Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Ars: časopis Ústavu Dejín Umenia Slovenskej Akadémie Vied — 5.1971

DOI article:
Petrová-Pleskotová, Anna: Zur Frage des Wirkens Johann Lukas Krackers und seines Kreises in der Slowakei
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51699#0109
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
wie in Erwartung eines Warnungszeichens, das
diesem ritualen Blutvergiessen Einhalt geben
würde. Eine breite Scala psychologischer Bewe-
gung, von der unbeteiligten Assistenz des Kompar-
ses über das erregte Interesse und kundgetaner
Mitbeteiligung, weckt ein tiefempfundenes Ge-
fühlsinteresse. Der Farbakzent des Bildes, das
überhaupt eine koloristische Spannung hat, liegt
auf dem hellblauen ins grüne spielende Gewand
und den gelben Mantel des schicksalsergebenen
anziehenden blonden Mädchens. Der blaugrüne
Ton dires Kleides und die gelbe Farbe ihres Man-
tels wiederholen sich in dünklerer Schattierung
an der Kleidung des muskulösen Soldaten —
Jephte — und vereinigt so beide, in diesem Drama
Hauptgestalten auch als logisches, farbiges Ganzes.
Der Kontrast zu dieser leuchtenden Farbenpracht,
auch der atmosphärisch entmaterialisierte Hinter-
grund, den die weich in die Atmosphäre überge-
henden traktierten Figuren charakterisiert, schaf-
fen die dunklen Töne der Gewänder der beweinen-
den Frauen, besonders aber die mit trogerscher
Konkretheit modellierten, die Hände des Mädchen
liebkosenden Frau, wie auch das dunkelbraune
Gewand des Hohepriesters den Jüngling an dessen
Seite und den links im Vordergrund repoussierten
Gestalten.14
Für Kräcker spricht hier nicht nur sein bezeich-
nender Unteranblick mit gewagten Abbreviaturen,
was von des Künstlers Erfahrungen mit der Decke-
malerei zeugt, aber auch die Farbenkomposition,
die empfindsam warmen braunen, gelben, rosa und
roten Töne mit kaltem blau-grün verbindet. Die
Attribution unterstützt die handschriftliche Faktur
die in vielen an die mit reicher Handschrift gemalte
Freskenstudie erinnert, die für den Treppenauf-
gang für das jasover Prämonstratenserkloster vor-
bereitet war (Abb. Nr. 12). Schliesslich unter-
stützt noch diese Zuschreibung die Typik der
plastisch modellierten Gestalten, die die breiten,
rundlichen Gesichter und die Üppigkeit, bzw.
bei den Männern die sehnigen Züge charakterisie-
ren. Die Gestalt des Jephte knüpft z. B. typolo-
gisch wie auch bildnerisch an die Gestalt des
robusten Zenturios der Freskenmalerei in der
Wölbung der St. Nikolauskirche in Prag an (Abb.
Nr. 12), während das Antlitz des Hohepriesters
den Zügen des hl. Nikolaus aus der nämlichen
Zentralszene ähnelet (Abb. Nr. 20). Die Beziehung
zu dem grosszügig konzipierten sanktnikolaus’chen

Fresko belegen auch einige sekundäre Details, wie
z. B. die reliefartigen plastischen Köpfe beflügel-
ter Putti, die das Steingefäss am Opferplatz schmüc-
ken. Der Ursprung des Bildes, das in die Sammlung
des sabinover Museums aus dem Besitz der Scha-
rischer Adelsfamilie der Bornemisser überging,
unterstützt nur Kräckers Autorschaft. Falls wir
einerseits durch die Komparation mehrere gemein-
same Merkmale mit den prager Fresken des
Künstlers feststellen, scheint es in der gesamten
Zusammenfassung, dass Kräcker während seiner
Prager Zeit eine laxere Beziehung zur Wiener
Schule unterhielt. Zur Zeit seiner Jasover Tätigkeit
band er sich abermals intensiver an die Trogersche
Lehre und das in dem Sinne, dass er in erster Linie
aus der Kompositionsquelle seines Lehrers schöpfte.
Nicht allein zeugt das neue Sujet, die jasover
Freskenmalerei, die Predikt, des hl. Johannes des
Täufers davon, die durch ihre Komposition Tro-
12. Johann Lukas Kräcker, Stehender Zugsführer — Detail
aus der Szene der aus dem Gefängnis befreiten Kom-
panie, Wandmalerei im Gotteshaus des hl. Nikolaus
in Prag, im 1760—1761


103
 
Annotationen