130
stein des Bergfried ist ihnen durchaus verwandt.) Von den uns überlieferten
Baudaten kann daher allein das Jahr 1487 in Betracht kommen und müssen
wir diesen „Schnecken" als unter Berthold von Henneberg entstanden ansehen.
Dadurch ist auch, wie gleich noch zu erläutern sein wird, ein Anhalt für die
Bauzeit der grossen Bogenkonstruktion am Palas gewonnen. Diese 3 grossen
Segmentbögen aus Backsteinen von 6 X 15 X 30 cm ragen 60 cm vor die
Flucht des Gebäudes und stützen sich — abgesehen vom Bergfried -—# auf
3 Pfeiler43), welche nach Massgabe des noch fast ganz erhaltenen mittleren zweimal
in Schrägen abgesetzt waren. Von dem Profil am zweiten (oberen) Absatz mit
Wassernase und Kehle ist am mittleren Pfeiler gerade noch ein Stück erhalten,
eben noch genügend, um diese Teile danach rekonstruieren zu können. Von
diesen Pfeilern ist der westliche äusserlich von besonderer Mächtigkeit, innen
aber hohl. Wie schon bemerkt, diente er als Abort, für welche Annahme
—• abgesehen von dem durch die Situation gegebenen Bedarf an dieser Stelle —
verschiedene analoge Fälle als Beleg dienen.44)
Erhalten ist von dem Pfeiler nur noch der obere Teil, welcher jetzt erker-
artig überhängt, einzig durch die Bindekraft des Mörtels gehalten. An diesem
hat es daher sicher nicht gelegen, dass sein unterer Teil weggestürzt ist, viel-
mehr daran, dass er nachträglich und in Eile dem Palas und dem südwestlichen
Rundturm angebaut worden und bei oberflächlicher Fundamentierung und
mangelhaft hergestelltem Verband mit dem Hauptkörper wahrscheinlich durch
die Art seiner Benutzung und Hochwasser an seinem Fusse geschädigt worden.
Diese inneren Gründe waren es augenscheinlich, die seinen Unterteil so zu Fall
gebracht, nicht der Brand von 1634. Der nicht ursprüngliche Verband und
der in der Höhlung des Pfeilers sichtbare, durchlaufende Bogenfries des Turmes
dahinter beweisen unzweifelhaft die spätere Anfügung der ganzen Konstruktion.
Auch der östliche Pfeiler ist aus den gleichen Gründen eingestürzt und
zwar bis dicht an den Kämpfer der Bögen, welch letztere aber unterwärts
unversehrt sind. Für seinen oberen Teil mag nun gerade jene innere Durch-
brechung mittels eines Verbindungsganges nach der Wendeltreppe verhängnisvoll
geworden sein; dass er aber bis zum Grunde herab niedergestürzt ist, während
die Treppe zum Teil stehen blieb, ist Beweis genug, dass die Treppe besseres
Fundament hatte und er auch mit dieser nicht in einem Gusse gebaut, sondern
letztere ihm nachträglich angefügt worden. Dies geht auch daraus hervor, dass
der Bogen völlig intakt geblieben und keine Spur einer Verbindung mit dem
Treppenturm zeigt, obwohl derselbe bis zu ihm herauf reichte. Wir kommen
also betreffs der Bogenkonstruktion auf eine Bauperiode, welche der Bertholds
voranging. Nach den auf uns gekommenen Nachrichten von Bauunternehmungen
kann dies nur das Jahr 1410 gewesen sein, in welchem, wie wir sahen, Erz-
bischof Johann II. sein opus somptuosum errichtete.
Die ganze gewaltig wirkende Bogenkonstruktion konnte in dieser Höhe
des allerdings wenig tiefen Wohngebäudes nicht den Zweck haben, etwa die
48) Lotz a. a. O. spricht irrtümlich von Kragsteinen, auf welchem die Stichbögen ruhen.
