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Ars: časopis Ústavu Dejín Umenia Slovenskej Akadémie Vied — 5.1971

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Saučin, Ladislav: Die slowakische Kunst der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.51699#0022
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von Vojtech Klimkovics,9 war im Jahre 1877 für
Branisko bestimmt, wurde aber erst um 15 Jahre
später in Levoča installiert.
Prešov und das nahegelegene Šariš-Gebiet ver-
zeichnet nach der Jahrhundertmitte eine ziemlich
langanhaltende Pause. Aus diesem Vakuum lassen
sich nur einige durchschnittliche oder unter dem
Durchschnitt liegende Maler herausheben (Alojz
Zomph, Štefan Gubalský, Vojtech Tkáč u. a.).
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts gewinnt
Košice (Kaschau) zunehmend an Bedeutung, be-
dingt durch seinen Aufstieg zur zweitgrössten
Stadt der Slowakei und durch seine wirschaftliche
Entwicklung. Im Jahre 1860 fährt in Košice die
erste Lokomotive ein und zwar aus der Richtung
der Theiss Ebene. Bald darauf wurde die Bahn-
verbindung mit Košice nach Prešov (1870) und
zugleich auch nach Poprad (1872) verlängert. Doch
zum Unterschied von Bratislava kamen auslän-
dische Künstler nur selten hierher, dazu gab es
weder Anlass noch Gelegenheit. Die bildende Kunst
stützte sich hier vorwiegend auf die natürlichen
Konsumansprüche.
Ein bedeutendes Erreignis im wachsenden Kunst-
leben Košice’s war eine Bilder-Ausstellung im
Jahre 1857, die im Rahmen der Ersten oberunga-
rischen Industrie- und Landwirtschaft-Ausstellung
installiert wurde. An ihr beteiligten sich die Košice
Künstler: I. E. Roth, A. Stadler, V. Klimkovics,
Fl. Klimkovics und L. Horovitz. Die Zips war
durch die Maler J. Czauczik und T. Boemm vertre-
ten, wodurch das Unternehmen überlokalen Charak-
ter erhielt. Die Bedeutung der Košicer Exposition
kann nur dann richtig eingeschätzt werden, wenn
man bedenkt, dass die ersten Kunstausteilungen
in Bratislava fasst zur Gänze eine Importangele-
genheit des Budapester Kunstverbandes war, an
denen einheimische Künstler fast überhaupt nicht
vertreten waren.
Imrich Emanuel Roth (1814—1885) war der
Erste, der nach langer Zeit auf Košicer Boden
Kriterien und Erfahrungen aus ferngelegenen
europäischen Kunstzentren überbrachte. Er hatte
eine bunte akademische Vorschulung (Wien, Mün-
chen, Düsseldorf) ergänzt mit einigen Wander-
jahren, hinter sich, die nicht nur nach Paris und
Rom, sondern auch nach Alexandrien und Konstan-
tinopel führten. In seiner Geburtsstadt Košice liess
er sich endgültig um das Jahr 1850 nieder.
Der Künstler I. E. Roth hat kaum die Grenzen

des Romantismus überschritten. Das Ausmass
seines Schaffens wird von zwei Werken bestimmt
u. zw. vom Mädchen mit Vase (1841) und dem
Bildnis eines Mannes im dunklen Anzug (in der
Hälfte der 1850-Jahre). Das erstgenannte Bild
stellt uns Roth als akademischen Empiristen Düs-
seldorfer kühler Prägung vor, der mit ungeteiltem
Pinselstrich arbeitet. Am entgegengesetzten Pol
steht das Bildnis eines entschlossenen Mannes mit
glühendem Blick — ein sinnliches Werk, in der
Diktion instinktiv und freimütig.
In der Hälfte der fünfziger Jahre eröffnet Roth
in Košice einen fotografischen Salon und gibt
sich ganz diesem Fache hin. Er nimmt, wahrschein-
lich als erster aus der Slowakei an einer fotogra-
fischen Ausstellung im Ausland teil (Brüssel
1857) .10
Anton St ad] er (1828 — 1872) war Schüler der
Wiener Akademie (1846 — 49) und wirkte nach
seiner Rückkehr nach Košice als Zeichenlehrer.
Auch er hält sich an die gewohnten Formeln, was
deutlich an seinen physiognomischen Schul-Stu-
dien und auch an dem Bild des Holzfällers (um
1850) zu ersehen ist. In einer weiteren Phase ringt
er sich zu neuen Begriffen in der Erfassung der
Wirklichkeit, durch. Nach aussenhm zeichnet sich
das in einem Zurückweichen schematischer und
abstrakter Züge ab, bei gleichzeitiger Anlehnung
an eineneue Gestaltungsart. Die stufenweise Entwik-
klung Stadlers lässt sich in seiner Porträtmalerei
festhalten, im zunehmenden weichen, sinnlichen
Kolorit, das augenscheinlich vom Stofflichen aus-
geht (Bildnis des Bildhauers Flóriš Klimkovics,
1858) . Das kleinformatige Bild Christus am Oelberg
ist wahrscheinlich eines seiner letzten Arbeiten -
im ungewöhnlich irrationalen Sfumato lässt sich
nachfühlen, was einst jemand als den Zauber der
Trübsinnigkeit jener zum vorzeitigen Abgang
verurteilten bezeichnet hat.
Mehr als die bisher Genannten haben die drei
Söhne des Malers, Holzschnitzers und Vergolders
Ignác Klimkovits das Košicer Kunstleben in
Bewegung gebracht. Sie sollten sich traditions-
gemäss in der Familien-Werkstätte heranbilden,
doch bald zeigte es sich, dass dies unter den neuen
Bedingungen kaum genügt hätte.
František Klimkovics (1826 — 1890), der schon
vom Hause aus mit provinziell ausgeübten Kennt-
nissen des Empir und Biedermeier ausgestattet
war, machte nachher eine komplizierte Schulung

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