Diese symbolische und neoromantische Ästhetik,
ein Ausdruck der zeitgemässen dekadenten At-
mosphäre, war Ende des 19. Jahrhunderts eine
der Reaktionen auf dçn „vulgären“ Realismus.
Eudovit Pitthordt (1860— 1946) war anfangs
ein erfolgreich fortschreitender Autodidakt, doch
später beendete er sein oft unterbrochenes Studium
in München. Dies geschah in einer Zeit, als die
junge Generation bereits von einem Gefühl der Unge-
nügsamkeit bezüglich des geltenden Stils erfasst
wurde und als der Begriff der Permanenz in der
Kunst zu schwinden begann. Luft und Laune war
die Losung der einen Impressionismus — die der
Radikalen. Pitthordt hatte Verständnis sowohl
für das Stoffliche der Natur und die feste Form-
Ordnung, als auch ein geläutertes Gefühl für das
poetisch-schwindende, variierende Licht im stim-
mungserfüllten Raum. Auf diesen beiden Prin-
zipien basierend, gelangte er zu einer persönlichen
Auffassung des luministischen Realismus. Beson-
ders gelungen sind seine Oelstudien und klein-
formatigen Kompositionen {Mädchen vor dem
Spiegel, u. a.). Lichtreflexe und Luftbewegung
erfasste der Künstler mit einer noblessen Pastell-
Skala blaugrauer und rosavioletter Valeurs. Auf
diese Art malte er Landschaftsbilder aus der Um-
gebung von Bratislava und seiner Vororte, un-
bestellte Bildnisse und Stilleben mit Früchten
(wobei er die lächelnde Cyklamen-Farbe der Melo-
ne bevorzugte).
Eine Übersicht von der Malerei in Bratislava
gegen Ende des 19. Jahrhunderts, könnte man
mit einer ganzen Reihe von Figuralisten ergänzen,
solche waren z. B.: IdaKonek (1859—1933), oder
Koloman Hazslinszký (1869 — 1907) weiters eine
Reihe von Landschaftsmalern, von denen wir die
folgenden anführen: Emil Rözsay (1839—1891),
Gustav Zapletal (1853—1898), Jozef Móczik
(1861 —1917), Moric Stankovits (1861 —1936),
Gabriel Modrovich (1864—?) und Gejza Bo-
sáczky (1865—1888).
Mit Bratislava sind auch die Namen einiger
Bildhauer verbunden. Zu ihnen gehört Viktor Oskár
Tilgner (1844—1896), Professor an der Wiener
Akademie und führender Vertreter des neobaroc-
ken Stils in der österreichischen Bildhauerei. Seine
flüssig leichtangesetzten gewölbten Formen fanden
volle Anwendung, vorallem bei monumentalen
Aufgaben, mit denen ihn die Residenzstadt des
Kaisers überflutete und bei welchen er es verstand,
reichhaltige Details in der Komposition dem Gan-
zen zu unterordnen {Mozartdenkmal u. a.). Er
schuf eine Anzahl von Porträtbüsten (der tsche-
chische Maler Václav Brožík, der russische Maler
Vasilij Vereščagin, der Bratislavaer Archivar Ján
Batka u. a.). Einige davon realisierte er in einer
polychromierten und lackierten Gips-Technik und
imitierte dadurch die Renaissance-Majolika.
Tilgner stellte sich gerne seiner Geburtsstadt
Bratislava bei ihrer monumentaler Verschönerung
zu Verfügung und schuf die allegorischen Statuen
an der Vorderseite und in den Nischen der Seiten-
wände des Slowakischen National-Theaters (1886),
ferner die Ganymed-Fontane vor dem genannten
Theater (1888), das Denkmal des Tondichters Ján
Nepomuk Hummels (1887), die Büste des Pfarrers
J. Poeckh im Vorraum der Blumenthaler-Kirche
(1888) und die Büste zum František Liszt-Denkmal.
Das älteste monumentale Tilgner-Werk in Brati-
slava ist die dekorative Fontane Triton und
Nymphe (1877), das den Vorhof der Slowakischen
National-Galerie schmückt — es handelt sich um
einem Abguss des Modells, welches für den Wiener
Volksgarten bestimmt war und das der Künstler
samt einer Anzahl von Kammer—Gemäldex*
seiner Geburtsstadt spendete.
Der gefeierteste Bratislavaer Bildhauer am Ende
des 19. Jahrhunderts war jedoch nicht Tilgner,
sondern sein Schüler Ján Fadrusz (1858—1903)
ursprünglich Absolvent einer Holzschnitzer-Schule
in Uhrovec. Nach einer etwas verspäteten Absol-
vierung der Akademie, wirkte er vor allem in
seiner Geburtsstadt Bratislava, wo er sich mit
Porträts und kleinen, mit Feingefühl modellierten
Bozzetten befasste. Doch als ihm ein akademisch-
pathetischer Christus am Kreuze (1892), wahr-
scheinlich durch Giulio da Sangallo inspiriert,
Erfolg brachte, siedelte er nach Budapest um.
Dort schuf er für Bratislava die sog. Reiter-Krö-
nungsstatue der Kaiserin Mária Terézia (1893 —
1896), welche im Jahre 1919 während des Umstur-
zes zerstört und vernichtet wurde. Das Haupt-
werk Fadrusz’s war jedoch ein im Neorenaissance
Stil geschaffenes Denkmal des Königs Mathias in
Klausenburg (1902).
