der Kanal das Abwasser leitete, ist nicht leicht zu
sagen. Es ist auch möglich, daß er den Überlauf aus
den Hochbehältern am Ende der römischen Wasser-
leitung aufnahm.
Auf der dem Lager abgewendeten Seite der oben-
genannten Straße fand sich in Schnitt 4 ein ge-
mauerter Keller. Er gehörte zu einem Haus der schon
früher gefundenen, der Straße folgenden Häuserzeile.
Der Keller hatte eine Breite von 2,7 m. Seine Länge
konnte nicht festgestellt werden. Seine südöstliche
Mauer war etwa 0,8 m breit, die nordwestliche nur
etwa 0,3 m. Die südöstliche Mauer — sie war ausge-
raubt — hat also wohl noch aufgehendes Mauerwerk
getragen, die andere nicht. Der Kellerboden lag 1,5 m
unter der heutigen Oberfläche, 0,9 m über ihm waren
die römischen Schichten durch die neuzeitlichen Pla-
nierungen abgeschnitten. Es ergibt sich daraus, daß
das römische Niveau zu der Zeit, als das Haus stand,
sogar noch höher lag als das heutige. Rechnet man
vorsichtig mit einer Kellerhöhe von 1,8 m, so lag das
römische Niveau 0,3 m über dem heutigen und 0,9 m
über der Abtragungsfläche. Das bedeutet, daß sich
das Niveau an dieser Stelle seit der zweiten Hälfte
des 1. Jahrhunderts (in diese Zeit gehören die letz-
ten erhaltenen römischen Oberflächen neben dem
Haus) bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts (Zeit der
Zerstörung des Hauses) um mindestens 0,9 m erhöht
hat. Diese Beobachtung ist für das Verständnis des
Grabungsbefundes an anderen Stellen wichtig.
Als Bodenbelag diente im Keller eine 6-10 cm dicke
Schicht von reinem Sand. In den Kellerraum waren
die Trümmer des Hauses und des Hausrats gestürzt,
als das Haus abbrannte. Deutliche Brandspuren,
Holzkohle und verbrannte Fachwerkfüllung lassen
an dem gewaltsamen Ende des Hauses keinen Zwei-
fel. In der tiefsten Schicht kamen einige Gefäße her-
aus (Taf. 13; 17, 11), die sich großenteils wieder
zusammensetzen ließen, außerdem einige Metall-
sachen. Auf diesen Funden beruht die Datierung der
Brandkatastrophe in die Mitte des 3. Jahrhunderts.
Etwas darüber fanden sich die Reste des herunter-
gestürzten Ziegeldaches, eine Menge roter tegulae und
imbrices sowie Reste verkohlter Balken und Bretter.
Keiner der gefundenen Dachziegel war gestempelt.
Eine Dachschieferplatte, die vereinzelt zwischen ihnen
lag, mag als Ausflickung gedient haben. Höher wurde
teils verbrannter, teils unverbrannter Fachwerk-
lehm beobachtet, zwischen dem eine eigenartige Sorte
von Ziegeln vorkam. Diese hatten die Form von
Quadern mit einem Querschnitt von 8X12 cm und
einer Länge von etwa 25 cm. Sie sind aus ungewöhn-
lich grob gemagertem Lehm gefertigt und bei gerin-
geren Temperaturen gebrannt als die normalen Zie-
gel. Sie waren aber so gleichmäßig gebrannt, daß dies
schwerlich während einer Feuersbrunst geschehen
sein kann. Weiterhin fand sich Wandverputz aus
Mörtel, teils mit Bemalung, der auf die Lehmwände
des Fachwerks aufgetragen war. Es wurden auch pro-
filierte Verputzstücke gefunden, die aus Mörtel mit
Ziegelmehlzusatz bestanden.
Die Innenseite der nordwestlichen Kellerwand
war roh, unverputzt und unverziert. Aus den Resten
ergibt sich das Bild eines einfachen Fachwerkhauses
mit Ziegeldach, dessen Wände innen einen bemalten
Mörtelverputz trugen. Das Haus war teilweise unter-
kellert und wird in seinem Grundriß den Bauten
ähnlich gewesen sein, wie man sie u. a. von den Lager-
dörfern der Limeskastelle Zugmantel und Butzbach
kennt.
