ODYSSEUS Tafel LI
I49
Auf der Vorderseite Fig. 13g. Fig. 139' werden zwei
mächtige Fruchtschnüre, in denen man u. A. Pinienäpfel,
Trauben, Granatäpfel erkennt, von drei Amoren auf den
Schultern getragen. Der mittlere schreitet nach rechts
und berührt mit erhobener Linken das flatternde Band der
einen Guirlande; der rechte Arm ist gesenkt; im Escoria-
lensis Fig. 13g" hält er ein Pedum, ob auf Grund besserer
Erhaltung oder freier Ergänzung des Zeichners, wage ich
'licht zu entscheiden. Die beiden Amoren an den Ecken
(s- auch Fig. 13g') schreiten der Mitte zu, wenden aber
den Kopf nach den Ecken hin; die nach innen gekehrten
Hände legen sie auf das eine Ende der Fruchtschnur;
die nach aussen gekehrten Arme sind über den Kopf er-
hoben und berühren das flatternde Band der die Schmal-
seite einnehmenden Eichblattguirlanden, deren anderes
Ende um das Horn der halben Bukranien geschlungen
lst, die nach der Rückseite hin den Abschluss bilden
dend (Fig. 13g'. Ferretti) sich eilig entfernt; bekleidet ist
er mit einer auf der rechten Schulter gehefteten Chlamys;
der linke vorgestreckte Arm hielt keinerlei Attribut; da-
gegen muss der Ansatz im Reliefgrund über seiner rechten
Schulter von einem Gegenstand herrühren, den er mit
dem gebogen vorgestreckten rechten Arm gehalten hat,
ohne Zweifel also dem Köcher und Bogen des Philoctet,
den er fortzutragen im Begriff" ist. Links beobachtet,
von Philoctet nicht bemerkt, der mit Pileus und Chlamys
bekleidete Ulixes (fälschlich unbärtig Fig. 13g') den
Vorgang, indem er sich mit der Rechten an den Rand
der Höhle hält und den Kopf vorsichtig vorstreckt. Milani
nennt den Jüngling rechts Neoptolemos und sieht in der
ganzen Darstellung eine Illustration zu Sophokles Philoktet
V. 86$—1080, wozu allerdings die lauernde Haltung des
Ulixes und die flehende Stellung des Philoctet vortrefflich
passen. Weniger stimmt es, dass die auf Neoptolemos
thonlampe im britischen museum
Fig.
13ga. Fig. 13gb; vgl. 112a. 112b. gedeutete Figur, statt zweifelnd dazustehen, sich mit ihrer
In den vier über den tief herabhängenden Guirlanden Beute eilig entfernen will; doch lässt sich diese Abwei-
entstehenden Bildflächen sind vier Scenen aus dem Leben chung aus künstlerischen Rücksichten vielleicht rechtfertigen,
des Ulixes dargestellt; auf der Vorderseite Fig. 13g die Schwerer fällt es ins Gewicht, dass sich die Darstellung
Abholung des Philoctet von Lemnus in zwei ver- von der auf einer römischen Lampe des britischen Museums
schiedenen Momenten. In der zeitlich vorangehenden (abgeb. Milani a. a. O. tav. 3 nr. 48, danach in beistehen-
Scene rechts erblickt man die Höhle des Philoctet, darunter, der Abbildung) unmöglich trennen lässt, auf der deutlich
Wle meist bei dieser Sarkophagciasse, eine sehr ausgedehnte
Terrainandeutung. In der Höhle erscheint Philoctet, der
^rt einem langen um die Beine geschlungenen und mit
dem einen Ende über die linke Schulter geworfenen Mantel
bekleidet ist und den wunden rechten Fuss mit einer
Binde umwickelt hat. Von der Mütze, die er Fig. 13g'
trägt, ist am Original keine Spur mehr zu entdecken; da
Sle auch bei Gori fehlt und Philoctet in der zweiten Scene
g]eichfalls barhäuptig erscheint, so wird hier eines der sel-
tenen Versehen des CoBURGENsis-Zeichners vorliegen, zu
dem das wirre Haupthaar Veranlassung geben mochte. ier Begleiter des auch hier ungesehen zuschauenden Ulixes
Ein weiteres, auch bei Gori wiederkehrendes Versehen auf dem Philoctet, während dieser mit dem Vogelfittich den
^S- 139' ist die Unbärtigkeit. Wenigstens eine Bartspitze wunden Fuss fächelt, heimlich die Waffen entwendet und
lst noch jetzt an dem Original deutlich zu erkennen. In somit nicht der Sophokieische Neoptolemos, sondern
der linken Hand hält er den Fittich eines Vogels, wie nur der Euripideische Diomedes sein kann. Aehnlich
auf (Jer Gemme des Boethos (abgeb. Annali deW Instituto stellen den Vorgang auch die etruskischen Urnen dar
^ttl 1881 tav. T nr. 4; Jahrbuch des Kaiserlich Deutschen (Brunn / Rilievi delle Urne etrusche tav. 70 nr. 4. tav. 71 nr. 5.
