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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,2): Einzelmythen: Hippolytos - Meleagros — Berlin, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.12013#0064
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2l8

HIPP0LYTU1S

179) S. Rom, Via della Croce 78, im Hof des
früher der Familie Lepri, dann der Familie Gallo, jetzt
Frau Barmin-Langermann gehörigen Palastes. Fig. 17g.
Fig. 179 a. Fig. 179 b (s. die Schlussvignetten S. 219).
L. 2,27. H. 0,75. T. 0,69. Zeichnung der Vorderseite 179
von Eichler 1874; der Schmalseiten 179 a. 179 b von
Lübke nach zwei der Güte Eugen Petersen's verdankten
Photographien.

Alte Zeichnung: Ruhl's Anonymus (1760 —1789) II'99, nur
die linke Scene.

Abbildung: Archaeologische Zeitung XLI 1883 Taf. 8, 1 (nach
Eichler's Zeichnung).

Litteratur: ZoEGA App. Fol. 530. Fol. 543; DERS. Li \Bassi-
rilievi antichi di Roma 1808 I p. 230. 238; O. Jahn a.a.O. S.329;
L. Schmidt Archaeologische Zeitung V 1847 S. 74; Ders. Rheinisches
Museum VII 1850 S. 60. S. 63; helbig Annali cleW Lnstituto XXXV
1863 p. 92 n. 1; Hinck ebd. XXXIX 1867 p.wiss. (S = T); Matz
ebd. XLI 1869 /. 87; matz und von duhn Antike Bildwerke in
Rom 1881 II S. 269 Nr. 2915; Kalkmann a.a.O. S. 66 (V). S. 77fr.;
Puntoni a.a.O. p. 14 (L); C. Robert Römisches Skizzenbuch aus
dem achtzehnten Jahrhundert (Zwanzigstes Hallisches Winckelmanns-
programm) 1897 S. 61 Nr. 308.

Wie Kalkmann erkannt hat, der Sarkophag eines Ve-
nators Den Darstellungen der Vorderseite Fig. 179 liegt
der Typus der zweiten römischen Classe der Hippolytus-
Sarkophage zu Grunde, wobei natürlich die Antragsscene
stark modificirt werden musste, während die Jagdscene
ziemlich unverändert herübergenommen werden konnte.

In der ersten Scene ist, ähnlich wie auf 163, die
Gruppe des Hippolytus und der Amme zur Darstellung
des Verstorbenen und seiner Gattin verwendet, wobei aber
aus der Amme eine Diana geworden ist. Der Verstorbene
hat das Costüm eines Venators aus der Arena: kurze
Aermelturiica mit einem fünfmal um den Leib gewickelten
Gürtel und Gamaschen; die Linke stützt er auf einen
Speer, in der gesenkten Rechten trägt er das Sagum, das
der Venator der von ihm gehetzten Bestie entgegenzuhalten
pflegt1). Der in der zweiten Scene besser erhaltene Kopf
zeigt Porträtzüge; Haar- und Barttracht entsprechen der
Mode der ersten Jahrzehnte des dritten Jahrhunderts, wie
denn auch die Frisur der gleichfalls Porträtzüge tragenden
Frau an die der Aquilia Severa erinnert. Diese Frau
legt die rechte Hand auf die Brust ihres Gatten, womit
sich etwa die Art vergleichen lässt, wie auf 168 die Amme
den Arm des Hippolytus berührt hat. Sie trägt das
Costüm der Diana, geschürzten Chiton, einen kurzen als
Gürtel dienenden Mantel und Jagdstiefel. Auf ihrem
Rücken hängt der Köcher; die erhobene Linke stützt sie
auf den Speer. Links von ihr sitzt abgewandt ihr Hund,
der den Kopf zu ihr emporhebt. An der Ecke bildet eine

J) Plinius Naturalis historia VIII 54, vgl. Mazois Humes de Pompü
I tav. 31 nr. 5; Henzen Explicatio musivi Borghesiani [Dissertazioni delf
Accfldemia pontificia Romana XII 1852) fav. 4; Kalkmann a.a.O. S. 79.

Pinie den Abschluss. Zwischen den Füssen des Paares
wird der Kopf eines todten Thieres, vielleicht eines Pan-
thers, sichtbar. Weiter rechts steht mit gekreuzten Beinen,
an seinen Speer gelehnt, ein bärtiger Begleiter, der aus
dem Hundewärter der Hippolytus-Sarkophage umgebildet
zu sein scheint, vgl. namentlich 171. Er trägt geschürzte
Exomis,^ Chlamys, Jagdstiefel und einen runden Hut.
Beide Hände fassten den Speer. Dann folgt, wie auf
auf den Hippolytus-Sarkophagen, das mit einem Panther-
fell bedeckte Pferd, das aber hier seinen Kopf nach dem
Venator hinwendet. Zu den Füssen des Pferdes sitzt ein
Hund. Am Thorbogen ist ein nach rechts gewandter
Widderkopf (so auch Zoega) angebracht.

In der Jagdscene erscheint der Venator, wie Hippo-
lytus, zwischen einem berittenen Begleiter und Vir tu s,
die wie auf 164. 165. 167—169. 173 dargestellt ist, aber
ohne Schild, dessen Stelle die um den zurückgenommenen
Arm gewickelte Chlamys vertritt. Die beiden Puntelli am
Thorbogren rühren natürlich von ihrem Helmbusch her.
Der Begleiter trägt hier gleichfalls in der Rechten einen
Speer. Ausserdem ist noch ein zweiter berittener Beglei-
ter hinzugefügt, der schon an dem Eber vorbeigaloppirt
ist und nun auf ihn zurückblickt. Dieser trägt keine Waffe,
sondern hält mit der Rechten die Zügel. Der Eber ist mit
seinem ganzen Körper sichtbar; eine Höhle ist nicht ange-
geben. Zwischen seinen Füssen liegt ein bereits getödtetes
Thier, vielleicht ein Bär, vgl. 166. 171. 173. Fünf Hunde
bedrängen den Eber. Einer ist ihm auf den Rücken ge-
sprungen und beisst ihn ins Ohr, vgl. 160 c und auch 171.
Zwei dringen von vorn auf ihn ein, wobei der eine zu-
gleich Jagd auf ein vorüberlaufendes Häschen macht. Der
vierte greift ihn von hinten an, und über diesem wird unter
dem Ross des vordersten Reiters der fünfte sichtbar, der
nach rechts gewandt seinen Kopf zu diesem Reiter empor-
hebt. An der rechten Ecke ist der von den Hippolytus-
Sarkophagen her bekannte Eichbaum angebracht.

Auch die Darstellungen auf den Schmalseiten sind
mit Rücksicht auf den Beruf des Venators o-ewählt. Auf
der linken Fig. 179 a (S. 219) ein wüthender Stier mit
gesenktem Kopf; rechts eine Hütte, links ein Feigenbaum.
Auf der rechten Fig. 179 b (S. 219) ein fliehender Hirsch,
unter dem ein mit einem Halsband geschmückter Hund
läuft. Rechts abermals ein Feigenbaum.

Aus der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts.

1791) F. Rom, Mtiseo nationale olelle Terme, im Maga-
zin (Inv.-Nr. 1044). Fig. 1791 (im Text S. 219). L. 0,50.
H. 0,82. Rh. 0,10. Nach einer der Freundlichkeit W. Alt-
mann's verdankten Photographie.

Gefunden im Jahre 1889 im Tiber. Der Zustand der Rück-
seite lässt erkennen, dass die Platte im Mittelalter als Thürschwelle
gedient hat.
 
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