Ján Pálka: Ján Hus, Litografie, 1848 (?)
die engen Beziehungen zu Wien und ein wechsel-
seitiges Pendeln der Künstler zwischen den genann-
ten Städten.
Nach der Revolution, als Bratislava aufhörte
Krönungsstadt der ungarischen Könige und Sitz
des Landtages zu sein, hat sich einerseits zwar
seine künstlerische Produktion verlangsamt und
auch das Pendeln der Künstler zwischen Bratislava
und der Kaiserstadt hat stark nachgelassen, doch
anderseits hat das Bratislavaer Kunstleben natür-
lich dimensioniertere gesellschaftliche und ästhe-
tische Koordinate angenommen. Auffallend über-
nahm unter den einzelnen Malerei-Arten die Land-
schaftsmalerei, anstelle der bisherigen Figuren-
malerei, die Oberhand.
Rudolf Lang (1809 — 1884), in Wien geschult,
kehrt in seinen Geburtsort Bratislava erst nach
der Revolution zurück. Seine Landschaften voll
realistisch beobachterer Einzelheiten, huldigten
bis ans Ende romantischen Vorstellungen besonde-
rer Naturstimmungen, wenn z. B. das Himmels-
gewölbe zur Erde sinkt und die Lebewesen sich im
Raum verlieren (Donaulandschaft vor dem Sturm).
Später befasste sich Lang mit der Zeichnung und
studierte Motive der Ruhe an den Abhängen.
Karol Pichler, ein Maler unbekannten Lebens-
wandels, liess sich in Bratislava um das Jahr 1843
als Daguerotypist nieder. Er gehörte zu den Künst-
lern, denen es um genau lokalisierbare und nicht
mehr um erdachte Landschaft geht. Seine Land-
schaften lassen sich daher örtlich bestimmen, wenn
ihnen auch noch so manche romantischeVerklärung
anhaftet. Im Jahre 1841 nimmt er an einer der
ersten Budapester Ausstellungen teil, mit einer
etwas in Dahlischer Auffassung gehaltenen Ansicht
auf die Lomnitzer Spitze (an der Rückadresse gibt er
damals Michalovce an). Auf Grund einer späteren
Tatra-Landschaft mit kleiner Brücke (vielleicht aus
den 1850-Jahren) könnte man schliessen, dass
er sich programmatisch mit dem Tatra-Su jet abgab.
Vom Jahre 1860 an lebte Karol Scheidlin
(1822—1913) abwechslend in Bratislava und in dem
nicht weit davon gelegenen Jur. Lange Zeit war
er von einem romantisch-biedermeierischen Kanon
befangen (Schlafendes Kind, 1861). Nach dem er
ihn zu überwinden schien, verdüsterten sich auf
eine gewisse Zeit seine Landschaften und weisen
eine reduzierte Farbskala und wenig differenzierte
Farbigkeit auf (Donauarm mit Pötschener Kirch-
lein, 1866; Flüchtende Hasen, um 1870). Am Ende
gelang es ihm doch, die Form dem Lichte unter-
zuordnen, was an der buntgemalten Serie der
Enten im Wasser, zu ersehen ist.
Scheidlin suchte seine Sujets vorwiegend in den
um Bratislava gelegen en Wiesenwäldern und an den
Abhängen der von Jagdtieren behausten Kleinen
Karpaten. Er wurde auf diesem Gebiet Spezialist
und in Wien erschien sogar ein Album mit Scheid-
lin’s Reproduktionen, vorwiegend aus obenange-
führten Sujets zusammengestellt. Der Künstler
malte auch einige in Géricaulťscher Färbung gehal-
tene Stilleben mit befiederten Tieren.
Die Vertreter der Bratislavaer Figurenmalerei
kommen aus den verschiedensten Schulen. Juraj
Fleischmann (1821 —1894) war Maler und Foto-
graf, stammte aus Deutschland und brachte es
bei uns bis zum Gymnasial-Zeichenprofessor. Aus-
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