten der Reformation
in engerem Zusammenhang. Denn wir finden in Butzbach im Jahre 1535
einen evangelisch gesinnten Kogelherrn namens Konrad Stotzenbach
Mosbachensis, den der dortige Probst Leonhard3), ein kranker Mann, hatte
predigen lassen. Dieser Mann starb 1573 am 27. Juli über 80 Jahre alt.
In der Notiz über seinen Tod, welche sich in dem Kirchenbuch von Butzbach
findet, wird er als ehemaliger Kogelherr zu Königstein bezeichnet4).
*) Vgl. Keller, Gesch. Nassaus, pag. 114. — 2) Daselbst war der Probst Heinrich
von Burken der Reformation zugethan. — 3) Er suchte seine Gesundheit im „Wiessbad“
wieder zu erlangen, starb aber schon 1539. — 4) Diese Bemerkungen sind Krätzingers Gesch.
d. Kugelhauses zu Butzbach in d. Archiv f. liess. Gesch. X, pag. 71, 80, 88, 89 entnommen.