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Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0131
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AMAZONEN Tafel XXXIX

Achilles die Reste auf 47 c. Bei dem Mädchen mag der
Künstler an die Briseis, bei dem Krieger an Antilochus
gedacht haben.

Auf der rechten Schmalseite Fig. 91a die Mittel-

gruppe von 86. 87; nur hat der Krieger hier das Schwert
gezückt und den linken Arm stärker gebogen, da er mehr
von oben herabgreift, und die Amazone streckt den rechten
Arm mit hellender Geberde wagrecht aus; auch fehlt dem
Krieger der Schild, der Amazone das Wehrgehäng.

Tafel XXXIX

92) S. Rom, Vatican im Belvedere. Fig. 92.
Pig- 92 a. Fig. 92 b. L. 2,52. H. 1,19. T. 1,02. Zeich-
nung von Eichler 1876. Der jetzt aufgesetzte Deckel mit
der Inschrift Corpus Inscriptionum Latinarum VI 10742, die
Oderico und Marini noch bei einem römischen Stein-
metzen sahen, ist nicht zugehörig.

Schon zu Lebzeiten des Giulio Romano (1492— 1 546) bekannt;
später im Hof der 1550—1553 erbauten Vigna di Papa Giulio III,
Pozzo Diario in der Eibl. Nationale zu Neapel Cod. Ms. V. E. 10
herausgeg. von Tu. Schreiber Uncdirtc römische Fundberichte (Be-
ichte der königlich sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften
1885) S. 101 Nr. 11: Li due Pili che sono nel Cortile della Vigna
dl papa Giulio Uno di battaglia d'Amazoni. Doch findet sich unter
^cn mir zu Gesicht gekommenen Blättern aus der Sammlung
pozzo's keine Zeichnung dieses Sarkophags. An demselben Ort sah
lhn noch Winckelmann. Zwischen 1767 und 1796, vermuthlich
kc'm Umbau des Belvedere im Jahre 1773, wurde er an seine
jetzige Stelle gebracht und gleichzeitig ergänzt.1)

Alte Zeichnung: Freie Skizze der rechten Ecke von Giulio
Romano in Wien in der Alb ertina (photograph. von Braun
Nr. 120). Vgl. auch unter 93.

(vgl. Welcker's Zeitschrift für Geschichte und Auslegung der alten
Kunst 1818 S. 432); Millin a. a. O.; Fea Nuova descrizione de
monumenti anficht cd oggetti d"arte contenuti nel Vaticano e nel Campi-
doglio 1819 p. 98; Pistolesi a. a. O. p. 276; Raoul Rochette
Monumens in'edits 1826—1833 p. 102 nr. 4; Beschreibung der
Stadt Rom II 2, 1834, S. 140 Nr. 47; Clarac Mus'ee de sculpturc
II 1841 p. 670 n. 1; Overbeck Zeitschrift für die Altcrthums-
wissenschaft VIII 1850 S. 298 Nr. 7; ders. Die Bildwerke zum
thebischen und troischen Heldenkreis 1857 S. 507 Nr. 18; Steiner
Lieber den Amazonen-Mythus in der antiken Plastik 1857 S. 116;
Klügmann Die Amazonen in der attischen Literatur und Kunst 1875
S. 85 A. 119; Descrizione dei Musci Vaticani, il Museo Pio-Cle-
mentino p. 156 nr. 49.

In der Mitte der Vorderseite Fig. g2 Achilles und
Penthesilea, wie auf 88. 89. 90, beide mit Porträtzügen,
Penthesilea mit der Haartracht des dritten Jahrhunderts
(vgl. die Köpfe der Julia Paula, Aquilia Severa u. A.; una
speeie di parrucca Visconti), Achilles mit glattrasirten Wangen
und Kinn und kurzgeschorenem Haupthaar. Achilles trägt
hier in der Linken statt der Lanze einen grossen runden
Schild; in seinem Rücken flattert die Chlamys; sein hoher
Helmbusch wird von einer Sphinx getragen, deren hinterer
Theil antik ist. Penthesilea hat dieselbe Tracht wie auf
89; ihre Pelta ist mit einem Gorgoneion geschmückt. Der
Kopf ihres gestürzten Pferdes wird, nach links gewandt,
hinter ihrem rechten Bein sichtbar. Vor der Mittelgruppe
die auf das Gesicht gestürzte Amazone in derselben Lage
und Gewandung wie in der linken Seitengruppe von 77.
7g. 80; sie liegt auf ihrer Pelta und umfasst mit der Rechten
ihre Bipennis, s. Fig. 92'; eine zweite am Boden liegende
Bipennis wird in ihrem Nacken sichtbar. Uebcr Achilles
eine auf wild dahin rennendem Ross nach rechts fliehende
Amazone im Chiton mit entblösster rechter Schulter,
vgl. 87.

TJl'l • TU 1*1 TT

Cn glücklich erleuchteten Saal, ein weher Kreis beschäftigter Künstler In dcr ^fl SeitengTUppc dieselben beiden Haupt

II tir

Abbildungen: Winckelmann Monumenti anficht inediti 1767
• 139 (die Vorderseite, noch unergänzt; in Einzelheiten sehr
Ungenau) pig Q2< Danach Magnan Villc de Rome 1778 III
' ö3> — E. Visconti // Museo Pio-Clemcntino V 1796 tav. 21
cnur die Vorderseite mit den Ergänzungen). Danach Millin Galerie
"'ythologjque \%n pl, 15p m. 595; Overbeck Die Bildwerke zum
^ebischen und troischen Hcldcnkreis 1857 Taf. 21 Nr. 14. —
'«"olesi // Vaticano IV 1829 tav. 107.

Litteratur: Pozzo a. a. O.; Winckelmann a. a. O. p. 187;
Visconti a. a. O. p. 40; Zoega App. Fol. 460™ Nr. 160

^ ) Düntzer in seiner Einleitung zu Goethe's Achillcis (Goethe's
erke V S. 12a) bemerkt richtig, dass dem Dichter dieser Sarkophag

^■•schwebt, wenn er in Wilhelm Meisters Wanderjahren (Bd. XXII S. 165
' Ausgabe letzter Hand) schreibt: „Sie traten in einen grossen von

auf zuerst, aus dessen Mitte sich eine kolossale Gruppe günstig

Steij crn°b- Männliche und weibliche Kraftgestalten, in gewaltsamen

,. ngen, erinnerten an jenes herrliche Gefecht zwischen Heldenjüng-
. n" Amazonen, wo Hass und Feindseligkeit zuletzt sich in wechsel-
L trauligen Beistand auflös't. Dieses merkwürdig verschlun-
a1Z lnstwerk war von jedem Punkte ringsum gleich günstig

scl . ..en*' Goethe wird den Sarkophag in den Jahren i7»(T. 1787 wahr-
au£- >Cl sc'ion an seinem jetzigen Standort gesehen haben. Den Hinweis
tlC Bcmtrkung DüNTZER's verdanke ich O. Kern.

figuren wie auf 87. 88. 89. 90, der Krieger in derselben
Stellung wie auf 87. 88. Dass der linke Arm der Amazone
richtig ergänzt ist, beweist die Stellung der antiken Schulter,
die Fig. g2' ganz verkehrt wiedergegeben ist. Darüber
der mit erhobenem Schwert nach links galoppirende Krie-
ger, wie auf 90, hier bärtig und mit Schild am linken Arm
(Amazone Fig. g2'); statt der gegen ihn ansprengenden

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