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Instytut Historii Sztuki <Posen> [Hrsg.]
Artium Quaestiones — 22.2011

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Rozprawy
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Dettloff, Szczęsny: Leonardo da Vinci und Veit Stoß: zwei Welten des künstlerischen Universalismus von der Wende des XV. zum XVI. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.29070#0025

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LEONARDO DA VINCIUND VEIT STOR, ZWEI WELTEN DES KUNSTLERISCHEN UNIYERSALISMUS 23

tet das vielleicht eine gróbere Anstrengung um sein Kunstlertum, ais die
welche wir bei Leonardo beobachten konnen. Der grobe Italiener war
dank seiner genialen Einstellung zu allen mbglichen Fragen der Kunst
und des Lebens pradestiniert durch die humanistische Entwicklung des
Quattrocento. Der transalpine Kunstler dagegen musste sich nur damit
begniigen, aus dem Erfahrungsschatze seiner und der vergangenen Zeit
alles das muhsam herauszuholen, was fur seine kunstlerische Individua-
litat und Einstellung von Bedeutung war. Die Verschiedenheit der sozia-
len Lagę, so wie des Denkens und der geistigen Voraussetzungen beider,
werden es leicht verstandlich machen, dass wir einen verschiedenen
Mabstab an die Grundlagen ihrer kunstlerischen Tatigkeit anzulegen
haben.
Wie vornherein,gesagt, werde ich im Folgenden dem universalisti-
schen Wirken des Veit Stob die hauptsachlichste Aufmerksamkeit
schenken. Die Tatigkeit Leonardos dagegen vielmehr ais ihre Folie be-
trachten.
Warum darf die beiden Kiinstlern nebeneinander stellen. Schon aus
dem Grunde, dass sie beide fast zu gleicher Zeit gelebt haben - Leonardo
geboren 1452, gestorben 1519, Veit Stob geboren etwa 1447, gestorben
1533^. Es ist dabei interessant zu bemerken, dass sie beide mit ihrer
kunstlerischen Tatigkeit erst ziemlich spat und etwa gleichzeitig ais un-
gefahr 30-jahrige Menschen fur uns in Erscheinung treten - Leonardo
mit seiner leider unvollendeten und nur in der Untermalung erhaltenen
„Anbetung der Konige" von 1481 (Abb. 1) fur den Hauptaltar von S. Do-
nato in Florenz (heute Uffizi)^, Stob mit dem grobartigen Hauptaltar der
Krakauer Marienkirche von 1477 bis 1489 (Abb. 2 und 3). Meister Veit
tritt uns in diesem seinen fur die Zeit ungewbhnlichem Standardwerk
ais einer der gróbten Bildner entgegen. Das faszinierende Werk uber-
tritft schon in den Ausmaben alles bis dahin geschaffene.
2 StoB ist vermutlich 1447 geboren, starb hbchstwahrscheinlich 20.09.1533. Dazu
sehe: Veit S7o/? in Warnderg, Ausstellungskat., Munchen (Deutscher Kunstverlag) 1983,
S. 7; G. Sello, Veit Munchen (Hirmer), 1988, S. 7.
3 Frank Zbllner, Johannes Nathan, Leonardo da Vinci.' Die ^ompieden AnstricAe and
die ZeicAnnngen, Taschen, 2003 (weiter ais: Zbllner, Leonardo da Vinci), s. 222, Kat.
Nr. X. Nach heutigem Forschungszustand ist das 1481-1482 entstandene Bild kein frti-
hestes Gemalde Leonardos, sogar wenn die Bilder ausklammernd, die in der Zusammen-
arbeit mit Andrea Verocchio gemalt worden waren. Da Vinci hatte vor der „Anbetung^
gemalt: HI. Hieronymus (Pinacoteca Vaticana, Zbllner, Leonardo da Vinci, Nr. IX), Das
Bildnis von Ginevra Benci (Washington, National Gallery of Art, Zbllner, Leonardo da
Vinci, Nr VIIa) und Madonna Benois (St. Petersburg, Ermitage, Zbllner, Leonardo da
Vinci, Nr. VI).
 
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