Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0228
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2 IO

ARGONAUTEN-KREIS

hat der Ueberarbeiter einen Gewandzipfel gemacht. Der
unter dem rechten Bein des zweiten Knaben am Boden
liegende flache Gegenstand ist vielleicht seine weggewor-
fene Schreibtafel, vgl. 199.

In der vierten Scene, die der fünften von 194 ent-
spricht, erscheint Medea auf dem Drachenwagen. Der
hintere Drache beginnt hier bereits den Aufflug. Der
rechte Arm der Medea ist in zu steiler Haltung und
fälschlich ohne Schwert ergänzt; offenbar hat der Ergänzer
einen am oberen Rand erhaltenen Ansatz der Schwert-
spitze für Reste der Finger gehalten. Das vorragende
Bein der auf dem Wagen liegenden Kinderleiche ist durch
Ueberarbeitung zu einer Gewandfalte geworden.

Die zu dieser Platte gehörigen Schmalseiten sind
vielleicht in 192 zu erkennen.

ig6) P. Mantua, Museo. Fig. 196. In den früher
mit Kalk bedeckten Theilen der linken Hälfte überarbeitet.
L. 2,28. H. 0,64. Relieferhebung 0,07. Zeichnung von
Eichler 1880.

Die Platte kam im siebzehnten Jahrhundert aus Rom nach
Mantua und wurde dort ungefähr in der Mitte, links von der
Figur des Creon, in zwei Stücke zersägt. Die linke Hälfte wurde
zum Theil mit Kalk überschmiert, um ihr so die Gestalt eines
Ovals zu geben, und über einer Thüre der Regia Corte in
Mantua eingemauert, während die rechte Hälfte nach der Villa
La Favorita kam; Gio. Girolamo Carli Dissertazioni due 1785
p. 197: „Questo Bassorilievo .... venne qua trasferko da Roma
nel passato secolo: ma per mala sorte fu diviso nel mezzo collo scar-
pello in 1. pezzi, e questi in 2. diverse fabbriche furono collocati . . .
La seconda meta . . . . si vedeva in campagna nella Villa Ducale

detta la Favorita, onde insieme con altri Marmi figurati......

S. A. R. il Seren issimo nostro Governatore.....comandö, che

trasportata fosse in Cittä, e unita alla nostra Raccolta. Poco dopo io
avendo osservato sopra una porta della Regia Corte un piecolo Basso-
rilievo di forma ovale con sole 4. figure, mi avvidi, che questo dovea
essere la prima meto, compagna della sopradetta, e che era stata cosi
impicciolita all' esterno unicamente per adattarla a quel posto, sieche
probabilmente doveano rimaner nascose sotto la calce almeno 4. altre
figure." Durch Carli wurden dann die beiden Hälften wieder
zusammengesetzt und die ganze Platte in dem 1773 —1775 ge-
gründeten Museo della R. Accademia delle Scienze, Arti, e belle
Lettere di Mantova aufgestellt.

Abbildungen: Gio. Girolamo Carli a. a. O. — Borsa
Museo della R. Accademia di Mantova 1790 p. 58. Danach Millin
Galerie tnythologique 181 1 pl. 108 nr. 426; Hirt Bilderbuch für
Mythologie, Archäologie und Kunst II 181Ö Taf. 27 Nr. 233;
Guigniaut Religions de Cantiquit'e pl. 173 nr. 649. — Labus Museo
della Reale Accademia di Mantova I 1830 tav. 9. Danach Wiener
Vorlegeblätter Scr. II Taf. 1 1 Nr. 2.