") So beispielsweise auf der Salzburg bei Neustadt a. d. S. (siehe Ebhardt, Die
deutschen Burgen), namentlich aber Burg Sargans bei Ragatz in St. Gallen (Denkmalspflege III. 90).
stein des Bergfried ist ihnen durchaus verwandt.) Von den uns überlieferten
Baudaten kann daher allein das Jahr 1487 in Betracht kommen und müssen
wir diesen „Schnecken" als unter Berthold von Henneberg entstanden ansehen.
Dadurch ist auch, wie gleich noch zu erläutern sein wird, ein Anhalt für die
Bauzeit der grossen Bogenkonstruktion am Palas gewonnen. Diese 3 grossen
Segmentbögen aus Backsteinen von 6 X 15 X 30 cm ragen 60 cm vor die
Flucht des Gebäudes und stützen sich — abgesehen vom Bergfried -—# auf
3 Pfeiler43), welche nach Massgabe des noch fast ganz erhaltenen mittleren zweimal
in Schrägen abgesetzt waren. Von dem Profil am zweiten (oberen) Absatz mit
Wassernase und Kehle ist am mittleren Pfeiler gerade noch ein Stück erhalten,
eben noch genügend, um diese Teile danach rekonstruieren zu können. Von
diesen Pfeilern ist der westliche äusserlich von besonderer Mächtigkeit, innen
aber hohl. Wie schon bemerkt, diente er als Abort, für welche Annahme
—• abgesehen von dem durch die Situation gegebenen Bedarf an dieser Stelle —
verschiedene analoge Fälle als Beleg dienen.44)
Erhalten ist von dem Pfeiler nur noch der obere Teil, welcher jetzt erker-
artig überhängt, einzig durch die Bindekraft des Mörtels gehalten. An diesem
hat es daher sicher nicht gelegen, dass sein unterer Teil weggestürzt ist, viel-
mehr daran, dass er nachträglich und in Eile dem Palas und dem südwestlichen
Rundturm angebaut worden und bei oberflächlicher Fundamentierung und
mangelhaft hergestelltem Verband mit dem Hauptkörper wahrscheinlich durch
die Art seiner Benutzung und Hochwasser an seinem Fusse geschädigt worden.
Diese inneren Gründe waren es augenscheinlich, die seinen Unterteil so zu Fall
gebracht, nicht der Brand von 1634. Der nicht ursprüngliche Verband und
der in der Höhlung des Pfeilers sichtbare, durchlaufende Bogenfries des Turmes
dahinter beweisen unzweifelhaft die spätere Anfügung der ganzen Konstruktion.
Auch der östliche Pfeiler ist aus den gleichen Gründen eingestürzt und
zwar bis dicht an den Kämpfer der Bögen, welch letztere aber unterwärts
unversehrt sind. Für seinen oberen Teil mag nun gerade jene innere Durch-
brechung mittels eines Verbindungsganges nach der Wendeltreppe verhängnisvoll
geworden sein; dass er aber bis zum Grunde herab niedergestürzt ist, während
die Treppe zum Teil stehen blieb, ist Beweis genug, dass die Treppe besseres
Fundament hatte und er auch mit dieser nicht in einem Gusse gebaut, sondern
letztere ihm nachträglich angefügt worden. Dies geht auch daraus hervor, dass
der Bogen völlig intakt geblieben und keine Spur einer Verbindung mit dem
Treppenturm zeigt, obwohl derselbe bis zu ihm herauf reichte. Wir kommen
also betreffs der Bogenkonstruktion auf eine Bauperiode, welche der Bertholds
voranging. Nach den auf uns gekommenen Nachrichten von Bauunternehmungen
kann dies nur das Jahr 1410 gewesen sein, in welchem, wie wir sahen, Erz-
bischof Johann II. sein opus somptuosum errichtete.
Die ganze gewaltig wirkende Bogenkonstruktion konnte in dieser Höhe
des allerdings wenig tiefen Wohngebäudes nicht den Zweck haben, etwa die
48) Lotz a. a. O. spricht irrtümlich von Kragsteinen, auf welchem die Stichbögen ruhen.
") So beispielsweise auf der Salzburg bei Neustadt a. d. S. (siehe Ebhardt, Die
deutschen Burgen), namentlich aber Burg Sargans bei Ragatz in St. Gallen (Denkmalspflege III. 90).