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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 35.1905(1906)

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Beck, Ludwig: Die Familie Remy und die Industrie am Mittelrhein
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https://doi.org/10.11588/diglit.70482#0042
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L. Beck

Durch den Gegensatz zwischen Trierisch und Wiedisch wurde der Zu-
sammenhang der Gesamtzunft immer mehr gelockert. Besonders eifersüchtig
waren die trierische und die wiedische Zunft bei Vergebung der Kruglieferungen
für den Mineralwasserversand, der immer wichtiger wurde. Infolge dessen
nahm die Zahl der Eulner fortwährend zu. In Grenzhausen hatte ihre Zahl
1701 19 betragen, 1740 zählte man 51, 1769: 92.25) Der Bedarf an Sauer-
wasserkrügen betrug 1754 600 000 Stück, 1764 800000, 1766 900000
Stück. In diesem Jahre bestanden bereits eine kurfürstliche Kameralfabrik,
die den Zünften grossen Abbruch tat. Von den 900000 Krügen wurden 200000
der Kameralfabrik, 700000 der Zunft zur Anfertigung zugewiesen. Auch
dies trug zur Auflösung der Zunft bei. 1769 wurde die alte Zunftordnung von
1643 aufgehoben, angeblich weil sie gegen die Reichsverordnung über die
Handwerksmissbräuche vom 4. Sept. 1731 verstosse, in Wahrheit, weil der Zu-
sammenhang in der Zunft aufgehört hatte und die trierischen Eulner die
Separation wollten. Von nun an war die trierische und die wiedische Zunft wirk-
lich getrennt. Es dauerte aber jahrelang, ehe neue Zunftordnungen zustande
kamen. Einstweilen behalf man sich mit Verordnungen. In der Zunft war
manches anders geworden. Die vermehrten schriftlichen Arbeiten wurden einem
besonderen Zunftschreiber, als einem bezahlten Beamten der ganzen Zunft
übertragen. Als erster Zunftschreiber, der bald eine einflussreiche Persönlich-
keit wurde, erscheint seit 1758 Peter Remy zu Höhr, der selbst ein angesehener
Kannenbäckermeister w’ar. In seinem Hause wurden die Zunftversammlungen
abgehalten. Ihm lag besonders die Führung der Zunftprotokolle und die Aus-
fertigungen über die Meisterprüfungen, sowie die Korrespondenz ob.
Wie zahlreich die Familie Remy in Höhr und Grenzhausen vertreten war,
haben wir oben gesehen. Sie hatte sich auch in Hilgert, Mogendorf, Bendorf
und anderen Orten ausgebreitet. An den letzteren Orten befassten sie sich
mehr mit Krugbacken, während die zu Grenzhausen und Höhr sich davon fern-
hielten und ihre angesehenere Tätigkeit als Kannenbäcker fortsetzten. Als
Zunftmeister werden in den sechziger Jahren genannt Jacob Remy 1760,
Andreas Remy in Grenzhausen und Mogendorf 1761, Wilhelm Remy alter und
Wilhelm Remy junger in Grenzhausen.
1766 wurde in der Zunft die .Frage erwogen, ob es nicht vorteilhafter
sei die Ransbacher Erde wie früher an die Holländer zu verkaufen. Sodann
wird berichtet, dass die kurfürstliche Kameralfabrik äusser trierischer Erde auch
Bendorfer und Neuwieder Erde brauche. 1769 wird eine trierische Kameral-
Krugfabrik zu Arzbach unter der Leitung von Mathias Gerhard erwähnt.
Am 4. März 1769 wurde eine Liste aller Angehörigen der wiedischen
Eulnerzunft aufgestellt, die sich im nassauischen Staatsarchiv befindet. Sie ist
ebenso wichtig für die Zustände der Zunft, als für die Familie Remy, denn
von den 107 Zunftgenossen in Grenzhausen waren 25 Remy. Wir teilen deren
Namen und Charakteristik mit.
25) Nach einer anderen Nachricht zählte 1769 die ■wiedische Zunft in Grenzhausen 107,
in Hilgert 38 Mitglieder. Die Gesamtzahl der erzstiftlichen Zunft betrug 400.
 
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