TR Ol S CH
ER KREIS
Ecke hin blickende Lycomedestochter im Chiton mit ge-
gürtetem Ueberschlag und bogenförmig flatternden Mantel;
das Haar ist in der sog. attischen Frisur geordnet; die
linke Hand lässt sie der zweite Restaurator wohl richtig
mit der Geberde des Staunens erheben; in die gesenkte
Rechte hatte ihr der erste Restaurator ein Aehrenbündel
gegeben, das der zweite durch eine brennende Fackel ersetzt
hat. Vielleicht gaben die verkannten Reste eines ursprüng-
lich von diesem Mädchen gehaltenen Saiteninstruments den
Anlass zu dieser Ergänzung. Von links eilt auf Achilles
eine Lycomedestochter zu, die einen Chiton mit gegürte-
tem Ueberschlag, einen Mantel und im Haar eine Binde
trägt. Die Linke legt sie auf seine Schulter und mit der
(jetzt völlig verkehrt ergänzten) rechten Hand fasste sie,
wie der unter ihrem Gürtel erhaltene, von dem vorge-
streckten Unterarm herrührende Ansatz beweist, seinen
rechten Arm; vgl. die ähnliche Figur auf 33 und 37.
Rechts entsprach dieser Gestalt die jetzt losgelöste, un-
mittelbar an den rechten Rand des grössern Stückes an-
schliessende Figur 38 a, welche, im Chiton mit gegürtetem
Ueberschlag und bogenförmig flatterndem Mantel, von links
herankommt, die Rechte nach Achilles ausgestreckt, mit
der Linken, bei der wegen des hohen Standorts der Um-
fang der Ergänzung nicht festgestellt werden konnte, wohl
ursprünglich ihren Mantel anfassend; vgl. die Deidamia auf
39. In der linken Seitengruppe drei weitere Lycomedes-
tochter, die beiden mehr nach der Mitte zu stehenden in
derselben Haltung und Bewegung, wie auf 37, nur dass die
im Hintergrund befindliche die Linke mit der Geberde des
Staunens erhebt. Von der dritten sind nur der etwas
erhobene Kopf mit attischer Frisur und die linke Schulter
antik; da beide nach links gewandt sind, das Mädchen sich
also in dieser Richtung entfernte, mag hier noch eine
Figur gefolgt sein, vielleicht Lycomedes; dies ist um so
wahrscheinlicher, da sonst die Länge des ganzen Sarko-
phags nur ungefähr 2,10 M. betragen hätte, also im Ver-
gleich zu seiner bedeutenden Höhe sehr wenig. Am linken
Rand ist oben der Zipfel eines Parapetasma erhalten.
Arbeit des dritten Jahrhunderts.
39) P. Rom,Vatican, im Belvedere, an der Aussen-
seite der von Michelangelo Simonetti unter Clemens XIV
1773 erbauten achtseitigen Halle eingemauert Fig. 39.
Marino pentelko Visconti. L. 2,03. H. 0,85. Relieferhebung
0,08. Zeichnung von Eichler 1886". Die Ergänzungen sind
wesentlich auf die Autorität von Eichler hin angegeben,
da mir bei der unter freundlicher Unterstützung von
Friedrich Koepp vorgenommenen Revision der hoch ein-
gemauerten Reliefplatte ein Gerüst nicht zu Gebote stand.
Von unten gesehen macht das Ganze den Eindruck sehr
starker durchgehender Ueberarbeitung; auch scheinen noch
mehr Theile als die von Eichler notirten ganz dem Er-
gänzer anzugehören; besonders verdächtig sind mir der Kopf
der Deidamia und des ihr entsprechenden Mädchens auf
der linken Seite mit der Apollofrisur, der rechte Arm des
dritten Mädchens von links, Schwert und linkes Bein des
Trompeters und die Hände des Diomedes. Von letz-
terem bemerkt übrigens auch Zoega: la p'iu gran parte del
corpo moderna.
Trovato a Roma vecchia fuori di porta Maggiore. Visconti.
Abbildungen: E. Visconti Museo Pio-Clementino V 1796
tav. 17. Danach Millin Galerie mythologique 18 11 pl. 154 nr. 555;
Overbeck Bildwerke zum thebischen und troischen Heldenkreis
Taf. XIV Nr. 6.
Litteratur: E. Visconti a. a. O. p. 32; Zoega App.
Fol. 460" Nr. 187 (vgl. Welcker's Zeitschrift für Geschichte und
Auslegung der alten Kunst S. 423); Goethe Programm zur All-
gemeinen Litteraturzeitung 1802 I S. XVII; Levezow Familie des
Lycomedes 1804 S. 29; Millin a. a. O. nr. 555; Pistolesi 77
Vaticano IV 1829 p. 265; Beschreibung der Stadt Rom II 2, 1834,
S. 126; O. Jahn Archäologische Beiträge S. 353 (F); Overbeck
a. a. O. S. 289 Nr. 8; Descrizione dei Musei Vaticani, il Museo Pio-
Clementino p. 286.
