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M. JOVANOVlC
das frührenaissance Gemälde kopiertem ■—- kommen sich bei den Serben
erst die Künstler in der Gruppe „Zograf” zwischen den zwei Weltkrie-
gen, näher n.
Wärend Avramovic in der Belgrader Hauptkirche nur biblische The-
men bearbeitete, malt um 1850 sein jüngerer Freund Pavle Simić, ebenso
Schüler der Wiener Akademie im Kloster Kuvezdin in Fruśka Gora,
Szenen aus dem Leben von HL Sava (Abb. 1 - 2), dem ersten serbischen
Erzbischof und Lehrer, anfangs des 18. Jahrhunderts, zur Zeit wenn
Kupelvieser den Saal der Wiener Staathaiterei mit vaterländischen Moti-
ven schmückte. Wenn nur anhand der aufbewahrten Skizzen, denn das
Kloster wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, kann man annehmen, daß
der romantische Gedanke des gebildeten Klosteroberhauptes und jungen
Malers, an die Wände der Kirche einen ganzen Zyklus aus dem Leben
des Prinzen einführt, welcher auf das Schloßleben Verzicht nahm und
sich den Mönchverzichten seines Vaters, des ersten Oberhauptes des ser-
bischen mittelalterlichen Staates, anschloß. Auf diese Weise bedachte
Kuvezdiner Malerei zeigt, daß die Kirche zum Platz wurde, wo sich die
Dauer des Gemeinsamen zwischen dem Nationalen und Gläubigen, Kirch-
lichen und Laienhaften bestätigte. Aber solche Beispiele gibt es nicht
viel. Die serbische kirchliche Malerei war, was verständig ist, den bi-
blischen Themen gewidmet, sowohl auf den reichlich geschnitzten und
vergoldeten Altarfächern als auch auf den begleitenden Ensembles der
Wandbilder. Die Erneuerung der Bedeutung der Wandmalerei selbst, zu-
sammen mit solchen Beispielen der, den mittelalterlichen Herrschern —
Lehrern gewidmeten, Inhalte, mußte nicht unter unmittelbarem Einfluß
der Nazarenererfahrung geschehen, jedoch ist es sicher, daß die Anre-
gungen von dieser Seite möglich waren. Ein solcher thematischer An-
satz, sichtbar in der serbischen Malerei zur Mitte des 19. Jahrhunderts,
ist jedenfalls romantischartig betont, was mit der Tatsache, daß der
nazarenische Kreis Overbecks ein Teil der deutschen Malereiromantik ist,
übereinstimmt.
Im Hinsicht des Stils verweist die serbische Malerei der ersten Hälf-
te des 19. Jahrhunderts auf die rezeptive Stufe. Richtet man jedoch
die Aufmerksamkeit auf die kirchliche Malerei, wird man vor allem das
öftere Übertragen der schon fertigen kompositioneilen Lösungen be-
merken, meistens aus den neuaufgelegten Bibeln, wie z.B. die Zimmer-
mann- oder Führichbibel. Anschließend ist vielleicht noch das wichtigste
hervorzuheben: die serbische Maler wurden in Wien, auf Grund der Leh-
ren der Wiener Professoren und nach dem Geschmack des Wiener bzw.
11 M. Jovanovic, Srpsko slikarstvo u doba romantizma (Die serbische Malerei
in der Epoche der Romantik), (1848 - 1878), Novi Sad, 1976, S. 79.
M. JOVANOVlC
das frührenaissance Gemälde kopiertem ■—- kommen sich bei den Serben
erst die Künstler in der Gruppe „Zograf” zwischen den zwei Weltkrie-
gen, näher n.
Wärend Avramovic in der Belgrader Hauptkirche nur biblische The-
men bearbeitete, malt um 1850 sein jüngerer Freund Pavle Simić, ebenso
Schüler der Wiener Akademie im Kloster Kuvezdin in Fruśka Gora,
Szenen aus dem Leben von HL Sava (Abb. 1 - 2), dem ersten serbischen
Erzbischof und Lehrer, anfangs des 18. Jahrhunderts, zur Zeit wenn
Kupelvieser den Saal der Wiener Staathaiterei mit vaterländischen Moti-
ven schmückte. Wenn nur anhand der aufbewahrten Skizzen, denn das
Kloster wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, kann man annehmen, daß
der romantische Gedanke des gebildeten Klosteroberhauptes und jungen
Malers, an die Wände der Kirche einen ganzen Zyklus aus dem Leben
des Prinzen einführt, welcher auf das Schloßleben Verzicht nahm und
sich den Mönchverzichten seines Vaters, des ersten Oberhauptes des ser-
bischen mittelalterlichen Staates, anschloß. Auf diese Weise bedachte
Kuvezdiner Malerei zeigt, daß die Kirche zum Platz wurde, wo sich die
Dauer des Gemeinsamen zwischen dem Nationalen und Gläubigen, Kirch-
lichen und Laienhaften bestätigte. Aber solche Beispiele gibt es nicht
viel. Die serbische kirchliche Malerei war, was verständig ist, den bi-
blischen Themen gewidmet, sowohl auf den reichlich geschnitzten und
vergoldeten Altarfächern als auch auf den begleitenden Ensembles der
Wandbilder. Die Erneuerung der Bedeutung der Wandmalerei selbst, zu-
sammen mit solchen Beispielen der, den mittelalterlichen Herrschern —
Lehrern gewidmeten, Inhalte, mußte nicht unter unmittelbarem Einfluß
der Nazarenererfahrung geschehen, jedoch ist es sicher, daß die Anre-
gungen von dieser Seite möglich waren. Ein solcher thematischer An-
satz, sichtbar in der serbischen Malerei zur Mitte des 19. Jahrhunderts,
ist jedenfalls romantischartig betont, was mit der Tatsache, daß der
nazarenische Kreis Overbecks ein Teil der deutschen Malereiromantik ist,
übereinstimmt.
Im Hinsicht des Stils verweist die serbische Malerei der ersten Hälf-
te des 19. Jahrhunderts auf die rezeptive Stufe. Richtet man jedoch
die Aufmerksamkeit auf die kirchliche Malerei, wird man vor allem das
öftere Übertragen der schon fertigen kompositioneilen Lösungen be-
merken, meistens aus den neuaufgelegten Bibeln, wie z.B. die Zimmer-
mann- oder Führichbibel. Anschließend ist vielleicht noch das wichtigste
hervorzuheben: die serbische Maler wurden in Wien, auf Grund der Leh-
ren der Wiener Professoren und nach dem Geschmack des Wiener bzw.
11 M. Jovanovic, Srpsko slikarstvo u doba romantizma (Die serbische Malerei
in der Epoche der Romantik), (1848 - 1878), Novi Sad, 1976, S. 79.