Litteratur: Gio. Girolamo Carli a. a. O.; Borsa a. a. O.;
E. Visconti // Museo Pio-Clementino III 1790 p. 59 n. e. VII
1807 p. 29; Zoega Bassi Rilievi 1808 II p. 215 n. 44; Millin
a. a. O. nr. 426; Hirt a. a. O. S. 30; Guigniaut a. a. O.;

K. O. Müller Handbuch der Archäologie der Kunst 1830 S. 567
§ 412, 3 (3. Aufl. von Welcker 1848 S. 695 § 412, 5); Labus
a. a. O. I 1830 p. 21. III 1834 p. 363; Feuerbach Der Vati-
canische Apollo 1833 S. 382; Raoul Rochette Monumens in'edits
1827—1833 p. 63 n. 3; Ders. Journal des Savants 1834 p. 75;
Beschreibung der Stadt Rom II 2, 1834, S. 237 A. *; Clarac
Musee de sculpture II 1841 p. 542; O. Jahn Telephos und Troilos
1841 S. 13 A. 6; Gerhard Antike Bildwerke, Text, 2. u. 3.
Lieferung, 1844 ^- 2 57 A. 49; Th. Pyl De Medeae fabula (Diss.
inaug. Berol.) 1850 p. 69; Raoul Rochette Choix de peintures de
Pompei 1853 p. 267 n. 4; O. Jahn Tod der Sophoniba 1859
S. 8 A. 12; Stephani Compte-rendu de la Commission Imperiale
archeologique 1863 S. 187 Nr. 45. 1878 S. 13 A. 4; J. Lessing
De mortis apud veteres figura (Diss. inaug. Bonn?) 1866 p. 50;
O. Jahn Archäologische Zeitung XXIV 1866 S. 234 H; Michaelis
ebenda XXV 1867 S. 83; Dilthey Annali delt Instituto XLI 1869
p. 11 h (vgl. Archäologische Zeitung XXXIII 1875 S. 67);
A. Rossbach Römische Hochzeits- und Ehedenkmäler 1871 S. 175;
Dütschke Antike Bildwerke in Oberitalien IV 1880 S. 310 Nr. 6 88;
M. Mayer Hermes XX 1885 S. 117 A. 1; Rich. O. Schmidt
De Hymenaeo et Talasio dis veterum nuptialibus (Diss. inaug. AvV.)
1886 p. 61 nr. 4; C. L. Visconti Bullettino della Commissione
archeologica comunale di Roma, Serie terza, XV 1887 p. 204;
L. von Urlichs Ein Medea-Sarkophag (Einundzwanzigstes Programm
des von wagner'schen Kunstinstituts) 1888 S. 5 Nr. 4.

Replik von 195. In der ersten Scene, der Ueber-
reichung der Geschenke an Creusa, ist links der
Eingang zum Frauengemach durch zwei korinthische Säulen,
zwischen denen eine Guirlande hängt, angedeutet; rechts
ist wie auf 194 ein Parapetasma aufgespannt; doch fehlt
der daran beschäftigte Diener. Creusa trägt hier Arm-
bänder; ihre rechte Hand ruht im Schooss; unter ihrem
Sessel liegt ein aufgeschlagenes Diptychon, unter dem man
sich wohl das Begleitschreiben der Medea zu denken hat.
Der erste Knabe hält, wie auf 194, das Flammeum; beide
Knaben tragen, wie dort, die Scheitelflechte. Die Amme
steht, wie auf 195, der Creusa zugewandt; der abgebrochene
rechte Unterarm hatte wohl dieselbe Haltung wie auf
I94- I95? mit der erhobenen Linken, die richtig ergänzt
ist, begleitet sie ihre Rede. Der Brautführer hat dieselbe
Stellung, wie auf 195, und hält, wie dort, in der Linken
zwei Mohnstengel, ausserdem aber, wie auf 194, in der
Linken eine kurze Fackel, die indessen hier angezündet ist;
er hält sie etwas nach unten gesenkt, nicht um sie aus-
zulöschen, sondern um sie am Ausgehen zu verhindern.
Iason erscheint gleichfalls in derselben Stellung wie auf 195.

In der zweiten Scene, dem Tod der Creusa, ist
das Parapetasma weggeblieben. Die Kline mit der Stufe
an ihrem Fussende wie auf ig5- Das Diadem im Haar
der Creusa und die von ihrem Haupt emporschlagenden
Flammen sind hier besonders deutlich. Die drei Ansätze
links von der zur folgenden Scene gehörigen Herme be-
zeichnen die Stelle ihrer erhobenen rechten Hand; vielleicht
 
Annotationen