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Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0026
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TROISCHER KREIS

4) Zwei malerische Zeichnungen aus der Sammlung des
Cassiano dal Pozzo in Windsor VIII Fol. 34 (392), Fol. 3?
(391). Fig. 4. Photographische Aufnahme nach dem Original.

Litteratur: Michaelis Michelangelos Lcda und ihr antikes
Vorbild im Strassburger Fcstgruss an Anton Springer S. 40 A. 13.

Auf der ersten Zeichnung der gelagerte Ganymedes
mit phrygischer Mütze, Chlamys und pelzbesetzten Stiefeln,
in der Linken das Pedum; er ist beschäftigt dem mit aus-
gespreizten Flügeln neben ihm sitzenden Adler einen Becher
von entschieden unantiker Form hinzureichen. Ein links
stehender Amor schiesst einen Pfeil auf den Adler ab.
Rechts und links ein Eichbaum; auf der Krone des zur
Linken sitzt ein kleiner gebildeter Adler; am Stamm hängt
die Syrinx des Ganymedes. (

Auf der zweiten Zeichnung Leda mit dem Schwan.
Links zwei Cypressen, rechts ein Eichbaum. Am rechten
Ende zwei den Vorgang beobachtende Quellnymphen; die
eine im Chiton, der von der rechten Seite der Brust herab-
geglitten ist, beschattet sich mit der erhobenen Rechten die
Augen, die zweite, nackt bis auf den um die Beine ge-
schlungenen Mantel, stützt sich mit der Linken auf einen
Rohrstengel und legt die Rechte auf eine Urne, aus welcher
Wasser strömt.

Beide Zeichnungen gehören zu der in der Pozzo-Samm-
lung mehrfach vertretenen Classe, bei welcher mit stärkerer
Betonung des künstlerischen als des antiquarischen Interesses
die antike Vorlage mit der grössten Freiheit behandelt und
nach Willkür verändert und erweitert wird. Es ist daher
nicht unwahrscheinlich, dass wir die antike Vorlage von 4
in den unter Fig. 3 abgebildeten Reliefs zu erkennen haben.
Namentlich bei der Ledagruppe ist, wie auch schon Michaelis
hervorgehoben hat, die Uebereinstimmung eine sehr grosse;
sie erstreckt sich sogar bis auf die den Hintergrund andeu-
tenden Bäume. Die in Fig. 3 fehlenden Arm- und Knöchel-
bänder können sehr wohl von dem Zeichner des Cobur-
gensis übersehen worden sein. Die Nymphengruppe, in der
Michaelis mit Recht einen modernen Zusatz vermuthet, ist
von dem jetzt in Woburn Abbey befindlichen Endymion-
sarkophag entlehnt, der zu Pozzo's Zeit in Rom im Besitz
des Signor Paolo Manini oder seiner Erben war, s. Micha-
elis Ancient Marblcs in Great Britain p. 728 nr. 86, (ge-
zeichnet sowohl im Coburgensis fol. 8 Nr. 167 als bei „Pozzo"
Windsor XVIII fol. 95; abgebildet Woburn Abbey Marbl.
t. 9). Der Künstler oder sein gelehrter Besteller wollte
durch Zufügung dieser Nymphengruppe vielleicht die Ufer
des Eurotas als das Local des Vorgangs andeuten. Bei der
Ganymedgruppe ist ZAvar das Motiv verändert, doch zeigt
die Gewandung des Ganymedes, an der namentlich die
missverständliche Wiedergabe der Fussspangen als Stiefel-
besatz Beachtung verdient, und selbst der Adler trotz der
Umkehrung nach der andern Seite noch entschiedene Aehn-

! lichkeit mit 3. Der bogenschiessende Amor würde, wenn
die oben vorgetragene Vermuthung das Richtige trifft, aus
der Ledadarstellung herübergenommen sein.

5) Linke Nebenseite des Sarkophags der Licinia Magna.
Arles, Musee. Fig. 5. „Harter Sandstein" Benndorf. „Ein-
heimischer Stein" Matz. L. 0,92. H. 0,95. Zeichnung von
Eichler 1874.

Der ganze Sarkophag in Band VI dieses Werkes; die
Inschrift der Vorderseite Corpus Inscriptionum Latinarum
XII, 0-84.

Im sechzehnten Jahrhundert im Garten der Kirche St. Jean
an der Rhone, wurde am Ende des Jahrhunderts bei einer grossen
Ueberschwemmung von der Rhone verschlungen, in der Folgezeit
bei niedrigem Wasserstand wiederholt gesehen und 1858 wieder
aus dem Wasser herausgezogen.

Litteratur: Benndorf Archäologischer Anzeiger 1865 S. 79*;
Overbeck Griechische Kunstmythologie I 1 1871 S. 5 1 1 Nr. 37.

Rechts auf einem Postament Victoria mit flatterndem
Gewand, in der erhobenen Linken eine Tänie haltend, die
wohl das Ende der auf der Vorderseite dargestellten Guir-
lande bildet. Links auf einem ähnlichen Postament Amor
mit gesenkter Fackel. In der Mitte Leda in aufgerichteterer
Haltung als gewöhnlich; sie scheint mit der linken Hand
den Schwan zurückstossen zu wollen. Die beiden, über
und unter dem rechten Fusse der Leda dargestellten Gegen-
stände sind mir unverständlich. Weder in der handschrift-
lichen Notiz von Matz, noch in der Besprechung von Benn-
dorf wird ihrer gedacht.

6) Fr. Rom, Pal. Corsetti. Fig. 6. L. 0,32. H. 0,26".
Relieferhebung 0,035. Gezeichnet von Eichler 1880'.

Das Fragment stammt von einem 1726 im Columbarium der
Livia gefundenen geriefelten Sarkophag; abgeb. A. F. Gori Monumcn-
tum sive columbarium libertorum et servorum Liviae Augustae et Caesa-
rum 1727 tab. Xb; danach Ghezzi de cameris sepulcral. IX 6 und in bei-
stehender Abbildung; Piranesi Le Antichita Romane III 27 N.

ledas. aus col. liv.

Litteratur: Gori a. a. O. p. 26; Matz und von Duhn Antike
Bildwerke in Rom II Nr. 2902; O. Jahn Archäologische Beiträge
S. 8; Overbeck Griechische Kunstmythologie 1871 II 1 S. 511 Nr. 35.

Leda zieht mit der Linken den Schwan an sich heran,
dieser berührt mit dem Schnabel ihre Brust.
 
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