Ladislav Mednyánszky: Onkel Jano, Oel
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ein Ausdruck der zeitgemässen dekadenten At-
mosphäre, war Ende des 19. Jahrhunderts eine
der Reaktionen auf dçn „vulgären“ Realismus.
Eudovit Pitthordt (1860— 1946) war anfangs
ein erfolgreich fortschreitender Autodidakt, doch
später beendete er sein oft unterbrochenes Studium
in München. Dies geschah in einer Zeit, als die
junge Generation bereits von einem Gefühl der Unge-
nügsamkeit bezüglich des geltenden Stils erfasst
wurde und als der Begriff der Permanenz in der
Kunst zu schwinden begann. Luft und Laune war
die Losung der einen Impressionismus — die der
Radikalen. Pitthordt hatte Verständnis sowohl
für das Stoffliche der Natur und die feste Form-
Ordnung, als auch ein geläutertes Gefühl für das
poetisch-schwindende, variierende Licht im stim-
mungserfüllten Raum. Auf diesen beiden Prin-
zipien basierend, gelangte er zu einer persönlichen
Auffassung des luministischen Realismus. Beson-
ders gelungen sind seine Oelstudien und klein-
formatigen Kompositionen {Mädchen vor dem
Spiegel, u. a.). Lichtreflexe und Luftbewegung
erfasste der Künstler mit einer noblessen Pastell-
Skala blaugrauer und rosavioletter Valeurs. Auf
diese Art malte er Landschaftsbilder aus der Um-
gebung von Bratislava und seiner Vororte, un-
bestellte Bildnisse und Stilleben mit Früchten
(wobei er die lächelnde Cyklamen-Farbe der Melo-
ne bevorzugte).
Eine Übersicht von der Malerei in Bratislava
gegen Ende des 19. Jahrhunderts, könnte man
mit einer ganzen Reihe von Figuralisten ergänzen,
solche waren z. B.: IdaKonek (1859—1933), oder
Koloman Hazslinszký (1869 — 1907) weiters eine
Reihe von Landschaftsmalern, von denen wir die
folgenden anführen: Emil Rözsay (1839—1891),
Gustav Zapletal (1853—1898), Jozef Móczik
(1861 —1917), Moric Stankovits (1861 —1936),
Gabriel Modrovich (1864—?) und Gejza Bo-
sáczky (1865—1888).
Mit Bratislava sind auch die Namen einiger
Bildhauer verbunden. Zu ihnen gehört Viktor Oskár
Tilgner (1844—1896), Professor an der Wiener
Akademie und führender Vertreter des neobaroc-
ken Stils in der österreichischen Bildhauerei. Seine
flüssig leichtangesetzten gewölbten Formen fanden
volle Anwendung, vorallem bei monumentalen
Aufgaben, mit denen ihn die Residenzstadt des
Kaisers überflutete und bei welchen er es verstand,
reichhaltige Details in der Komposition dem Gan-
zen zu unterordnen {Mozartdenkmal u. a.). Er
schuf eine Anzahl von Porträtbüsten (der tsche-
chische Maler Václav Brožík, der russische Maler
Vasilij Vereščagin, der Bratislavaer Archivar Ján
Batka u. a.). Einige davon realisierte er in einer
polychromierten und lackierten Gips-Technik und
imitierte dadurch die Renaissance-Majolika.
Tilgner stellte sich gerne seiner Geburtsstadt
Bratislava bei ihrer monumentaler Verschönerung
zu Verfügung und schuf die allegorischen Statuen
an der Vorderseite und in den Nischen der Seiten-
wände des Slowakischen National-Theaters (1886),
ferner die Ganymed-Fontane vor dem genannten
Theater (1888), das Denkmal des Tondichters Ján
Nepomuk Hummels (1887), die Büste des Pfarrers
J. Poeckh im Vorraum der Blumenthaler-Kirche
(1888) und die Büste zum František Liszt-Denkmal.
Das älteste monumentale Tilgner-Werk in Brati-
slava ist die dekorative Fontane Triton und
Nymphe (1877), das den Vorhof der Slowakischen
National-Galerie schmückt — es handelt sich um
einem Abguss des Modells, welches für den Wiener
Volksgarten bestimmt war und das der Künstler
samt einer Anzahl von Kammer—Gemäldex*
seiner Geburtsstadt spendete.
Der gefeierteste Bratislavaer Bildhauer am Ende
des 19. Jahrhunderts war jedoch nicht Tilgner,
sondern sein Schüler Ján Fadrusz (1858—1903)
ursprünglich Absolvent einer Holzschnitzer-Schule
in Uhrovec. Nach einer etwas verspäteten Absol-
vierung der Akademie, wirkte er vor allem in
seiner Geburtsstadt Bratislava, wo er sich mit
Porträts und kleinen, mit Feingefühl modellierten
Bozzetten befasste. Doch als ihm ein akademisch-
pathetischer Christus am Kreuze (1892), wahr-
scheinlich durch Giulio da Sangallo inspiriert,
Erfolg brachte, siedelte er nach Budapest um.
Dort schuf er für Bratislava die sog. Reiter-Krö-
nungsstatue der Kaiserin Mária Terézia (1893 —
1896), welche im Jahre 1919 während des Umstur-
zes zerstört und vernichtet wurde. Das Haupt-
werk Fadrusz’s war jedoch ein im Neorenaissance
Stil geschaffenes Denkmal des Königs Mathias in
Klausenburg (1902).
Ladislav Mednyánszky: Onkel Jano, Oel
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