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L. Beck
Die Vettern in Bendorf waren die Teilhaber der Firma Remy, Hoffmann
u. Co., nämlich die drei Brüder Wilhelm Gideon, Louis und Ferdinand
Remy. Von diesen leitete der ältere Wilhelm das Geschäft. Ferdinand hatte
sich nach England begeben, um dort das Puddelverfahren kennen zu lernen. Er
trug sich also vermutlich mit ähnlichen Plänen, wie seine Vettern vom Rassel-
stein. Im Frühjahr 1824 nahm er dann an den Versuchen auf dem Rasselstein
teil. Im August wurde über die Beteiligung der Herrn Remy, Hoffmann & Co.
verhandelt. Sie verlangten, dass das Puddelwerk von dem übrigen Betrieb des
Rasselstein abgezweigt und unter die selbständige Leitung von Ferdinand Remy
gestellt werde. Auf diese und noch andere Zumutungen wollten sich die
Rasselsteiner nicht einlassen. „Zumuthungen“, schreibt Christian am 30. August
1824 an seinen Vetter Wilhelm Remy in Bendorf, „die uns allen Vortheil des
neuen Unternehmens entziehen würden. Was würde man denken, nachdem wir
seit 4 Jahren vor allen Augen auf die Puddelofen-Errichtung
losgearbeitet und die nöthigen Vorbereitungen dazu gemacht, ich jetzt,
nach erreichtem Ziel, auf unsrem eignen Werk spazieren ginge und mich um
nichts bekümmern dürfte?“ Ferdinand Remy bestand aber darauf, dass ihm
die Leitung übertragen würden. „Er wollte“, schreibt Christian Remy, „meinem
Bruder und mir beinah jeden Antheil an der Direction des Geschäfts nehmen,
welches durch uns ebensowohl und vielleicht besser als durch ihn selbst errichtet
werden konnte. Wir konnten dieses unserer Ehre wegen nicht zugeben und
wir haben gewiss wohl daran gethan“.
Da keine Verständigung erzielt wurde, zog sich Ferdinand und mit ihm
die Bendorfer Firma im August 1824 von dem Unternehmen zurück. Die
Remy auf dem Rasselstein waren also wieder auf sich selbst angewiesen und
sie setzten nun das angefangene Unternehmen allein fort, so gut dies ging.
Eine grosse Hilfe war ihnen die Auszahlung der von der preussischen Regierung
ausgesetzten Prämie von 5000 fl. und die fünf Vergünstigungsjahre für Stein-
kohlen, wodurch sie diese zum Selbstkostenpreis bezogen. Die Frist dafür
wurde bis zum 3. August 1831 erstreckt. Um diese Vergünstigung besser
ausnutzen zu können, suchten sie zur Ausdehnung ihres Betriebes ein Kapital
von 50 000 ff. und wandten sich deshalb am 20. Januar 1827 an den vor-
genannten van Ryckevorsel in Rotterdam. Der jüngere Bruder Friedrich, der
mit diesem befreundet war, stand im Begriff, deshalb nach Holland zu reisen,
als ihn das Unglück traf, dass er sich im Walzwerk eine Verletzung zuzog,
an deren Folgen er starb. Der 38 jährige hinterliess eine Frau mit zwei kleinen
Kindern, für die Christian jetzt ebenfalls sorgen musste. Van Ryckevorsel lehnte
eine Beteiligung ab. Christian Remy erhielt aber das für die Fortführung des
Unternehmens nötige Kapital von seinem Schwager F. Freudenberg, der von
Gödecke’s Antheil übernahm und in die Firma eintrat.
