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Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0200
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TROISCH

ER KREIS

steckt durch eine Unbedachtheit des Verfertigers noch das
Schwert, obgleich auch die Rechte ein gezücktes Schwert
hält. Von Pylades ist auch der linke Arm sichtbar, mit
dem er seinen Freund im Rücken zu stützen scheint.

In der rechten Eckscene erscheinen dieselben Figuren,
wie in der linken Unterabtheilung dieser Scene auf 167. Das
von Iphigenia gehaltene Dianaidol ist hier verhüllt. Der
stehende Scythe, der hier wie auf 155 eine phrygische
Mütze trägt, schwingt in der erhobenen Rechten einen
kurzen Speer. Die rechte Hand des Gefallenen hätte mit
dem Schwert ergänzt werden müssen. Orestes trägt
einen ovalen, mit einem rautenartigen Ornament ver-
zierten Schild.

170) D. F. F. Das eine Fragment Fig. 170 in St.
Petersburg Kaiserliche Ermitage L. 0,52. H. 0,29,
die drei übrigen in Rom, Fig. 170a Museo Capito-
lino, im Erdgeschoss im dritten Zimmer links, L. 0,21.
H. 0,24, Fig. 170b Pal. Torlonia alla Lungara im Hof
L. 0,32. H. 0,29, Fig. 170c Vijla Tomba L. 0,17. H. 0,26.
Fig. 170 Zeichnung von C. L. Becker nach einer im Jahre
1884 mit freundlicher Unterstützung von G. Kieseritzky
aufgenommenen Photograplüe. Fig. 170a. Fig. 170b. Fig.
170c Zeichnung von Eichler 1886.

Das grössere Bruchstück 170 war bereits im siebzehnten
Jahrhundert in Rom bekannt. Die Zeichnung bei Pozzo Fig. 170'
zeigt es links bedeutend vollständiger, rechts aber schon mit fast
genau derselben Bruchlinie, wie jetzt, nur dass jetzt die untere
Ecke etwas mehr Verstössen ist. Die gerade Bruchfläche links lässt
erkennen, dass das Relief hier durchsägt worden ist, offenbar um
eine einheitliche zum Zimmerschmuck geeignete Darstellung her-
zustellen. Wahrscheinlich geschah dies, als der Cardinal Alessandro
Albani das Stück im Treppenhaus seiner Villa über einer Thüre
einmauern Hess. Erworben hat Albani das Stück wohl erst nach
1767, da sonst Winckelmann bei Besprechung von 167 diese
genaue Replik nicht unerwähnt gelassen haben würde. Im Jahre
1797 kam das Fragment nach Paris. Als dann im Jahre 1815
die aus Villa Albani entführten Stücke theils dorthin zurückgebracht,
theils verkauft wurden, kam es entweder gleich oder bald nach-
her in die Petersburger Sammlung Laval, für die Bruni und
Koehne die Ankäufe in Italien besorgten. Von da gelangte es
1852 in die Ermitage. An dieses Stück 170 schliesst rechts 170a
so unmittelbar an, dass an der Zusammengehörigkeit unmöglich
gezweifelt werden kann; man beachte namentlich die Bruchlinie
der Schiffstreppe und die Fortsetzung der strickartigen Verzierung
von 170 a auf 170. Das Stück war, wie die Pozzo-Zeichnung lehrt,
bereits im siebzehnten Jahrhundert abgetrennt. Ich habe es zuerst
1874 *m Capitolinischen Museum gesehen; über seine Prove-
nienz hat sich Nichts ermitteln lassen. Andrerseits scheint an das
linke Ende des vollständigeren Stücks 17°, wie es die Pozzo-Zeich-
nung Fig. 170' zeigt, unmittelbar das auch in den Maassen genau
entsprechende Stück 170 b anzupassen, an dessen linkes Ende sich
weiter 170 c unbedenklich ansetzen lässt. Das Fragment 170b ist
seit 1875 lm von Torlonia; doch wird glaubhaft be-