In der Mitte Achilles nach rechts stürmend; der
weibliche Chiton gleitet von seiner linken Seite hinunter;
den linken, wie es scheint, beschuhten Fuss setzt er auf
einen Schemel; um den Hals trägt er ein Halsband; in
der rechten Hand hält er eine grosse Lanze; der Kopf ist
nach Zoega modern. Links neben ihm liegt ein umgestürz-
ter Wollkorb, rechts steht ein korinthischer Helm mit
hohem Busch am Boden. An die linke Seite des Achilles
schmiegt sich schwebend ein ungeflügelter Amor, der mit
der Linken nach der Lanze fasst und den Kopf mit
ängstlichem Ausdruck auf die Kriegergruppe rechts richtet;
vgl. die Deidamia auf 31. Von rechts eilt Deidamia auf
Achilles zu; sie trägt einen Chiton mit gegürtetem Ueber-
schlag, einen langen, um den Unterkörper geschlungenen
Mantel, dessen Zipfel sie mit der erhobenen Linken über
der Schulter in die Höhe zieht, und Schuhe; der Blick ist
nach oben von Achilles weg gerichtet. Links neben
Achilles erscheint eine zweite Lycomedestochter im ärmel-
losen Chiton und schmalen, bogenförmig flatternden
Ueberwurf, dessen beide Enden sie gefasst hält; den Kopf,
der die sog. attische Frisur zeigt, wendet sie nach links.
Dann folgt, der Deidamia entsprechend, vom Rücken ge-
sehen, eine dritte Lycomedestochter, den Kopf mit einer
an den Apollon von Belvedere erinnernden Frisur ge-
schmückt, im Chiton und vom Rücken herabgeglittenen
Mantel, an den Füssen Sandalen; die Rechte fasst den Arm
des Achilles, die Linke war erhoben. Der ganze Ober-
körper, der linke Unterarm und der rechte Oberarm sind
ergänzt. Die Figur stellt eine Verschmelzung zweier
Typen von Lycomedestöchtern, der abgewendet hinweg-
eilenden (vgl. 27. 28. 33. 34) und der den Achilles fest-
ER KREIS
Ecke hin blickende Lycomedestochter im Chiton mit ge-
gürtetem Ueberschlag und bogenförmig flatternden Mantel;
das Haar ist in der sog. attischen Frisur geordnet; die
linke Hand lässt sie der zweite Restaurator wohl richtig
mit der Geberde des Staunens erheben; in die gesenkte
Rechte hatte ihr der erste Restaurator ein Aehrenbündel
gegeben, das der zweite durch eine brennende Fackel ersetzt
hat. Vielleicht gaben die verkannten Reste eines ursprüng-
lich von diesem Mädchen gehaltenen Saiteninstruments den
Anlass zu dieser Ergänzung. Von links eilt auf Achilles
eine Lycomedestochter zu, die einen Chiton mit gegürte-
tem Ueberschlag, einen Mantel und im Haar eine Binde
trägt. Die Linke legt sie auf seine Schulter und mit der
(jetzt völlig verkehrt ergänzten) rechten Hand fasste sie,
wie der unter ihrem Gürtel erhaltene, von dem vorge-
streckten Unterarm herrührende Ansatz beweist, seinen
rechten Arm; vgl. die ähnliche Figur auf 33 und 37.
Rechts entsprach dieser Gestalt die jetzt losgelöste, un-
mittelbar an den rechten Rand des grössern Stückes an-
schliessende Figur 38 a, welche, im Chiton mit gegürtetem
Ueberschlag und bogenförmig flatterndem Mantel, von links
herankommt, die Rechte nach Achilles ausgestreckt, mit
der Linken, bei der wegen des hohen Standorts der Um-
fang der Ergänzung nicht festgestellt werden konnte, wohl
ursprünglich ihren Mantel anfassend; vgl. die Deidamia auf
39. In der linken Seitengruppe drei weitere Lycomedes-
tochter, die beiden mehr nach der Mitte zu stehenden in
derselben Haltung und Bewegung, wie auf 37, nur dass die
im Hintergrund befindliche die Linke mit der Geberde des
Staunens erhebt. Von der dritten sind nur der etwas
erhobene Kopf mit attischer Frisur und die linke Schulter
antik; da beide nach links gewandt sind, das Mädchen sich
also in dieser Richtung entfernte, mag hier noch eine
Figur gefolgt sein, vielleicht Lycomedes; dies ist um so
wahrscheinlicher, da sonst die Länge des ganzen Sarko-
phags nur ungefähr 2,10 M. betragen hätte, also im Ver-
gleich zu seiner bedeutenden Höhe sehr wenig. Am linken
Rand ist oben der Zipfel eines Parapetasma erhalten.
