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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 35.1905(1906)

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Croon, Gustav: Die St. Hubertus-Rittergesellschaft der Grafen von Sayn
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https://doi.org/10.11588/diglit.70482#0294
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Die St. Hubertus-Rittergesellschaft der
Grafen von Sayn.
Von
Gustav Groom

Unser heutiges Ordenswesen geht zurück auf die alten ritterlichen Ordens-
gesellschaften des Mittelalters. Die Wurzeln der Ritterorden scheinen im süd-
lichen Frankreich, vornehmlich in Burgund, und in Spanien zu liegen, und
wie die ganze ritterliche Kultur Europas einer gemeinsamen Quelle entstammt,
so müssen auch unsere deutschen Rittergesellschaften ihren Ursprung auf
ausserdeutsche Einflüsse zurückführen.1) Es ist anzunehmen, dass die ältesten
Gesellschaften aus Waffenbrüderschaften zwischen einzelnen Rittern hervor-
gegangen sind. Aus diesen Anfängen entwickelten sich drei den Zwecken
nach verschiedene Gruppen, die vorwiegend christlichen Ideen dienenden geist-
lichen oder weltlichen Orden, die zur Wahrung ritterlichen Geistes ent-
standenen Turniergesellschaften und die mehr politischen und sozialen Zwecken
nachstrebenden Gesellschaften von Gleichberechtigten oder von Fürsten und
Untergebenen.
In Deutschland ergibt sich als der Hauptanlass zur Entstehung von Ritter-
gesellschaften mit politischen und sozialen Zwecken die eigenartige Zersetzung
der Zentralgewalt des deutschen Reiches, dessen politischer Verfall jeder
ständischen Sonderentwicklung günstig war. Die unter kaiserlicher Autorität
oder ohne dieselbe geschlossenen Landfriedensbünde, die Verbindungen der
Städte, insbesondere der grosse schwäbische Bund im Jahre 1376 zeigten, wie
erfolgreich die Selbsthilfe für die Beteiligten war. Der niedere Adel zog aus
diesen Vereinigungen die Lehre, wie er seine Selbständigkeit gegen Fürsten
und Städte sichern konnte und gründete eigene Verbindungen. Dass diese
genossenschaftliche Bewegung im Ritterstande von dauerndem Erfolge begleitet
sein konnte, zeigt die Geschichte der Reichsritterschaft. Eine grosse Zahl von
’) Ausführliche Literaturangaben zur Geschichte der Ritterorden s. bei W. J. Wippet,
Die Ritterorden. Berlin 1817. — Landau, Die Rittergesellschaften in Hessen während des
14. und 15. Jahrhunderts. Kassel 1840. — Roth von Schreckenstein, Die Ritterwürde
und der Ritterstand. Freiburg 1886. — Derselbe. Geschichte der ehemaligen freien Reichs-
ritterschaft. Tübingen 1859, 1871. — Johann Heinrich Zedler’s Universallexikon,
Leipzig und Halle 1742, Artikel: Ritterorden.
 
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