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Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0038
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20

TROISCHER KREIS

Wahrscheinlichste, dass das von Winckelmann erwähnte Relief nicht
etwa eine verschollene Replik des Pariser, sondern mit demselben iden-
tisch ist. Prinz Leopold Friedrich Franz von Anhalt-Dessau war in
den Jahren 1765 und 1766 in Rom, also gerade während der Zeit,
als Winckelmann den Text zu den Monumenti abschloss; es ist sehr
möglich, dass der Prinz seine Erwerbung nicht nach Deutschland mit-
nahm, sondern dem ihm befreundeten Card. Albani überliess, der durch
Winckelmann darauf aufmerksam geworden sein mochte.

Abbildungen: Monuments antiques du Musee Napoleon II 1804
nr. 58 — Bouillon Mitsee des Antiques III (Bas-rel'tefs) p/. 20 —
Clarac Mus'ee de sculptare II 1826 pl. 2 14, 235 nr. 506, danach Over-
beck Bildwerke zum thebischen und troischen Sagenkreis Taf. XI, 13.

Litteratur: Winckelmann Monumenti inediti p. 6, Zoega App.
Fol. 192 Nr. in, Petit-Rädel Mus'ee Napoleon p. 1 23, St. Victor bei
Bouillon a. a. O. p. 24, Clarac a. a. O. II 1 p. 647, Welcker An-
nali deir Instituto XVII 1845 p. 201. p. 202 (= Alte Denkmäler V
S. 423 Nr. 82, Nr. 84), Overbeck a. a. O. S. 243 Nr. 72, Stephani
Compte-rendu 1863 S. 6 A. 3.

Wahrscheinlich linke Seite eines Deckels wie 16. Paris
in phrygischer Mütze, gegürtetem Chiton, Chlamys, Hosen
und Schuhen sitzt auf einem Steinsitz, die Rechte verwun-
dert erhebend, in der Linken das Pedum, aus welchem der
Ergänzer einen Baumzweig gemacht hat. Neben ihm, von
dem Vorgang abgewandt, sein Hund. An das rechte Knie
des Paris lehnt sich ein mit der Chlamys bekleideter un-
geflügelter Amor; in der rechten Hand hält er den
Apfel und weist mit demselben auf Venus hin. Im Hinter-
grund Mercur mit geflügeltem Petasus, Chlamys und
Caduceus, die rechte Hand erwartungsvoll hinter den Kopf
erhoben. Von den drei Göttinnen erscheint Venus hier
ohne Untergewand, mit Mantel, Diadem und Scepter; die
Rechte streckt sie nach dem Apfel aus mit beinahe bittender
Gebärde. Die beiden anderen Göttinnen wie auf 16, nur
fasst Iuno mit der Rechten den Zipfel ihres Obergewandes
und trägt Minerva die Aegis mit dem Medusenhaupt. Ob
das Pfauenweibchen der Iuno, wie auf 16, auf einem
Kalathos sass, ist, da der untere Rand ergänzt ist, nicht
festzustellen, doch ist es nicht wahrscheinlich.

18; F. verschollen. Zu Millins Zeit in Couter-
non in der Nähe von Dijon, in die Umfassungsmauer eines
früher dem Conseillier Philibert de Lamare (1615—1687),
später einem M. Charet gehörigen Landhauses eingemauert.

Gefunden unter dem Hotel des monnoies in Dijon. Nach den
Nachforschungen, die Herr Salomon Reinach auf meine Bitte in

Couternon freundlichst anstellen Hess, ist die von Millin erwähnte
Mauer vor 25 Jahren niedergerissen worden; die Antiken sind in
einem Schuppen untergebracht; das Parisrelief hat sich indessen bis
jetzt darunter nicht gefunden.

Litteratur: Millin Voyage dans les d'epartemens du midi de la
France I 1807 p. 263; Welcker Annali deW Instituto XVII 1845
p. 202 (== Alte Denkmäler V S. 424 Nr. 85); Overbeck Bildwerke zum
thebischen und troischen Heldcnkreis S. 244 Nr. 74.

„Le basrelief qui est auf res du cour d'appui est le plus
interessant; il re'presente le Jugcment de Paris: le prince berger,
assis sous un arbre et coiffe du bannet phrygien, presente la
pomme a Venus, qui est conduite par un Amour-, Paris a son
chien pres de lui" Millin.

19; F. Florenz, Palazzo Riccardi, im Hof einge-
mauert. Sehr flaches Relief Fig. 19. L. 0,52. H. 0,17.
Zeichnung von Eichler 1882.

Litteratur: Gori Inscriptiones antiquae graecae et latinael 1727
p. 88 (= Corpus inscriptionum graecarum 6840), Dütschke Antike
Bildwerke in Oberitalien II S. 79 Nr. 174 (70).

Wenn das Stück, was mir nicht sicher ist, von einem
Sarkophag stammt, kann es nur ein Theil des Deckels ge-
wesen sein; doch ist mir bis jetzt ein genau entsprechender
Deckel noch nicht vorgekommen.

Dicke kurze dorische Säulen mit Basen bilden Nischen,
die abwechselnd von Bogen und von Giebeln überspannt
werden. In der ersten Nische links Eris im gegürteten
Chiton mit kurzen Aermeln, das Haar hinten in einen
Schopf zusammengebunden. Sie kniet neben einem Baum
fPinie? Dütschke, Oelbaum?), an dessen Stamm sie sich
mit der Linken hält, während die Rechte den unförmlich
gross gebildeten Apfel hinzureichen scheint. In der zweiten
Nische Venus nackt bis auf das um den linken Arm sre-
schlungene Gewand, im Haar eine Stephane; mit der Linken
bedeckt sie die Scham, die Rechte ist mit ausgespreizten
Fingern erhoben. In der dritten Nische Minerva mit
Untergewand, Helm und Schild, in ziemlich prätentiöser
Haltung sich auf die Lanze stützend. In den folgenden
Nischen mögen Iuno, Mercur und Paris dargestellt gewesen
sein. Unter jeder Figur stand ihr Name, jetzt durch die
Tünche völlig verdeckt, aber in Gori's vor der Ueber-
schmierung genommener Abschrift erhalten:

EPIC TTAOIH TTAAAAC
 
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