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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,2): Einzelmythen: Hippolytos - Meleagros — Berlin, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.12013#0160
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3H

MELEAGER

ihm der dem Meleager entsprechende Jäger, der mit der
Rechten eine seine Rede begleitende Gestikulation zu
machen scheint, also auch hier wie auf 243 in der That
Meleager sein könnte. Seine Chlamys ist wie auf 243 dra-
pirt und wie dort trägt er in seiner Linken einen Speer.
Zu seinen Füssen sitzt, nach links gewandt, ein mit einem
Halsband geschmückter Jagdhund. Orcus scheint, wie
auf 235. 239. 240. 243, seinen mit gespitzten Ohren neben
ihm herschreitenden Hund mit der Rechten an der Leine
geführt zu haben. Diana wie auf 242; ebenso die beiden
Dioscuren, doch ist hier auch der zweite von seinem Ross
begleitet, dessen Kopf und Hals zwischen ihm und Diana
an derselben Stelle sichtbar wird, wo auf 242 der bärtige
Jäger angebracht ist. Auch scheint der erste sein Ross
am Zügel zu führen, wenigstens ist die linke Hand nicht
sichtbar. Meleager, der Eber und die beiden Hunde wie
auf 242 und 243, ebenso Atalante, von der jedoch nur
der untere Theil erhalten ist. Auch was von den drei
Figuren an der rechten Ecke noch vorhanden ist, stimmt
mit diesen beiden Exemplaren überein: das linke in einem
Jagdstiefel steckende Bein des Speerwerfers, der seines
Kopfes beraubte Körper des Ancaeus in derselben Stellung
wie auf 242 und das rechte Bein des stehenden Ver-
wundeten.

Aus der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts.

245) F. Rom, Vatican, Museo Chiaramonti.
Fig. 245. L. 0,32. H. 0,39. Zeichnung von H. Schenk
nach Photographie 1901.

Litteratur: Beschreibung der Stadt Rom II 2, 1834, S. 65
Nr. 405; massi Descrizione dci Musci Valicam, iL Museo Chiara-
monti, p. 169 nr. 407; Helbig a. a. O. p. 82 (N); Stehiani a.a.O.
S. 95 Nr. 2; Matz a. a. O. 77 (N).

Wenn dies Fragment Fig. 245, wie meistens angenom-
men wird, wirklich von einem Meleager-Sarkophag her-
stammt, so könnte dieser nur zur zweiten römischen Classe
gehört haben. Man sieht links unter einem Eichbaum
Diana im Chiton mit Ueberschlag, der von einem breiten
Gürtel zusammengehalten wird, und in Jagdstiefeln, wie der
am linken Unterschenkel erhaltene obere Saum des einen
beweist. Auf dem Rücken trägt sie den Köcher und wird
also in der abgebrochenen Hand des gebogen vorge-
streckten linken Armes den Bogen gehalten haben. Sie ist
nach rechts bewegt, aber bei weitem nicht so lebhaft, wie
auf 242 und 244. Ihr Kopf ist modern, scheint aber that-
sächlich nach links zurückgewandt gewesen zu sein. Neben
ihr ein nach rechts schreitender Jagdhund. Weiter rechts,
etwas im Hintergrund, ein mit der Chlamys bekleideter
Mann, der mit einem Gestus des Schreckens die rechte
Hand gespreizt erhebt und entsetzt nach links zurückzu-
fahren scheint, wodurch er ein wenig an den Oeneus auf
230 erinnert. Endlich im Vordergrund ein nach rechts

gewandter Jüngling, der mit einer auf der rechten Schulter
gehefteten Chlamys bekleidet ist und den rechten Arm
vorstreckt, also sich allenfalls mit dem einen Dioscuren
auf 233 und 235 vergleichen lässt. Da aber keine der
drei erhaltenen Figuren den auf den Meleager-Sarkophagen
vorliegenden Typen wirklich entspricht, da ferner der Eich-
baum an dieser Stelle ohne jede Analogie ist und sich das
Fragment endlich auch durch die Reliefbehandlung von den
Sarkophagen aller Gassen und Zeiten wesentlich unter-
scheidet, so ist es mir fraglich, ob es mit Recht für den
Rest eines Meleager-Sarkophages gilt. Vielmehr scheint
es ein decoratives Wandrelief zu sein. Auch die Deutung
auf Meleager ist nicht sicher. Vielleicht liegt es näher
an Hippolytus zu denken; Phaedra würde dann, wie auf
den Sarkophagen 155 — 15g, rechts angebracht gewesen
sein. Auch an die Libationsscene könnte man denken,
vgl. 167 a.

246) S. Florenz, Uffizien (luv. Nr. 3642). Fig. 246.
Fig. 246a. Fig. 246b. L. 1,44. H. rechts 0,41, links 0,39.
T. 0,40. Zeichnung von Eichler 1882.

Gori Inscriptiones antiquae graecae et romanae III Appendix
postrema 1743 p. 358 bemerkt nach Erwähnung des von ihm fälsch-
lich auf Meleager gedeuteten Sarkophags Rinuccini (s. oben S. 7 f.)
Jade alterum marmoreum sarcophagum, admodnm simile, ornatum
emblematc Meleagri, in venationc apri Chalydonii cum soeiis suis
certantis, spectatur Florentiae, in s ertum muro e xteriori
Collegii sive Sodalitii S. Zcnobii Episcopi Florentini, non
lotige a sacra insignissima Turri Metropolitanae Ecclesiae; vgl. über
diese Bruderschaft und ihre Kirche BOCCHI Le Bellezze della Citta
di Firenze 1677 p. 573; RiCCHA Notizie istoriche delle Chiese fioren-
tine IV 1759 p. 161 ff. Die Kirche musste im Jahre 1827 dem Palazzo
dei Canonici Platz machen; sie scheint aber schon früher verödet
gewesen zu sein, da bereits vor 1794 die beiden für sie gemalten
Bilder des Rid. Ghirlandajo mit Darstellungen aus der Legende
des h. Zenobius (jetzt in den Uffizien 1275. 1277) nach der Acca-
demia delle Belle Arti übergeführt worden sind. Es ist nun um
so wahrscheinlicher, dass 246 mit dem von Gori an der Aussen-
seite des Collcgio di S. Zenobio gesehenen Sarkophag identisch und
bei der Niederreissung des Gebäudes im Jahre 1827 in die Uffizien
gebracht worden ist, als auch der beschmutzte und abgeriebene
Zustand der Schmalseiten auf frühere Einmauerung deutet. Aus der
Zeit der Ueberführung in die Uffizien wird die mit Roth aufgemalte
Nummer 468 stammen.

Litteratur: Gori a.a.O.; DÜTSCHKE Antike Bildwerke in Ober-
italien III 1878 S. 59f. Nr. 97; C. RlGONl Catalogo della R. Galleria
degli Uffizi in Firenze 1891 p. 37 nr. 105.

Ein Kindersarkophag, aber obgleich alle Figuren, selbst
Oeneus und Orcus unbärtig dargestellt sind, haben sie
doch keineswegs, wie auf 227 knabenhafte Bildung, viel-
mehr ist die Unbärtigkeit durch die Mode der Zeit be-
dingt; das zeigt der porträthaft gebildete Kopf des Me-
leager, an dem das Haar glatt rasiert ist, wie bei den
 
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