Arbeit des dritten Jahrhunderts.
39) P. Rom,Vatican, im Belvedere, an der Aussen-
seite der von Michelangelo Simonetti unter Clemens XIV
1773 erbauten achtseitigen Halle eingemauert Fig. 39.
Marino pentelko Visconti. L. 2,03. H. 0,85. Relieferhebung
0,08. Zeichnung von Eichler 1886". Die Ergänzungen sind
wesentlich auf die Autorität von Eichler hin angegeben,
da mir bei der unter freundlicher Unterstützung von
Friedrich Koepp vorgenommenen Revision der hoch ein-
gemauerten Reliefplatte ein Gerüst nicht zu Gebote stand.
Von unten gesehen macht das Ganze den Eindruck sehr
starker durchgehender Ueberarbeitung; auch scheinen noch
mehr Theile als die von Eichler notirten ganz dem Er-
gänzer anzugehören; besonders verdächtig sind mir der Kopf
der Deidamia und des ihr entsprechenden Mädchens auf
der linken Seite mit der Apollofrisur, der rechte Arm des
dritten Mädchens von links, Schwert und linkes Bein des
Trompeters und die Hände des Diomedes. Von letz-
terem bemerkt übrigens auch Zoega: la p'iu gran parte del
corpo moderna.
Trovato a Roma vecchia fuori di porta Maggiore. Visconti.
Abbildungen: E. Visconti Museo Pio-Clementino V 1796
tav. 17. Danach Millin Galerie mythologique 18 11 pl. 154 nr. 555;
Overbeck Bildwerke zum thebischen und troischen Heldenkreis
Taf. XIV Nr. 6.
Litteratur: E. Visconti a. a. O. p. 32; Zoega App.
Fol. 460" Nr. 187 (vgl. Welcker's Zeitschrift für Geschichte und
Auslegung der alten Kunst S. 423); Goethe Programm zur All-
gemeinen Litteraturzeitung 1802 I S. XVII; Levezow Familie des
Lycomedes 1804 S. 29; Millin a. a. O. nr. 555; Pistolesi 77
Vaticano IV 1829 p. 265; Beschreibung der Stadt Rom II 2, 1834,
S. 126; O. Jahn Archäologische Beiträge S. 353 (F); Overbeck
a. a. O. S. 289 Nr. 8; Descrizione dei Musei Vaticani, il Museo Pio-
Clementino p. 286.
In der Mitte Achilles nach rechts stürmend; der
weibliche Chiton gleitet von seiner linken Seite hinunter;
den linken, wie es scheint, beschuhten Fuss setzt er auf
einen Schemel; um den Hals trägt er ein Halsband; in
der rechten Hand hält er eine grosse Lanze; der Kopf ist
nach Zoega modern. Links neben ihm liegt ein umgestürz-
ter Wollkorb, rechts steht ein korinthischer Helm mit
hohem Busch am Boden. An die linke Seite des Achilles
schmiegt sich schwebend ein ungeflügelter Amor, der mit
der Linken nach der Lanze fasst und den Kopf mit
ängstlichem Ausdruck auf die Kriegergruppe rechts richtet;
vgl. die Deidamia auf 31. Von rechts eilt Deidamia auf
Achilles zu; sie trägt einen Chiton mit gegürtetem Ueber-
schlag, einen langen, um den Unterkörper geschlungenen
Mantel, dessen Zipfel sie mit der erhobenen Linken über
der Schulter in die Höhe zieht, und Schuhe; der Blick ist
nach oben von Achilles weg gerichtet. Links neben
Achilles erscheint eine zweite Lycomedestochter im ärmel-
losen Chiton und schmalen, bogenförmig flatternden
Ueberwurf, dessen beide Enden sie gefasst hält; den Kopf,
der die sog. attische Frisur zeigt, wendet sie nach links.
Dann folgt, der Deidamia entsprechend, vom Rücken ge-
sehen, eine dritte Lycomedestochter, den Kopf mit einer
an den Apollon von Belvedere erinnernden Frisur ge-
schmückt, im Chiton und vom Rücken herabgeglittenen
Mantel, an den Füssen Sandalen; die Rechte fasst den Arm
des Achilles, die Linke war erhoben. Der ganze Ober-
körper, der linke Unterarm und der rechte Oberarm sind
ergänzt. Die Figur stellt eine Verschmelzung zweier
Typen von Lycomedestöchtern, der abgewendet hinweg-
eilenden (vgl. 27. 28. 33. 34) und der den Achilles fest-