richtet, dass es zu den aus Villa Albani dorthin übergeführten
Stücken gehört. Aus Villa Albani kann auch das kleine Frag-
ment 170c in die nicht allzu fern liegende Villa Tomba ver-
schlagen worden sein. Dass 170b + 170c zwischen 1707 und
1815 in Villa Albani zeitweilig den Platz von 168 einnahm, ist
oben S. 180 vermuthet worden. Es scheint danach, dass Albani
nach 1767 die Fragmente des schon im 17. Jahrh. zerbroche-
nen , wahrscheinlich bereits zertrümmert aufgefundenen Deckels,
vielleicht mit Ausnahme von 170a erwarb, aber nur das grössere
Stück 170, nachdem es zweckentsprechend hergerichtet war, auf-
stellte. Auf diesen Deckel könnte sich auch folgende Notiz des
Pirro Ligorio De luoghi Helle sepulture dellc fameglie romane c dcgli
huomini inlustri 1550—1553 Cod. Neap. XIII B 10 beziehen, deren
Abschrift ich der Freundlichkeit H. Dessaus verdanke: „Di Hecate.
Presso Caleno, che hodiernamente si dice Carinola, nella via
Appia, fra certe poche rovine de monumenti, e uri altro pezzo dt
un pilo d'una sepultura, in cui sono intagliate certe figure, che sono
come gente barbare con barba & capelli longhi, con le mani ligaü di
dietro gnudi condotti havante all' imaginc di Hecate alt altar dove
certe donne Ii vogliano sacrijicare (dann folgt der oben S. 180 ab-
gedruckte, wahrscheinlich auf 168 bezügliche Satz).

Alte Zeichnung: Pozzo Windsor VIII Fol. 10 (35z)
Fig. 170'.

Litteratur: 170 Morcelli Indicazione antiquaria per la Villa
saburbana delt Eccellentissima Casa Albani 1785 p. 50 nr. 564;
Correspondance de Napoleon Ier III 185p p. 502 nr. 271 A(lbani) 564;
Guedeonow Ermitage Imperial', Musee de sculpture antique 1865
p. 83 nr. 294. — 170a Robert Archäologische Zeitung XXXIII
1875 S. 138 F; Nuova descrizione del Museo Capitolino 1882 p. 46
nr. ii. — 170b Robert a. a. O. S. 138. — 170c Matz und
von Duhn Antike Bildwerke in Rom 1881 II S. 463 Nr. 3372.

Die Mitte des Deckels nahm eine von zwei dorischen
Säulen getragene Aedicula ein, unter der das Brustbild der
Todten, mit gescheiteltem Haar und in Unter- und
Obergewand gekleidet, angebracht war Fig. 170'. Die
Haartracht scheint der der jüngeren Faustina ähnlich ge-
wesen zu sein. Links von dem Porträt folgte dieselbe
Scene wie an der linken Ecke von 167. 168, vgl. 157 b,
Iphigenia zum Tempel schreitend, um das Diana-
bild zu holen. Erhalten sind daraus die Figuren der
Iphigenia Fig. 170c, des Orestes und Pylades mit einem
Scythen Fig. 170b, ferner nur in der Pozzo-Zeichnung
der den Zug schliessende Scythe Fig. 170', alle fast genau
wie auf 167. 168 mit Ausnahme des diesem Exemplar eigen-
thümlichen, hinter Orestes herschreitenden Scythen, der
über der gewöhnlichen asiatischen Tracht einen lang herab-
wallenden Mantel trägt und in der Linken einen Köcher
zu halten scheint. Wenn sich die Notiz des Ligorio auf
dies Fragment bezieht, war auch hier, wie auf 167. 168,
links noch das Bild und der Altar der Diana angebracht.

Auf der rechten Seite war der Kampf am Meer dar-
gestellt Fig. 170. Fig. 170 a, wie an der rechten Ecke
von 155. 167 und zwar, wie auf 155, als einheitliche Scene.
Die beiden Scythen wie 167. 16g; der stehende ist bar-
 
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