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Belege angeführt41); wir haben oben auf ägyptische Umhängsei von
gleicher Beschaffenheit hingewiesen. Hiermit sind die Reliefdarstel-
lung der Hand auf griechischen und römischen Grab- und Votiv-
steinen, die Hände aus verschiedenartigem Material, die man in
antiken Gräbern gefunden42), unzweifelhaft in Zusammenhang zu
setzen.
Zum Schluss ein Wort über den Pinienzapfen, den wir ver-
muthungsweise zwischen den Fingern der Hand Taf. III 1, 2 und
auf der Spitze der darunter abgebildeten annahmen, und mit dem
A1) Die Araber pflegen heute noch über ihrer Thüre eine flache Hand als
Talisman zum Schutz wider feindselige Mächte, insbesondere wider das böse
Auge anzubringen; vgl. Journ. asiat. 1838 S. 242, La Marmora sopra alcune antichitä
sarde S. 80, Berger Gaz. archiol. II 119, Lenormant ebenda III 37.
42) Mit den Elfenbeinhänden von Palestrina ist eine marmorne Hand, in einem
griechischen Grab gefunden, zusammenzustellen. Vgl. Bullett. delV Inst. arch. 1868
S. 165, wo Pervanoglu folgendermassen berichtet: Di genere mortuario sono pure
due altri oggetti di non commune Interesse, trovati ancK essi in unä camera sepolcrale
presso Tebe ed acquistati dalla societä archeologica. II primo h una mano di marmo
di ottimo lavoro e conservazione di naturale grandezza; dal polso in poi essa finisce
in una specie di rampino con una bella testa di cigno. La mano e aperta e sulla
palma vi e una rotonda incavatura. Der andere Gegenstand, welcher im selben
Grab gefunden wurde, ist eine sehr fein aus Marmor gearbeitete Muschel (vgl. Jahn
a. a. 0. 80, auch M. Müller Kalidäsa S. 76, u. A.), die durch einen zugehörigen Deckel
als Gefäss ausgewiesen wird. Hieraus schliesst Pervanoglu, dass auch die Hand
a qualche manza mortuaria a noi ignota gedient habe. In einem norischen Grab-
hügel in Steiermark wurden zwei aus Bronzeblech geschnittene und mit punktirten
Linienomamenten versehene flache Hände vorgefunden; sie standen daselbst auf-
recht in die Höhe, aber ein am zugespitzten Pulsende der einen angebrachtes Loch
schien zu beweisen, dass beide zum Aufhängen bestimmt waren. Sie sind abgebildet
im Archiv f. Kunde österr. Geschichtsquellen Bd. 29 (1863) S. 235, besprochen von
Weinhold in den Mittheil. d. histor. Vereins f. Steiermark Heft 16 (1861) S. 268 ff.,
wo hölzerner Hände, die nebst hölzernen Füssen zu Seiten der Leichen auf dem
Todtenfeld von Oberflacht in Schwaben gefunden worden, Erwähnung geschieht.
Für diese auf altgermanischem Glauben beruhende und nach manchen Spuren weit
verbreitete Mitgabe von Holzfuss und Holzhand ins Grab hat gewiss die Erklärung
von Weinhold (a. a. 0., vgl. auch desselben Altnord. Leben S. 494 f., Simrock
deutsche Mythol. 3 S. 249) u. A., dass sie als Zoll für den Todtenfährmann dienen
seilten, ihre Giltigkeit. Ob sie aber auch auf jene Blechhände, welche aus man-
chen Gründen sich eher den vorerwähnten Beispielen anzuschliessen scheinen, An-
wendung finden, möchte ich noch bezweifeln. — Diese Hände im Grabe, auf dem
Grabe erinnern unwillkürlich, doch ohne dass ein Zusammenhang erkennbar oder
wahrscheinlich wäre, an die alte ergreifende Sage von einem Finger oder einer
Hand, die aus dem Grab emporwächst; vgl. Welcker in W. v. Humboldts Briefen
an Welcker S. 87 f., Panzer Beitr. z. deutschen Myth. II 180. Dass in Norwegen
derselbe Volksglaube herrsche, ist aus Björnsons schöner Novelle „Arne" zu schliessen.
