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Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0193
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ORESTES Tafel LVI

die linke, eine Schlange haltende Hand der vorderen Furie
durch das Parapetasma verdeckt; in der Rechten hält sie,
wie auf 156, eine brennende Fackel. In der rechten Eck-
scene fehlt der Omphalus; um den linken Arm der Furie,
deren Haar hier in einer Sphendone steckt, ringelt sich eine
Schlange, wie auf 155; ebenso um den linken Arm der
zu oberst sitzenden Furie in der linken Eckscene.

Auf den Schmalseiten Fig. 158 a. Fig. 158 b zwei
sitzende Sphinxe. Die auf der rechten Schmalseite trägt
im Haar eine Binde, die auf der linken ein Diadem; letz-
tere setzt ihre linke Vordertatze auf einen Widderkopf.

159) F. Florenz, Opera del Duomo. Fig. 15g.
L. 1,15. H. 0,56. Relieferhebung 0,04. Zeichnung von
Eichler 1882.

Das Bruchstück war früher (seit 1588?) in der Facade des
Domes S. Maria del Fiore mit der Bildflächc nach innen ver-
mauert und wurde bei den Restaurationsarbeiten im August des
Jahres 1877 aufgefunden und herausgenommen; La Nazione, Ve-
nerdi ji Agosto iSyy: „Sult angolo dalla parte di via de Martelli,
proprio ncl fianco daccanto al pilone, dovendosi rimuovere c mutare
una formella di marmo bianco cti era posta per ritto, si rinvenne
che quella formella era un bassorilievo etc."

Rechte Hälfte der Vorderseite von einer genauen
Replik von 156. 157. 158. Erhalten sind die rechte Eck-
scene und die anschliessende Hälfte der Mittelscene. Die
Furien in der Mittelscene erscheinen hier ohne Fackel,
die in der Eckscene trägt die Sphendone und hält in der
linken Hand eine Schlange, wie auf 155. 158. Der Omphalus
steht vor dem Felsen in der rechten unteren Ecke. Die
Füsse des Dreifusses sind am oberen Ende mit kleinen
Gorgoneien verziert; um die Mittelstütze ringelt sich eine
Schlange empor.

160) F. Rom, Vatican, Museo Chiaramonti.
Fig. 160. L. 1,21. H. 0,55. Relieferhebung 0,06'. Zeich-
nung von Eichler 1885.

Die älteste sichere Erwähnung ist die von Zoega App. Fol. 565
11 (abgedruckt in Welcker's Zeitschrift für Geschichte und
Auslegung der alten Kunst 1818 S. 436) aus dem Jahre 1808,
ah das Bruchstück sich bereits im Musco Chiaramonti (ge-
gründet um 1804) befand. Doch nimmt Benndorf wahrschein-
lich mit Recht an, dass das Fragment dasselbe ist, welches Zoega
1ITl Jahre 1791 bei dem Sign. Carlo Albagini sah und App.
F°k 167 Nr. 6 (vgl. Welcker's Zeitschrift a. a. O.) folgen-
derrnassen notirt: „B. R. compagno a quellt da Winckelmann spie-
gati per ia morte f Agamemnone, da Heeren per la morte d' Egisto.
(<>rdo Farnesiano." Wenn Welcker a. a. O. von einem „Bruch-
stu'ck in demselben Museum" d. i. Chiaramonti spricht, „worauf
"amentlich der gestürzte Acgisthos vorkam" und das „nahe bey
der Treppe zum älteren Museum (d. i. Pio-Clementino) stand,"
a^o an der Stelle, wo 160 in der That eingemauert ist, so kann
«lan sich, da ein solches Fragment weder jetzt im Vatican existirt

noch sonst jemals als dort befindlich erwähnt wird, der Vermuthung
kaum enthalten, dass Welcker 160 gesehen und in seiner Erinne-
rung die gestürzte Clytaemestra mit dem Aegisth verwechselt hat.