archaologischen Instituts III 1888 Taf. 8 Nr. 21) und auf deren nr. 6. tav. 72 nr. 7), nur dass Diomedes hier die Waffen in
^■epliken (abgeb. Milani a. a. O. tav. II nr. 34. nr. 3Ö. nr. 38; dem Moment entwendet, wo Philoctet, von Ulixes in ein
Annali a. a. O. nr. 3), die uns zugleich seine Verwendung theilnehmendes Gespräch verwickelt, nicht auf sie achtet.
als Fächer zur Abwehr der die Wunde umschwirrenden Endlich liegt dieselbe Euripideische Sagenversion dem von
^begen vorführen. Philoctet hat sich auf das linke Knie Pausanias I 22, 6 in der Pinakothek der athenischen Pro-
geworfen und streckt, sich aus seiner Höhle vorbeugend, pyläen erwähnten Tafelbild zu Grunde: A/o/^i% rp>, 6 ßsv
^en rechten Arm aus; die Fig. 13g' wohl auf Grund bh.7jfj.va rd ^iXokt^tov tö%ov, 6 Ii rijv 'Afyväv d^aipov/xsvog £
esserer Erhaltung richtig wiedergegebene, von Ferretti VJov.1) Hiernach wird auch in der Sarkophagdarstellung
ak ein Bündel Pfeile missverstandene rechte Hand macht
die Pok j „. „. . a- *) Die Ueberlieferung ist ganz in Ordnung und darf nicht durch
Jün y Bltte' Dl£Se riChtCt S1Ch °ffeilbar an den die Annahme einer Lücke verunstaltet werden, vgl. V ,o, 8 Kevravpog
gling rechts, der den Kopf nach Philoctet zurückwen- 6 ^ naphs'vov, 6 U nallu ypnccK&i iaitv kpaTov.
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Auf der Vorderseite Fig. 13g. Fig. 139' werden zwei
mächtige Fruchtschnüre, in denen man u. A. Pinienäpfel,
Trauben, Granatäpfel erkennt, von drei Amoren auf den
Schultern getragen. Der mittlere schreitet nach rechts
und berührt mit erhobener Linken das flatternde Band der
einen Guirlande; der rechte Arm ist gesenkt; im Escoria-
lensis Fig. 13g" hält er ein Pedum, ob auf Grund besserer
Erhaltung oder freier Ergänzung des Zeichners, wage ich
'licht zu entscheiden. Die beiden Amoren an den Ecken
(s- auch Fig. 13g') schreiten der Mitte zu, wenden aber
den Kopf nach den Ecken hin; die nach innen gekehrten
Hände legen sie auf das eine Ende der Fruchtschnur;
die nach aussen gekehrten Arme sind über den Kopf er-
hoben und berühren das flatternde Band der die Schmal-
seite einnehmenden Eichblattguirlanden, deren anderes
Ende um das Horn der halben Bukranien geschlungen
lst, die nach der Rückseite hin den Abschluss bilden
dend (Fig. 13g'. Ferretti) sich eilig entfernt; bekleidet ist
er mit einer auf der rechten Schulter gehefteten Chlamys;
der linke vorgestreckte Arm hielt keinerlei Attribut; da-
gegen muss der Ansatz im Reliefgrund über seiner rechten
Schulter von einem Gegenstand herrühren, den er mit
dem gebogen vorgestreckten rechten Arm gehalten hat,
ohne Zweifel also dem Köcher und Bogen des Philoctet,
den er fortzutragen im Begriff" ist. Links beobachtet,
von Philoctet nicht bemerkt, der mit Pileus und Chlamys
bekleidete Ulixes (fälschlich unbärtig Fig. 13g') den
Vorgang, indem er sich mit der Rechten an den Rand
der Höhle hält und den Kopf vorsichtig vorstreckt. Milani
nennt den Jüngling rechts Neoptolemos und sieht in der
ganzen Darstellung eine Illustration zu Sophokles Philoktet
V. 86$—1080, wozu allerdings die lauernde Haltung des
Ulixes und die flehende Stellung des Philoctet vortrefflich
passen. Weniger stimmt es, dass die auf Neoptolemos
thonlampe im britischen museum
Fig.