Belege angeführt41); wir haben oben auf ägyptische Umhängsei von
gleicher Beschaffenheit hingewiesen. Hiermit sind die Reliefdarstel-
lung der Hand auf griechischen und römischen Grab- und Votiv-
steinen, die Hände aus verschiedenartigem Material, die man in
antiken Gräbern gefunden42), unzweifelhaft in Zusammenhang zu
setzen.
Zum Schluss ein Wort über den Pinienzapfen, den wir ver-
muthungsweise zwischen den Fingern der Hand Taf. III 1, 2 und
auf der Spitze der darunter abgebildeten annahmen, und mit dem
A1) Die Araber pflegen heute noch über ihrer Thüre eine flache Hand als
Talisman zum Schutz wider feindselige Mächte, insbesondere wider das böse
Auge anzubringen; vgl. Journ. asiat. 1838 S. 242, La Marmora sopra alcune antichitä
sarde S. 80, Berger Gaz. archiol. II 119, Lenormant ebenda III 37.
42) Mit den Elfenbeinhänden von Palestrina ist eine marmorne Hand, in einem
griechischen Grab gefunden, zusammenzustellen. Vgl. Bullett. delV Inst. arch. 1868
S. 165, wo Pervanoglu folgendermassen berichtet: Di genere mortuario sono pure
due altri oggetti di non commune Interesse, trovati ancK essi in unä camera sepolcrale
presso Tebe ed acquistati dalla societä archeologica. II primo h una mano di marmo
di ottimo lavoro e conservazione di naturale grandezza; dal polso in poi essa finisce
in una specie di rampino con una bella testa di cigno. La mano e aperta e sulla
palma vi e una rotonda incavatura. Der andere Gegenstand, welcher im selben
Grab gefunden wurde, ist eine sehr fein aus Marmor gearbeitete Muschel (vgl. Jahn
a. a. 0. 80, auch M. Müller Kalidäsa S. 76, u. A.), die durch einen zugehörigen Deckel
als Gefäss ausgewiesen wird. Hieraus schliesst Pervanoglu, dass auch die Hand
a qualche manza mortuaria a noi ignota gedient habe. In einem norischen Grab-
hügel in Steiermark wurden zwei aus Bronzeblech geschnittene und mit punktirten
Linienomamenten versehene flache Hände vorgefunden; sie standen daselbst auf-
recht in die Höhe, aber ein am zugespitzten Pulsende der einen angebrachtes Loch
schien zu beweisen, dass beide zum Aufhängen bestimmt waren. Sie sind abgebildet
im Archiv f. Kunde österr. Geschichtsquellen Bd. 29 (1863) S. 235, besprochen von
Weinhold in den Mittheil. d. histor. Vereins f. Steiermark Heft 16 (1861) S. 268 ff.,
wo hölzerner Hände, die nebst hölzernen Füssen zu Seiten der Leichen auf dem
Todtenfeld von Oberflacht in Schwaben gefunden worden, Erwähnung geschieht.
Für diese auf altgermanischem Glauben beruhende und nach manchen Spuren weit
verbreitete Mitgabe von Holzfuss und Holzhand ins Grab hat gewiss die Erklärung
von Weinhold (a. a. 0., vgl. auch desselben Altnord. Leben S. 494 f., Simrock
deutsche Mythol. 3 S. 249) u. A., dass sie als Zoll für den Todtenfährmann dienen
seilten, ihre Giltigkeit. Ob sie aber auch auf jene Blechhände, welche aus man-
chen Gründen sich eher den vorerwähnten Beispielen anzuschliessen scheinen, An-
wendung finden, möchte ich noch bezweifeln. — Diese Hände im Grabe, auf dem
Grabe erinnern unwillkürlich, doch ohne dass ein Zusammenhang erkennbar oder
wahrscheinlich wäre, an die alte ergreifende Sage von einem Finger oder einer
Hand, die aus dem Grab emporwächst; vgl. Welcker in W. v. Humboldts Briefen
an Welcker S. 87 f., Panzer Beitr. z. deutschen Myth. II 180. Dass in Norwegen
derselbe Volksglaube herrsche, ist aus Björnsons schöner Novelle „Arne" zu schliessen.