Abbildungen: Pistolesi // Vaticano descritto IV 1829 tav.
53. — Raoul Rochette Monumens in'edits 1827 — 1833 pl. 25 nr. 2.

Litteratur: Zoega a. a. O.; Welcker a. a. O.; Elenco degli
oggetti del Museo Chiaramonti p. 269 riquadro XXIX nr. 687;
Pistolesi a. a. O. p. 140; Raoul Rochette a. a. O. p. 177.
p. 185; K. O. Müller Aeschylos Eumeniden 1833 S. 1 11 A. 5;
Ders. Handbuch der Archäologie der Kunst, 2. Ausg., 1835 S. 661
(3. Aufl. von Welcker i 848 S. 7 18) $ 416, 2 ; Rathgeber Orestes
a. a. O. S. 115; Beschreibung der Stadt Rom II 2, 1834, ^' ^3
Nr. 685; Grifi Atti della Pontificia Accademia Romana di arebeo-
logia X 1842 p. 308; Prellek Berichte über die Verhandlungen
der königlich sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leip-
zig II 1850 S. 257 A. 49; Overbeck Bildwerke zum thebischen
und troischen Heldcnkreis 1857 S. 7°1 Nr. 3° (= Nr. 3 3 -
Nr. 34); Benndorf Annali delt Instituto XXXVII 1865 p. 235
nr. 4; Rosknberg Die Erinyen 1874 ^- 45 ^. 1 k; ^escrizione dei
Mitsei Vatican i, il Museo Chiaramonti p. 221 nr. 687.

Rechte Hälfte der Vorderseite von einer Replik von
J56- 157- 158. 159 mit der rechten Eckscene und der
rechten Hälfte der Mittelscene. Die Furien in der Mittel-
scene ohne Fackeln, wie auf 15g. Die das Parapetasma
tragende Herme fehlt. Die schlafende Furie in der rechten
Eckscene sitzt nicht am Boden, sondern auf einem Felssitz
nach links gewandt ganz am rechten Ende. Sie trägt
einen langen gegürteten ärmellosen Chiton und Schuhe;
der Kopf ist im Schlaf geneigt; beide Hände ruhen über-
einandergelegt im Schooss; unter der rechten wird der
Kopf einer Schlange sichtbar. An ihren Knieen lehnt das
Beil der Clytaemestra. Links von ihr der delphische
Lorbeerbaum. Der Omphalus fehlt.

161) F. Paris, Louvre, Salle de la Psyche. Fig. 161.
L. 1,00. H. 0,85. Ergänzt und überarbeitet; links ist noch
ein grösseres modernes Stück angesetzt; bei der jedesfalls
1Ö15, als das Stück an der Aussenseite der Villa Borghese
eingemauert wurde, vorgenommenen Restauration scheint
156 oder 158 als Vorbild gedient zu haben. Zeichnung
von Eichler 1873.

Früher in Rom an der Ostseite der 1615 erbauten Villa
Borghese in der unteren Reliefreihe über den Parterrefenstern
eingemauert, Manilli Villa Borghese 1650 />. 45 (un Sagrißzio al
Bio Termine*); Montelatici Villa Borghese 1700 p. 170. Seit
1808 im Louvre.

Abbildungen: Bouillon Musi'c des Antiques III 1827 (Bas-
reliefs) pl. i$ bis nr. 1. — Clarac Musee de sculpture II 1829
bis 1830 pl. 202, 248 nr. 388. Beide Abbildungen mit dem
modernen Stück.

Litteratur: Manilli a. a. O.; Montelatici a. a. O.;
Winckelmann Monumcnti anficht inediti ij6y II p. 193; Heeren
Commentatio in opus caelatum antiquum Mitsei Pio-Clementini 1786
p. 1 ( Bibliothek der alten Litteratur und Kunst III 1788 S. a
 
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