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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 38.1908(1909)

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Korf, August: Beiträge zur Kirchen- und Schulgeschichte des Dorfes Falkenstein i. T.
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https://doi.org/10.11588/diglit.70483#0053
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Beiträge zur Kirchen- und Schulgeschichte des Dorfes Falkenstein i. T. 45
Auch dem Fürsten Karl schien jetzt das ganze Vorhaben bedenklicher
als zuvor. Zunächst setzte er den Kurfürsten von Mainz in einem Schreiben
vom 15. April von der geplanten Einführung des evangelischen Gottesdienstes
in Kenntnis. Er schrieb: „Hochwürdigster Fürst, Hochgeehrter Churfürst und
Herr! Euer Liebden dürfte nicht unbekannt seyn, dass in dem vom Fürst-
lichen Gesamthaus Nassau anfänglich denen von Cronberg und letztlich denen
von Bettendorf zu Lehen gegebenen Ort Nörings oder Neufalckenstein die
Evangelische Religion vor und in dem Entscheidungs-Jahr in alleiniger öffent-
licher Übung gewesen, diese aber in den sehr fatalen dreysig-jährigen Kriegs-
zeiten und zwar in dem Jahr 1626 eine solche Abänderung erlitten habe, dass
nicht nur denen Catholischen Einwohnern der Mitgebrauch der Evangelischen
Kirche zu ihrer Religions - Übung gegen den Willen der evangelischen Ein-
wohner gestattet, und das Evangelische Schulgebäude selbigen ebenfalls ein-
geräumet, sondern auch die Evangelische Pfarrey- und Schul-Intraden
respective einen Catholischen Geistlichen zu Königstein, welcher von dortenaus
die Sacra zu Nörings versiehet und einem catholischen Schulmeister zugewendet
worden und dass es hierbey auch nach erfolgtem Westphälischen Frieden
aller bey der zur friedensschlussmäsigen Execution angeordnet gewesene Reichs
Deputation von denen damahligen Nassauischen Vasallen sowohl als der Lehens-
herrschaft selbst beschehenen triftigsten Vorstellungen ohngeachtet, nicht allein
verblieben sein, sondern auch die nachherige Vasallen von Bettendorff die
Evangelische Einwohner von dem ihnen bis dahin noch vergönnt gewesenen
Mitgebrauch ihrer Kirche ganz ausgeschlossen und ihnen von ihrem vorherigen
alleinigen Religions Exercitio nichts als die Erlaubnis, ihren Gottesdienst in
dem nahe gelegenen Städtchen Cronenburg abzuwarten, übrig gelassen haben.
Wann nun aber dieser Ort Nöhrings nach dem im August 1773 erfolgten
Ableben des letzten Vasalli von Bettendorff meinem fürstlichen Gesamthaus
als ein von demselben reterirtes Lehen wiederum heimgefallen, und ich mich
dahero denen dasigen Evangelischen Unterthanen, nach ihrem sehnlichen
Wunsch und Verlangen ihr freyes Religions-Exercitium wieder zu verschaffen
verbunden erachtet, und zu dem Ende einen Evangelisch-Lutherischen Prediger,
welchem zugleich auch die Information der von Evangelischen Eltern ge-
bohrenen und bei gemischten Ehen von einem Evangelischen Vatter gezeugten
Kinder mit übertragen werden, im gedachten Ort Nörings und zwar vorerst
in dem Maase anstellen zu lassen gesonnen bin, dass denen dasigen neuerlich
angepflanzten Catholischen Unterthanen noch in so lang der Mitgebrauch der
dasigen Kirche gestattet seyn soll, bis der gesamte Religions-Zustand zu
Nörings nach der reichsfriedensschlussmäsigen Norm vollkommen wieder her-
gestellt worden sein wird.
Als gebe mir die Ehre, Euer Liebden hiervon freundnachbarlich zu be-
nachrichtigen und zugleich die Versicherung derjenigen Hochachtungsvollen
Erneuern mit welcher ohnausgesetzt beharre
Biebrich, den löten April Euer Lbd. Ergebenster Diener
1775 Carl Fürst zu Nassau.“112)

112) Ebd., Bl. 18.
 
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