13ga. Fig. 13gb; vgl. 112a. 112b. gedeutete Figur, statt zweifelnd dazustehen, sich mit ihrer
In den vier über den tief herabhängenden Guirlanden Beute eilig entfernen will; doch lässt sich diese Abwei-
entstehenden Bildflächen sind vier Scenen aus dem Leben chung aus künstlerischen Rücksichten vielleicht rechtfertigen,
des Ulixes dargestellt; auf der Vorderseite Fig. 13g die Schwerer fällt es ins Gewicht, dass sich die Darstellung
Abholung des Philoctet von Lemnus in zwei ver- von der auf einer römischen Lampe des britischen Museums
schiedenen Momenten. In der zeitlich vorangehenden (abgeb. Milani a. a. O. tav. 3 nr. 48, danach in beistehen-
Scene rechts erblickt man die Höhle des Philoctet, darunter, der Abbildung) unmöglich trennen lässt, auf der deutlich
Wle meist bei dieser Sarkophagciasse, eine sehr ausgedehnte
Terrainandeutung. In der Höhle erscheint Philoctet, der
^rt einem langen um die Beine geschlungenen und mit
dem einen Ende über die linke Schulter geworfenen Mantel
bekleidet ist und den wunden rechten Fuss mit einer
Binde umwickelt hat. Von der Mütze, die er Fig. 13g'
trägt, ist am Original keine Spur mehr zu entdecken; da
Sle auch bei Gori fehlt und Philoctet in der zweiten Scene
g]eichfalls barhäuptig erscheint, so wird hier eines der sel-
tenen Versehen des CoBURGENsis-Zeichners vorliegen, zu
dem das wirre Haupthaar Veranlassung geben mochte. ier Begleiter des auch hier ungesehen zuschauenden Ulixes
Ein weiteres, auch bei Gori wiederkehrendes Versehen auf dem Philoctet, während dieser mit dem Vogelfittich den
^S- 139' ist die Unbärtigkeit. Wenigstens eine Bartspitze wunden Fuss fächelt, heimlich die Waffen entwendet und
lst noch jetzt an dem Original deutlich zu erkennen. In somit nicht der Sophokieische Neoptolemos, sondern
der linken Hand hält er den Fittich eines Vogels, wie nur der Euripideische Diomedes sein kann. Aehnlich
auf (Jer Gemme des Boethos (abgeb. Annali deW Instituto stellen den Vorgang auch die etruskischen Urnen dar
^ttl 1881 tav. T nr. 4; Jahrbuch des Kaiserlich Deutschen (Brunn / Rilievi delle Urne etrusche tav. 70 nr. 4. tav. 71 nr. 5.
archaologischen Instituts III 1888 Taf. 8 Nr. 21) und auf deren nr. 6. tav. 72 nr. 7), nur dass Diomedes hier die Waffen in
^■epliken (abgeb. Milani a. a. O. tav. II nr. 34. nr. 3Ö. nr. 38; dem Moment entwendet, wo Philoctet, von Ulixes in ein
Annali a. a. O. nr. 3), die uns zugleich seine Verwendung theilnehmendes Gespräch verwickelt, nicht auf sie achtet.
als Fächer zur Abwehr der die Wunde umschwirrenden Endlich liegt dieselbe Euripideische Sagenversion dem von
^begen vorführen. Philoctet hat sich auf das linke Knie Pausanias I 22, 6 in der Pinakothek der athenischen Pro-
geworfen und streckt, sich aus seiner Höhle vorbeugend, pyläen erwähnten Tafelbild zu Grunde: A/o/^i% rp>, 6 ßsv
^en rechten Arm aus; die Fig. 13g' wohl auf Grund bh.7jfj.va rd ^iXokt^tov tö%ov, 6 Ii rijv 'Afyväv d^aipov/xsvog £
esserer Erhaltung richtig wiedergegebene, von Ferretti VJov.1) Hiernach wird auch in der Sarkophagdarstellung
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Jün y Bltte' Dl£Se riChtCt S1Ch °ffeilbar an den die Annahme einer Lücke verunstaltet werden, vgl. V ,o, 8 Kevravpog
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