Zum Kastentyp gehören auch die Kölner Tabernakel in der Sa-
kristei des Doms 48) und in St. Columba^). Im Grundriß sind sie
verzwickter und weniger streng als ihre östlichen Brüder, das in
St. Columba fünfeckig, das im Dom im Aufbau sechseckig, im
Schrein halb sechseckig. Der Fuß des Domtabernakels ist originelle
späte Arbeit, der Aufsatz, von besonderer Schönheit, noch verhält-
nismäßig altertümlich. Doch wo bei den westfälischen Tabernakelm
leere Giebel in die Höhe streben, da ist hier reicher figürlicher
Schmuck in tiefe Nischen gesetzt.
Die Vorbereitungen des späten Typs.
Vom Kastentyp zweigt im späten 15. Jahrhundert eine Reihe von
Tabernakeln ab, die die Geschlossenheit der geraden Vorderfang-
fläche durchbrechen und den Kranz vorschwingen lassen. Zu ihnen
gehören das Altartabernakel und das Tabernakel im südlichen
Querschiff der Herforder Marienkirche ^°) und eins in Wunstorf
als früheste Formen. Die in Ebenen kreuzenden Bogen sind die
gleichen, auch ihr unausgefüllter oberer Rand bei ausgefüllten Mit-
tellücken, wie in Dorsten. Aber sie sind in flachen Bändern winklig
nach vorn gerichtete und beschatten vorspringend ihren Schrein.
Beim Herforder Altartabernakel ist wie an langem Arm an den
Bogenbändern eine Fiale vorgestoßen. Die gleiche Übereckstellung
des Kranzes und mit ihm der umhüllenden äußeren Schicht des Auf-
satzes zeigt sich beim Tabernakel im nordöstlichen Querschiff des
Paderborner Doms. Die niederländische Form des Korbbogens, der
den Schrein rahmt, ist in Westfalen längst zum allgemein gängigen
Motiv geworden. Zeitlich und formal nahe steht dem Paderborner
Aufsatz das Sakramentshaus in Harpen"*). In dieser Art ist auch
das im Chor der Unnaer Kirche aufgestellte Sakramentshaus "Q und
viel anderes Tabernakelwerk der Zeit, wie Baldachine von Stand-
figuren etc."Q, alle bemerkenswert gleichförmig.
48) Hertkens, a.a.O. S. 24 und Taf. 6. Alle kölnischen Tabernakel ähneln
den westfälischen. Ein weiteres Beispiel dafür ist das Schatzbehältnis in
St. Severin von 1383 (Inv. Rhpr. VII, 2. S. 288), das zum flachen Typ ge^
rechnet werden muß.
49) Inv. Rheinpr. VI, 4. S. 213 f. Die heutige Erscheinung des Taber^
nakels ist nicht maßgebend. Der Kranz über den Schrein ist völlig neu,
Sockel und Schrein aber alt. Ich halte auch den Block über dem Schrein mit
den aufsitzenden Giebeln für alt. Demnach würde das Kölner Werk zur
Stufe Neuenkirchen des Kastentyps gehören.
50) Inv. Westfalen. Lübbecke und Herford. Taf. 38.
51) Inv. Westfalen, Paderborn. Taf. 39.
52) Inv. Westfalen, Bochum, Taf. 8.
53) Inv. Westfalen, Hamm, S. 107.
54) Ich denke an die Baldachine der Pfeiler am Mittelschiff von St.
Viktor in Xanten — soweit sie noch gotisch sind —- und den Baldachin über
Karl dem Großen in der Reinoldikirche Dortmund. Ist dieser westfälisch, so
könnte der Baldachin des ihm gegenüberstehenden Reinoldus aus Lübeck
sein, so norddeutsch ist die Gestaltung.
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kristei des Doms 48) und in St. Columba^). Im Grundriß sind sie
verzwickter und weniger streng als ihre östlichen Brüder, das in
St. Columba fünfeckig, das im Dom im Aufbau sechseckig, im
Schrein halb sechseckig. Der Fuß des Domtabernakels ist originelle
späte Arbeit, der Aufsatz, von besonderer Schönheit, noch verhält-
nismäßig altertümlich. Doch wo bei den westfälischen Tabernakelm
leere Giebel in die Höhe streben, da ist hier reicher figürlicher
Schmuck in tiefe Nischen gesetzt.
Die Vorbereitungen des späten Typs.
Vom Kastentyp zweigt im späten 15. Jahrhundert eine Reihe von
Tabernakeln ab, die die Geschlossenheit der geraden Vorderfang-
fläche durchbrechen und den Kranz vorschwingen lassen. Zu ihnen
gehören das Altartabernakel und das Tabernakel im südlichen
Querschiff der Herforder Marienkirche ^°) und eins in Wunstorf
als früheste Formen. Die in Ebenen kreuzenden Bogen sind die
gleichen, auch ihr unausgefüllter oberer Rand bei ausgefüllten Mit-
tellücken, wie in Dorsten. Aber sie sind in flachen Bändern winklig
nach vorn gerichtete und beschatten vorspringend ihren Schrein.
Beim Herforder Altartabernakel ist wie an langem Arm an den
Bogenbändern eine Fiale vorgestoßen. Die gleiche Übereckstellung
des Kranzes und mit ihm der umhüllenden äußeren Schicht des Auf-
satzes zeigt sich beim Tabernakel im nordöstlichen Querschiff des
Paderborner Doms. Die niederländische Form des Korbbogens, der
den Schrein rahmt, ist in Westfalen längst zum allgemein gängigen
Motiv geworden. Zeitlich und formal nahe steht dem Paderborner
Aufsatz das Sakramentshaus in Harpen"*). In dieser Art ist auch
das im Chor der Unnaer Kirche aufgestellte Sakramentshaus "Q und
viel anderes Tabernakelwerk der Zeit, wie Baldachine von Stand-
figuren etc."Q, alle bemerkenswert gleichförmig.
48) Hertkens, a.a.O. S. 24 und Taf. 6. Alle kölnischen Tabernakel ähneln
den westfälischen. Ein weiteres Beispiel dafür ist das Schatzbehältnis in
St. Severin von 1383 (Inv. Rhpr. VII, 2. S. 288), das zum flachen Typ ge^
rechnet werden muß.
49) Inv. Rheinpr. VI, 4. S. 213 f. Die heutige Erscheinung des Taber^
nakels ist nicht maßgebend. Der Kranz über den Schrein ist völlig neu,
Sockel und Schrein aber alt. Ich halte auch den Block über dem Schrein mit
den aufsitzenden Giebeln für alt. Demnach würde das Kölner Werk zur
Stufe Neuenkirchen des Kastentyps gehören.
50) Inv. Westfalen. Lübbecke und Herford. Taf. 38.
51) Inv. Westfalen, Paderborn. Taf. 39.
52) Inv. Westfalen, Bochum, Taf. 8.
53) Inv. Westfalen, Hamm, S. 107.
54) Ich denke an die Baldachine der Pfeiler am Mittelschiff von St.
Viktor in Xanten — soweit sie noch gotisch sind —- und den Baldachin über
Karl dem Großen in der Reinoldikirche Dortmund. Ist dieser westfälisch, so
könnte der Baldachin des ihm gegenüberstehenden Reinoldus aus Lübeck
sein, so norddeutsch ist die Gestaltung.
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