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Die späten Werke.
Frankfurt, Dom, Tabernakel im südl. Querschiff.
Friedberg, Stadtkirche, Sakramentshaus, 1482—84
Wimpfen im Thal, Kirche, Sakramentshaus.
Suchen wir das ganze Rheinland nach Tabernakeln ab, so zeigt
es sich, daß die oberrheinischen im Westen bis Trier hinauf unter
schwäbischem, die mittelrheinischen unter mainischem, die nieder-
rheinischen bis Köln hinunter unter westfälischem Einfluß stehen.
Der eigentlich rheinische Typ.
So etwas wie einen eigentlichen rheinischen Typ können wir le-
diglich in ein paar Werken erkennen, die im Gebiet zwischen der
westfälischen und der mainischen Einflußsphäre stehen: die Sakra-
mentshäuser in Düsseldorf, Remagen, LinnichQ, MuchQ und Er-
kelenz Q. Das Sakramentshaus der Lambertikirche Düsseldorf (Ab-
bildung 2) ist das schöpferische Werk der Gruppe. Vorstufen dazu
fehlen gänzlich. In verhältnismäßig früher Zeit — 1475—79 wurde
es gestiftet! — schuf ein namenloser Meister diesen zierlichen Auf-
bau. Vielleicht ruft der Fuß, aus festem Kern mit vorgelegten ge-
drehten Säulchen, die von Löwen getragen sind, rufen die eckig vor-
springenden Kranzbogen mit Vorgesetzten Fialen die Erinnerung an
westfälische Formen wach — die Umbildung dieser Elemente zu
einer weicheren, graziösen Kunst ist aber vollkommen. Wie ist
schon der Sockel im Sinne des zerbrechlichen Feinen umgestaltet!
Er ist tief angeschnitten an seinen Seiten, mit Standfiguren und Sce-
nen darüber besetzt. Die Säulchen an den Ecken können, dünn und
mürbe, nicht stämmig Lasten tragen wie die an westfälischen Füßen.
Oben, unter dem Schrein, spalten sie sich: vom Hauptast trennt sich
ein Zweig und trifft nach scharfem Winkel ein Stückchen weiter
außen am Schrein in Richtung des Hauptastes aufQ. Der Schrein
ist reich geschmückt, mit mehr Liebe im Kleinen, als die westfälischen
Tabernakel sie gewöhnlich bezeugen. Die vorstoßenden Kranzbogen
sind hier rund, jeder im Scheitel von einer Fiale durchschnitten, oben
jedoch fehlt das umlaufende Band. Die Vorherrschaft aufschießen-
der Fialen ist ein wenig gemildert. Die zweite Bogenzone, seltsam
flächig in ihren Bestandteilen, hat unter einfachen Eselsrückenbogen
im Winkel sich vorspitzende Bogenschenkel, Anzeichen einer star-
ken Achsenverlagerung im Grundriß.
Die unmittelbaren Erben des Düsseldorfer Tabernakels unter-
scheiden sich von ihm durch Einfügung einer Reliefszene zwischen
1) Inv. Rheinprovinz. VIH. S. 166.
2) Inv. Rheinprovinz. V. $. 139.
3) Ausm Weerth, die Kunstdenkm. d. ehr. Mittelalters i. d. Rheins
landen. Tafelband I, 1- Taf. XXXI, 5.
4) In dieser Form könnte man eine schwache Analogie zur Fußbildung
des späten westf. Typs erkennen.

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