TAFEL LXXX. LXXXI DIE CALYDONISCHE JAGD 235. 236
305
Baumes zu halten, in der Rechten trägt er einen Speer.
Sein Blick ist auf den Eber gerichtet. Bekleidet ist er
mit Chiton und Chlamys.
Auf der linken Schmalseite Fig. 235 a (s. die Text-
abbildung) zwei jugendliche Netz träger, die mit ge-
schürztem ärmellosem Chiton und Chlamys bekleidet sind
235a
Tafel
236) S. Rom, Museo Capitolino im Erdgeschoss,
erstes Zimmer rechts. Fig. 236. Fig. 236 a. Fig. 236 b.
L. 1,86. H. 0,70 (des Kastens 0,50, des Deckels 0,20).
T. links 0,55, rechts 0,50. Rh. an der Vorderseite 0,06,
am Deckel und an den Schmalseiten 0,02. Zeichnung von
Eichler 1885.
Ueber die Provenienz dieses Sarkophags habe ich keine Notiz
finden können. Fest steht nur, dass er nicht lange vor 1863 ins
Capitolinische Museum gekommen ist.
Abbildungen: Annali dcW Instituto XXXV 1863 tav. d'agg.
AB 1—3; danach die linke Schmalseite Engelmann Archaeologische
Studien zu den Tragikern 1900 S. 82 Fig. 27. — Altmann Archi-
tektur und Ornamentik der antiken Sarkophage 1902 S. 105 Fig. 33
nach ElCHLER's Zeichnung.
Litteratur: Helbig a.a.O. p. 82 .w.; Stephani a.a.O. S. 96
Nr. 4. S. 100; Matz a. a. O. 77 ss. (V); C. L. Visconti Bullettino
dclla Commissione archeologica municipale di Roma I 1873 /. 178.
p. 184 n.i; Nuova Descrizione dcl Museo Capitolino 1878/. 41 nr. 2 ;
Helbig Führer durch die Sammlungen klassischer Alterthümer in
Rom F 1899 S. 272 Nr. 424; Altmann a. a. O. S. 105.
Auf der Vorderseite Fig. 236 erscheint die erste Scene
zwar wieder wie auf 225—230 unverkürzt und schärfer
von der zweiten gesondert, aber sie ist in einer eigentüm-
lichen durch die Zeitumstände veranlassten Weise umge-
bildet. An der linken Ecke, wo man sonst Oeneus zu
finden gewohnt ist, steht in stolzer Haltung Atalante, fast
wie ein Götterbild. Statt des Jagdgewands trägt sie einen
langen geschürzten Chiton mit Aermeln und einen auf der
rechten Schulter gehefteten, den ganzen Körper verhüllen-
den Mantel; das Haupt bedeckt ein Helm mit niedrigem
und in der rechten Hand hier deutlich Speere tragen.
Vgl. 221 b. 234 a und zu 228 S. 294. Auf der rechten
Fig. 235 b liegt der verendete Eber am Boden, während
zwei Jagddiener in geschürztem Chiton und flatternder
Chlamys im Begriff sind das Jagdnetz um eine Stange auf-
zurollen.
Vielleicht noch aus der Mitte des zweiten Jahrhunderts.
235b
LXXXI.
Schirm und Federbusch. Die Füsse stecken in verbrämten,
die Zehen freilassenden Jagdstiefeln. In Folge dieser merk-
würdigen Tracht hat man geglaubt in der Figur nicht Ata-
lante, sondern Virtus erkennen zu sollen, auf die Oeneus
seinen Sohn als auf das Ideal des Mannes hinweise, eine
Mahnung, die bei dem Heros, der bei Euripides Meleagr.
fr. 526 (Nauck2) erklärt
TO TOI XpdTtOTOV, XOV fO^T] XCtXO? TIC Tj,
toöt sotiv apsr/j
und fr. 527
jxovov 8' av drei /p"/j|idTü>v oüx av Xdpotc,
YevvaiÖT7]Ta xdpst^v
und der gerade um der dpsT^ willen sich Atalante zum
Weibe erkoren hat, zum mindesten überflüssig- sein w^ürde.
In Wahrheit ist die Tracht dieselbe, die sich auf Sarko-
phagen bei Amazonen öfters findet, vgl. beispielsweise II gi.
102. Fremdartig ist nur das grosse Himation, das sich in-
dessen für Virtus ebenso wenig belegen lässt; s. z. B. die
gleichzeitigen Münzen des Commodus mit der Virtus Augusti
bei Cohen Medailles Imperiales III2/. 353 s. nr. 964 und
nr. 970. Es erklärt sich wohl aus dem Bestreben die Gestalt,
die hier weder auf der Jagd noch, wie die Amazonen, in
der Schlacht dargestellt ist, noch majestätischer erscheinen
zu lassen. Erwägt man nun, dass der Sarkophag notorisch
zur Zeit des Kaisers Commodus verfertigt ist (s. unten
S. 307), der sich den Beinamen Amazonius beigelegt hatte,
dessen in Villa Palombara o-efunclene Büste von Amazonen
getragen wird (vgl. oben S. 115) und der seine Geliebte
Marcia gern als Amazone malen Hess [Scriptores historiae
305
Baumes zu halten, in der Rechten trägt er einen Speer.
