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Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0237
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NACHTRAGE

Loggien verwandt. Die Figuren des Sol und der Luna finden
sich auf dem unter xo angeführten Stich des Giorgio Ghisi, doch
kann sie dieser auch dem Stich des Marcantonio Raimondi ent-
nommen haben.

14') F. Rom, Lateran. Theil eines an der Nord-
wand des ersten Zimmers eingemauerten Pasticcio, s. die

beistehende Abbildung Fig. 14',
Zeichnung von C. L. Becher
nach einer der Freundlichkeit
x von Joh. Ficker verdankten
\ Photographie 1889. L. des gan-
' zen Pasticcio c. 0,60. H. c. 0,50
Y (E. Petersen).

Litteratur: Benndorf und
Schöne Die antiken Bildwerke des
Lateranensischen Museums 1867
I4, S. 28 Nr. 43.

In dem oberen Theil des Pasticcio haben zuerst Benn-
dorf und Schöne richtig das Fragment einer Replik von 11.
12. 13. 14 erkannt. Eine sehr sorgfältige Untersuchung des
äusserst ungünstig in beträchtlicher Höhe eingemauerten
Stückes durch E. Petersen und Joh. Ficker hat ergeben,
dass „die ganze untere Hälfte und das linke Drittel des
Reliefs das Werk moderner Ergänzung sind, wobei man
zum Theil antike Elemente verwendet hat" und dass auch
der übrige im Wesentlichen antike Theil stark ergänzt ist.

Das Bruchstück gehört ungefähr in die Mitte der
zweiten Scene. Rechts ist zunächst der Unterkörper des

Ergänzer einen antiken, aber natürlich nicht zugehörigen
Iupiterkopf aufgesetzt; auch die Köpfe der Pferde sind
ergänzt. An der weiter unten der siegreichen Venus
voranschwebenden Victoria sind der ganze Unterkörper
und der rechte Arm mit dem Kranz ergänzt; gewiss hielt
sie ursprünglich auch hier, wie auf 11, den Kranz mit
der rechten Hand hoch empor. Sicher antik ist die linke
Hand mit der Palme. Das Köpfchen ist aufgesetzt, aber
nach Ficker zugehörig, woran ich nach der Photographie
zweifeln möchte. Das Stück mit den Füssen ist gleichfalls
antik, gehört aber sicher nicht zu dieser Victoria; vielleicht
rührt es von der aufschwebenden Venus her. Endlich
ist noch antik der Kopf der im Uebrigen vollständig
ergänzten, links sitzenden Frau; nach seiner Stellung und
nach dem an seiner linken Seite ganz deutlichen Schleier
wird man ihn unbedenklich für den Kopf der Iuno halten
dürfen. Es scheint, dass der Kopf ähnlich gebrochen war,
wie auf 12, und dass der Ergänzer aus der Bruchfläche
das Gesicht herausgearbeitet hat, wodurch der Hals jetzt
das Aussehen eines hohen eng anschliessenden Kragens
erhalten hat. Die knieende Figur rechts, die nach Petersen
und Ficker ebenfalls grösstentheils antik ist, scheint nicht
von dem Parissarkophag, sondern von einer Rüstungsscene
zu stammen, vgl. 26 b. •

Der an sich naheliegenden Vermuthung, dass 14' zu
demselben Sarkophag gehöre wie 14, steht nach Ficker die
Verschiedenheit des Marmors, der Verhältnisse und der
stilistischen Behandlung im Wege. Hingegen scheint die

thronenden Iupiter erhalten. An seinem rechten Bein Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass es mit 13 zusammen-

erkennt man noch das untere Ende des Donnerkeils; die
rechte ihn haltende Hand kann also hier nicht im Schooss
geruht haben, sondern muss vorgestreckt gewesen sein.
Der Mantel des Caelus, der ihm zum Sitz dient, ist mit
seinen straffen horizontalen Falten unter dem linken Ober-
schenkel des Iupiter noch deutlich erkennbar. Der Er-
gänzer, der diese Falten für Federn gehalten zu haben
scheint, nahm daher den Anlass, hier eine phantastische
weibliche Flügelfigur anzubringen. Der jetzt dem Unter-
körper des Iupiter aufgesetzte Oberkörper ist zwar antik,
aber sicher nicht zugehörig; dies ergiebt sich sowohl
aus den unmöglichen Verhältnissen, als daraus, dass sich
die kurze, auf der rechten Schulter geheftete und stramm
um die linke Schulter gezogene Chlamys mit dem
schweren um die Beine geschlungenen Mantel nicht
vereinigen lässt. Vielleicht gehört der Oberkörper zu dem
ursprünglich vor Iupiter stehenden Mercur; denn die
jetzt an dieser Stelle erscheinende, in flachem Relief
ausgeführte Mercurfigur ist durchaus modern; die Erhöh-
ung über der Chlamys auf der linken Schulter kann sehr
gut ein kleiner Rest des hier aufliegenden Caduceus
sein. Erhalten sind ferner, wenn auch sehr verstümmelt,
die Dioseuren auf ihren Rossen. Dem vorderen hat der

gehört. Die untere Bruchlinie am Leib des Iupiter auf
13 scheint der oberen Bruchlinie auf 141 genau zu ent-
sprechen.

16) S. ig. Litteratur: Statt Clarac Catal. nr. 437 lies:
Visconti et Clarac Description des Antiques du Mus'ee Royal 1820
p- 183 nr. 437; Clarac Description du Mus'ee Royal des Antiques
du Louvre 1830 p. ij6 nr. 437.

17) S- 20. Litteratur: Visconti et Clarac Description des
Antiques du Musee Royal 1820 p. 206 unter nr. 506; Clarac
Description du Musee Royal des Antiques du Louvre 1830 p. 106
unter nr. 506; K. O. Müller Handbuch der Archäologie der
Kunst 2. Ausg. 1835 S. 557 (3. Aufl. von Welcker 1848
S- 585) § 378, 4.

S. 21. Von dem Gemälde des Polygnot kann man
sich nach den Darstellungen auf dem Gorytos aus Nikopol
(abgeb. Compte-rendu de la Commission Imperiale archeologique
1884 Taf. 4) annähernd eine Vorstellung machen, s. Deutsche
Litteratur-Zeitung X 1889 S. 989.

20) S. 23. Lies: Heliogravüre nach einer im Jahre 1884
u. s. w.

Litteratur: K. O. Müller Handbuch der Archäologie der
Kunst 1830 S. 569 § 413, 1 (3. Aufl. von Welcher 1848
S. 697 § 413, 2).
 
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