Ferdinand Remy fasste, nachdem er sich von seinen Vettern zurück-
gezogen hatte, den Plan, für sich selbst ein Puddel- und Walzwerk zu erbauen und
suchte nach einer Wasserkraft, stark und stetig genug, um sein geplantes
Werk zu betreiben. Viel wanderte er umher durch Westerwald und Eifel;
letztere mit ihren reichen, nach der Mosel gehenden Zuflüssen erregte seine
L. Beck
Die Vettern in Bendorf waren die Teilhaber der Firma Remy, Hoffmann
u. Co., nämlich die drei Brüder Wilhelm Gideon, Louis und Ferdinand
Remy. Von diesen leitete der ältere Wilhelm das Geschäft. Ferdinand hatte
sich nach England begeben, um dort das Puddelverfahren kennen zu lernen. Er
trug sich also vermutlich mit ähnlichen Plänen, wie seine Vettern vom Rassel-
stein. Im Frühjahr 1824 nahm er dann an den Versuchen auf dem Rasselstein
teil. Im August wurde über die Beteiligung der Herrn Remy, Hoffmann & Co.
verhandelt. Sie verlangten, dass das Puddelwerk von dem übrigen Betrieb des
Rasselstein abgezweigt und unter die selbständige Leitung von Ferdinand Remy
gestellt werde. Auf diese und noch andere Zumutungen wollten sich die
Rasselsteiner nicht einlassen. „Zumuthungen“, schreibt Christian am 30. August
1824 an seinen Vetter Wilhelm Remy in Bendorf, „die uns allen Vortheil des
neuen Unternehmens entziehen würden. Was würde man denken, nachdem wir
seit 4 Jahren vor allen Augen auf die Puddelofen-Errichtung
losgearbeitet und die nöthigen Vorbereitungen dazu gemacht, ich jetzt,
nach erreichtem Ziel, auf unsrem eignen Werk spazieren ginge und mich um
nichts bekümmern dürfte?“ Ferdinand Remy bestand aber darauf, dass ihm
die Leitung übertragen würden. „Er wollte“, schreibt Christian Remy, „meinem
Bruder und mir beinah jeden Antheil an der Direction des Geschäfts nehmen,
welches durch uns ebensowohl und vielleicht besser als durch ihn selbst errichtet
werden konnte. Wir konnten dieses unserer Ehre wegen nicht zugeben und
wir haben gewiss wohl daran gethan“.
Da keine Verständigung erzielt wurde, zog sich Ferdinand und mit ihm
die Bendorfer Firma im August 1824 von dem Unternehmen zurück. Die
Remy auf dem Rasselstein waren also wieder auf sich selbst angewiesen und
sie setzten nun das angefangene Unternehmen allein fort, so gut dies ging.
Eine grosse Hilfe war ihnen die Auszahlung der von der preussischen Regierung
ausgesetzten Prämie von 5000 fl. und die fünf Vergünstigungsjahre für Stein-
kohlen, wodurch sie diese zum Selbstkostenpreis bezogen. Die Frist dafür
wurde bis zum 3. August 1831 erstreckt. Um diese Vergünstigung besser
ausnutzen zu können, suchten sie zur Ausdehnung ihres Betriebes ein Kapital
von 50 000 ff. und wandten sich deshalb am 20. Januar 1827 an den vor-
genannten van Ryckevorsel in Rotterdam. Der jüngere Bruder Friedrich, der
mit diesem befreundet war, stand im Begriff, deshalb nach Holland zu reisen,
als ihn das Unglück traf, dass er sich im Walzwerk eine Verletzung zuzog,
an deren Folgen er starb. Der 38 jährige hinterliess eine Frau mit zwei kleinen
Kindern, für die Christian jetzt ebenfalls sorgen musste. Van Ryckevorsel lehnte
eine Beteiligung ab. Christian Remy erhielt aber das für die Fortführung des
Unternehmens nötige Kapital von seinem Schwager F. Freudenberg, der von
Gödecke’s Antheil übernahm und in die Firma eintrat.
Ferdinand Remy fasste, nachdem er sich von seinen Vettern zurück-
gezogen hatte, den Plan, für sich selbst ein Puddel- und Walzwerk zu erbauen und
suchte nach einer Wasserkraft, stark und stetig genug, um sein geplantes
Werk zu betreiben. Viel wanderte er umher durch Westerwald und Eifel;
letztere mit ihren reichen, nach der Mosel gehenden Zuflüssen erregte seine