Eine zweite Straße zog sich parallel zur ersten in
etwa 64 m Abstand von der Kastellmauer (Schnitt 10).
Durch den Bau der Tenaille Clairfait wurde sie stark
zerstört, vor allem die oberen Schichten. Dennoch ist
anzunehmen, daß sie genau wie die zuerstgenannte
Straße bis ins 3. Jahrhundert hinein, vielleicht auch
länger benutzt wurde. Jenseits der Straße wurde ein
Keller gefunden, ausgefüllt mit dem Schutt eines
Steinhauses. Leider kam aus dem Schutt kein datier-
barer Fundstoff, so daß sich eine genaue Datierung
nicht geben läßt. Immerhin läßt die relativ hohe Lage
des Kellerbodens darauf schließen, daß der Keller
und das zu ihm gehörende Haus nicht vor dem
2. Jahrhundert erbaut worden sind. Die Wände des
Kellers waren nicht mehr erhalten, vermutlich waren
es Steinwände, die ausgeraubt worden sind. Neben
dem Keller lag der Rest eines gemörtelten Estrichs,
der wohl einem älteren Haus angehörte.
5. SCHICHTEN DES 4. JAHRHUNDERTS
Es wurde schon ausgeführt, daß die antiken Ober-
flächen seit der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts
durch neuzeitliche Planierungen verschwunden sind
(S. 20). Trotzdem fanden sich Schichten aus späterer
Zeit noch in Gräben und Gruben. Vermutlich sind
aber viele der spätrömischen Gruben ebenfalls bei
den Planierungen verschwunden, da sie besonders
hoch lagen.
Ungestörte Schichten aus dem 4. Jahrhundert
haben sich nur an zwei Stellen gefunden, in den
Schnitten 1 und 11. Außerdem enthielt die durch den
Planierungsvorgang gestörte, oberste Schicht in fast
allen Grabungsschnitten viel Fundstoff vom Ende des
3. und vom 4. Jahrhundert. Insgesamt ließen sich
über 50 Gefäße des 4. Jahrhunderts in Fragmenten
nachweisen. Es ist damit sicher, daß das Grabungs-
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sagen. Es ist auch möglich, daß er den Überlauf aus
den Hochbehältern am Ende der römischen Wasser-
leitung aufnahm.
Auf der dem Lager abgewendeten Seite der oben-
genannten Straße fand sich in Schnitt 4 ein ge-
mauerter Keller. Er gehörte zu einem Haus der schon
früher gefundenen, der Straße folgenden Häuserzeile.
Der Keller hatte eine Breite von 2,7 m. Seine Länge
konnte nicht festgestellt werden. Seine südöstliche
Mauer war etwa 0,8 m breit, die nordwestliche nur
etwa 0,3 m. Die südöstliche Mauer — sie war ausge-
raubt — hat also wohl noch aufgehendes Mauerwerk
getragen, die andere nicht. Der Kellerboden lag 1,5 m
unter der heutigen Oberfläche, 0,9 m über ihm waren
die römischen Schichten durch die neuzeitlichen Pla-
nierungen abgeschnitten. Es ergibt sich daraus, daß
das römische Niveau zu der Zeit, als das Haus stand,
sogar noch höher lag als das heutige. Rechnet man
vorsichtig mit einer Kellerhöhe von 1,8 m, so lag das
römische Niveau 0,3 m über dem heutigen und 0,9 m
über der Abtragungsfläche. Das bedeutet, daß sich
das Niveau an dieser Stelle seit der zweiten Hälfte
des 1. Jahrhunderts (in diese Zeit gehören die letz-
ten erhaltenen römischen Oberflächen neben dem
Haus) bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts (Zeit der
Zerstörung des Hauses) um mindestens 0,9 m erhöht
hat. Diese Beobachtung ist für das Verständnis des
Grabungsbefundes an anderen Stellen wichtig.