Sein Blick ist auf den Eber gerichtet. Bekleidet ist er
mit Chiton und Chlamys.
Auf der linken Schmalseite Fig. 235 a (s. die Text-
abbildung) zwei jugendliche Netz träger, die mit ge-
schürztem ärmellosem Chiton und Chlamys bekleidet sind
235a
Tafel
236) S. Rom, Museo Capitolino im Erdgeschoss,
erstes Zimmer rechts. Fig. 236. Fig. 236 a. Fig. 236 b.
L. 1,86. H. 0,70 (des Kastens 0,50, des Deckels 0,20).
T. links 0,55, rechts 0,50. Rh. an der Vorderseite 0,06,
am Deckel und an den Schmalseiten 0,02. Zeichnung von
Eichler 1885.
Ueber die Provenienz dieses Sarkophags habe ich keine Notiz
finden können. Fest steht nur, dass er nicht lange vor 1863 ins
Capitolinische Museum gekommen ist.
Abbildungen: Annali dcW Instituto XXXV 1863 tav. d'agg.
AB 1—3; danach die linke Schmalseite Engelmann Archaeologische
Studien zu den Tragikern 1900 S. 82 Fig. 27. — Altmann Archi-
tektur und Ornamentik der antiken Sarkophage 1902 S. 105 Fig. 33
nach ElCHLER's Zeichnung.
Litteratur: Helbig a.a.O. p. 82 .w.; Stephani a.a.O. S. 96
Nr. 4. S. 100; Matz a. a. O. 77 ss. (V); C. L. Visconti Bullettino
dclla Commissione archeologica municipale di Roma I 1873 /. 178.
p. 184 n.i; Nuova Descrizione dcl Museo Capitolino 1878/. 41 nr. 2 ;
Helbig Führer durch die Sammlungen klassischer Alterthümer in
Rom F 1899 S. 272 Nr. 424; Altmann a. a. O. S. 105.
Auf der Vorderseite Fig. 236 erscheint die erste Scene
zwar wieder wie auf 225—230 unverkürzt und schärfer
von der zweiten gesondert, aber sie ist in einer eigentüm-
lichen durch die Zeitumstände veranlassten Weise umge-
bildet. An der linken Ecke, wo man sonst Oeneus zu
finden gewohnt ist, steht in stolzer Haltung Atalante, fast
wie ein Götterbild. Statt des Jagdgewands trägt sie einen
langen geschürzten Chiton mit Aermeln und einen auf der
rechten Schulter gehefteten, den ganzen Körper verhüllen-
den Mantel; das Haupt bedeckt ein Helm mit niedrigem
und in der rechten Hand hier deutlich Speere tragen.
Vgl. 221 b. 234 a und zu 228 S. 294. Auf der rechten
Fig. 235 b liegt der verendete Eber am Boden, während
zwei Jagddiener in geschürztem Chiton und flatternder
Chlamys im Begriff sind das Jagdnetz um eine Stange auf-
zurollen.
Vielleicht noch aus der Mitte des zweiten Jahrhunderts.
235b
LXXXI.
Schirm und Federbusch. Die Füsse stecken in verbrämten,
die Zehen freilassenden Jagdstiefeln. In Folge dieser merk-
würdigen Tracht hat man geglaubt in der Figur nicht Ata-
lante, sondern Virtus erkennen zu sollen, auf die Oeneus
seinen Sohn als auf das Ideal des Mannes hinweise, eine
Mahnung, die bei dem Heros, der bei Euripides Meleagr.
fr. 526 (Nauck2) erklärt
TO TOI XpdTtOTOV, XOV fO^T] XCtXO? TIC Tj,
toöt sotiv apsr/j
und fr. 527
jxovov 8' av drei /p"/j|idTü>v oüx av Xdpotc,
YevvaiÖT7]Ta xdpst^v
und der gerade um der dpsT^ willen sich Atalante zum
Weibe erkoren hat, zum mindesten überflüssig- sein w^ürde.
In Wahrheit ist die Tracht dieselbe, die sich auf Sarko-
phagen bei Amazonen öfters findet, vgl. beispielsweise II gi.
102. Fremdartig ist nur das grosse Himation, das sich in-
dessen für Virtus ebenso wenig belegen lässt; s. z. B. die
gleichzeitigen Münzen des Commodus mit der Virtus Augusti
bei Cohen Medailles Imperiales III2/. 353 s. nr. 964 und
nr. 970. Es erklärt sich wohl aus dem Bestreben die Gestalt,
die hier weder auf der Jagd noch, wie die Amazonen, in
der Schlacht dargestellt ist, noch majestätischer erscheinen
zu lassen. Erwägt man nun, dass der Sarkophag notorisch
zur Zeit des Kaisers Commodus verfertigt ist (s. unten
S. 307), der sich den Beinamen Amazonius beigelegt hatte,
dessen in Villa Palombara o-efunclene Büste von Amazonen
getragen wird (vgl. oben S. 115) und der seine Geliebte
Marcia gern als Amazone malen Hess [Scriptores historiae