Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,2): Einzelmythen: Hippolytos - Meleagros — Berlin, 1904

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12013#0082
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
236

MARS UND RHEA

einem seltsamer Weise über die linke Schulter gelegten
Wehrgehäng. In der Rechten hält er an einem Trag-
band einen Köcher, dessen vorderer Theil ergänzt ist.
(Vgl. Robert Votivgemälde eines Apobaten, XIX Hallisches
Winckelmannsprogramm S. 24.) Rechts neben ihm liegt
auf einem Felsstück die abgelegte Chlamys mit Spange.
Venus, im Typus der Aphrodite von Capua, legt die linke
Hand auf seine Schulter und fasst mit der rechten sein
Wehrgehäng, wie um es ihm abzunehmen. Den linken
P'uss setzt sie auf eine Terrainerhöhung. Bekleidet ist sie
mit einem von der rechten Schulter abgleitenden Chiton,
einem um den Unterkörper geschlungenen Mantel und San-
dalen. Ihre Frisur ist die der Lucilla vgl. III 77. 80. 83.
Beide Figuren tragen Porträtzüge.

In der folgenden Nische steigt Mars durch die Luft
zu Rhea Silvia nieder. Dabei stützt er sich wie auf 191
auf einem Felsen. Auch seine Ausrüstung ist genau die-
selbe wie dort. Ein ungeflügelter, nackter Amor, durch
die Fackel in der Linken als Hymenaeus charakterisirt,
geleitet ihn, indem er mit der Rechten sein Gewand fasst
und den Kopf zu ihm zurückwendet; vgl. igi, ferner das
S. 227 abgebildete Relief aus dem Amphitheater von Capua
und den die Luna geleitenden Amor auf III 40. 41. 46.
48. 72. 77. 78. 83. Rhea Silvia erscheint hier genau
im Typus der Ariadne, mit geschlossenen Augen lang hin-
gestreckt, bekleidet mit einem von der rechten Brust ab-
geglittenen Chiton und einem langen Mantel. In der
äussersten Nische rechts sind als Zuschauer in nicht allzu
geschickter Weise eine Quellnymphe und ein Hirte
zusammengestellt. Die Nymphe lehnt sich, das linke Bein
über das rechte schlagend, mit dem linken Ellenbogen auf

eine Urne, die wagerecht auf einem Pilaster liegt. Die
rechte Hand stützt sie mit stolzer Bewegung auf die
Hüfte; ihre Blicke sind auf Rhea Silvia gerichtet. Bekleidet
ist sie mit einem den Unterkörper verhüllenden und über
die linke Schulter geworfenen Mantel. Sie entspricht
der Quellnymphe an der linken oberen Ecke von igi.
Der Hirte in Pileus, Exomis, Chlamys und Stiefeln, in
der Linken ein Pedum, blickt die geballte Rechte zum
Kinn erhebend verwundert auf den Vorgang. Er ent-
spricht ziemlich genau dem Hirten auf dem Gemälde der
Traiansthermen (Mirri e Carletti Le tenne di Tito tav. 31,
vgl. Robert Annali deir Instihtto L 1878 264). Zwei
fliehende Hirten sind auch auf dem Fries des Colum-
bariums vom Esquilin dargestellt [Monumenti delP Instituto
X tav. 60, a), und in der Reliefnachbildung des Giebels
der Venus und Roma (s. oben S. 227) dürften die beiden
Hirten vielmehr zur Rhea-Scene als zu der wohl nur in
der Copie umgestellten Scene mit der Wölfin gehören.

In der ersten Nische links sind zwei ungeflügelte mit
der Chlamys bekleidete Amoren dargestellt. In der dem
Beschauer zugekehrten Hand trägt jeder ein Vexillum; mit
der anderen Hand halten beide einen grossen Helm, wohl
den des Mars, obgleich dieser in der dritten und vierten
Nische behelmt erscheint. In der zweiten Nische folgt, in
ungewöhnlich grossen Dimensionen gehalten, die bekannte
Gruppe von Amor und Psyche. Psyche trägt einen
langen hochgegürteten Chiton und am linken Arm ein
Armband. Sie umfasst mit dem linken Arm den Ge-
liebten, während dieser ihr mit der rechten Hand die
Wange streichelt.

Aus der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts.

192

1921) P. Pest, National-Museum. Fig. 1921 (im

Text). L. 1,95. H. 0,86. Kalkstein. Nach einer der Ge-
fälligkeit J. Hampel's verdankten Photographie.

Der Tradition nach stammt die Platte aus Aquincum. Sicher
nachweisbar ist sie aber erst in Waitzen, wo sie lange Zeit im
Garten des bischöflichen Palais stand.
 
Annotationen