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Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0028
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TROISCHER KREIS

entworfen und sollen wohl gerade als Copien berühmter
Werke wirken.

Auf der Vorderseite Fig. 9 Helena zwischen den bei-
den Dioskuren. Helena im gegürteten Aermelchiton,
Mantel und Sandalen, im Haar eine Binde, mit aphroditearti-
gen Gesichtszügen trägt in der linken erhobenen Hand eine
runde Frucht, welche Benndorf und Gillieron für einen
Granatapfel halten, während Lolling nach brieflicher Mit-
theilung urtheilt, dass „die vier platt anliegenden Blätter,
welche den oberen Theil bilden, der Annahme eines Granat-
apfels nicht günstig seien." Die beiden, in streng symme-
trischer Stellung und Haltung dargestellten Dioskuren, tragen
in der gesenkten nach innen gekehrten Hand das in der
Scheide steckende Schwert, während die nach aussen
gekehrte hocherhobene Hand, wie die Stellung der Finger
zeigt, eine Lanze hielt, „welche entweder aufgemalt
oder, wie die Unterhöhlung der Hände es glaublicher
erscheinen lässt, aus anderem Material angesetzt war"
Benndorf. Der Kopftypus mit dem langen gelockten
Haar und den gutmüthigen, aber nicht gerade geistig
bedeutenden Gesichtszügen ist derselbe, den am Vollen-
detsten eine im Besitz des Conte Baracco in Rom be-
findliche Doppelherme zeigt, deren Künstler es in meister-
hafter Weise verstanden hat, jedem der beiden Köpfe
bei der grössten Zwillingsähnlichkeit gewisse, erst bei
eingehender Betrachtung sich geltend machende indivi-
duelle Züge zu geben.

Die Gruppirung erinnert an die spartanischen Votiv-
reliefs für diese drei Gottheiten; Dressel und Milch-
höfer in den Mittheilungen des athenischen Inst. II S.
383—394; auch erscheinen dort die Dioskuren zuweilen
in ähnlicher Haltung a. a. O. S. 387 Nr. 204. S. 392 Nr. 215,

aber stets mit dem Pilos. Für die Helena bieten die spar-
tanischen Reliefs keine Analogie.

L. Schmalseite Fig. ga: Leda mit dem Schwan in dem
namentlich bei Statuen, auf Reliefs und auf Lampen häufigen
Typus, s. O. Jahn Archäologische Beiträge S. 5 ff., Berichte
der k. sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften 1852 S.
47ff., Archäologische Zeitung XXIII 1865 S. 49 f.; Over-
beck Griechische Kunstmythologie II 1 S. 500 ff. Leda trägt
die sog. attische Frisur.

R. Schmalseite Fig. gb: Eros bogenspannend, wohl als
Gegenstück zur Leda zu verstehen. Eros ist im Begriff das
Ende der Sehne am oberen Ende des Bogens zu befestigen.
Nachbildung einer berühmten Statue, von der zahlreiche
Marmorcopien, auch eine Copie in Terrakotta, existiren;
s. Friederichs -Wolters Die Gipsabgüsse antiker Bildwerke
S. Ö35 Nr. 1582.

An der Rückseite Fig. gc kommt wieder die Auf-
fassung des Sarkophags als Kline in höherem Grade zur
Geltung. Die Decoration derselben, ein breiter Rahmen mit
Füllung, ist dem Holzstil entnommen, vgl. den Holzsarkophag
aus Kertsch Stephani Compte-rendu 1860 Taf. 6 Nr. 2 und
die in ihrer Decoration von Holzsarkophagen beeinflussten
Thonsarkophage aus Klazomenai Monumenti deW Instituto XI
tav. 53. tav. 54. In der durch ein breites Kyma umrandeten
Füllung ist ein bärtiger Seekentaur dargestellt, der in der
linken Hand einen geriefelten Skyphos und in der erhobenen
Rechten ein Ruder hält. Auf seinem unverhältnissmässig
lang gebildeten Fischleib sitzt eine Nereide mit der Rech-
ten ihren im Bogen flatternden Mantel fassend, dessen un-
teren Theil sie um die Beine geschlungen hat; das Haar
wird durch eine Haube verdeckt.
 
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