Als Bodenbelag diente im Keller eine 6-10 cm dicke
Schicht von reinem Sand. In den Kellerraum waren
die Trümmer des Hauses und des Hausrats gestürzt,
als das Haus abbrannte. Deutliche Brandspuren,
Holzkohle und verbrannte Fachwerkfüllung lassen
an dem gewaltsamen Ende des Hauses keinen Zwei-
fel. In der tiefsten Schicht kamen einige Gefäße her-
aus (Taf. 13; 17, 11), die sich großenteils wieder
zusammensetzen ließen, außerdem einige Metall-
sachen. Auf diesen Funden beruht die Datierung der
Brandkatastrophe in die Mitte des 3. Jahrhunderts.
Etwas darüber fanden sich die Reste des herunter-
gestürzten Ziegeldaches, eine Menge roter tegulae und
imbrices sowie Reste verkohlter Balken und Bretter.
Keiner der gefundenen Dachziegel war gestempelt.
Eine Dachschieferplatte, die vereinzelt zwischen ihnen
lag, mag als Ausflickung gedient haben. Höher wurde
teils verbrannter, teils unverbrannter Fachwerk-
lehm beobachtet, zwischen dem eine eigenartige Sorte
von Ziegeln vorkam. Diese hatten die Form von
Quadern mit einem Querschnitt von 8X12 cm und
einer Länge von etwa 25 cm. Sie sind aus ungewöhn-
lich grob gemagertem Lehm gefertigt und bei gerin-
geren Temperaturen gebrannt als die normalen Zie-
gel. Sie waren aber so gleichmäßig gebrannt, daß dies
schwerlich während einer Feuersbrunst geschehen
sein kann. Weiterhin fand sich Wandverputz aus
Mörtel, teils mit Bemalung, der auf die Lehmwände
des Fachwerks aufgetragen war. Es wurden auch pro-
filierte Verputzstücke gefunden, die aus Mörtel mit
Ziegelmehlzusatz bestanden.
Die Innenseite der nordwestlichen Kellerwand
war roh, unverputzt und unverziert. Aus den Resten
ergibt sich das Bild eines einfachen Fachwerkhauses
mit Ziegeldach, dessen Wände innen einen bemalten
Mörtelverputz trugen. Das Haus war teilweise unter-
kellert und wird in seinem Grundriß den Bauten
ähnlich gewesen sein, wie man sie u. a. von den Lager-
dörfern der Limeskastelle Zugmantel und Butzbach
kennt.
Eine zweite Straße zog sich parallel zur ersten in
etwa 64 m Abstand von der Kastellmauer (Schnitt 10).
Durch den Bau der Tenaille Clairfait wurde sie stark
zerstört, vor allem die oberen Schichten. Dennoch ist
anzunehmen, daß sie genau wie die zuerstgenannte
Straße bis ins 3. Jahrhundert hinein, vielleicht auch
länger benutzt wurde. Jenseits der Straße wurde ein
Keller gefunden, ausgefüllt mit dem Schutt eines
Steinhauses. Leider kam aus dem Schutt kein datier-
barer Fundstoff, so daß sich eine genaue Datierung
nicht geben läßt. Immerhin läßt die relativ hohe Lage
des Kellerbodens darauf schließen, daß der Keller
und das zu ihm gehörende Haus nicht vor dem
2. Jahrhundert erbaut worden sind. Die Wände des
Kellers waren nicht mehr erhalten, vermutlich waren
es Steinwände, die ausgeraubt worden sind. Neben
dem Keller lag der Rest eines gemörtelten Estrichs,
der wohl einem älteren Haus angehörte.
5. SCHICHTEN DES 4. JAHRHUNDERTS
Es wurde schon ausgeführt, daß die antiken Ober-
flächen seit der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts
durch neuzeitliche Planierungen verschwunden sind
(S. 20). Trotzdem fanden sich Schichten aus späterer
Zeit noch in Gräben und Gruben. Vermutlich sind
aber viele der spätrömischen Gruben ebenfalls bei
den Planierungen verschwunden, da sie besonders
hoch lagen.
Ungestörte Schichten aus dem 4. Jahrhundert
haben sich nur an zwei Stellen gefunden, in den
Schnitten 1 und 11. Außerdem enthielt die durch den
Planierungsvorgang gestörte, oberste Schicht in fast
allen Grabungsschnitten viel Fundstoff vom Ende des
3. und vom 4. Jahrhundert. Insgesamt ließen sich
über 50 Gefäße des 4. Jahrhunderts in Fragmenten
nachweisen. Es ist damit sicher, daß das Grabungs-
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