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dieser Mauerschuttschicht auf S. 27 f. ergab sich, daß
sie älter ist als das Mauerfundament. Auch dadurch
würde die Datierung der Errichtung der Mauer 3
ins 4. Jahrhundert gestützt. Die mächtige Mauer-
schuttschicht in den Schnitten 7, 8, 8A und 13 ent-
spricht dann anscheinend der unteren Mauerschutt-
schicht in Schnitt 11.
Diese Interpretation beruht in erster Linie auf der
Annahme, daß die beobachtete Raubgrube der Rest
einer älteren Lagermauer ist. Es könnte aber auch
sein, daß die Raubgrube dadurch entstanden ist, daß
eine Quaderschale ausgebrochen wurde, welche die
Vorderfront der Mauer 3 bildete. Das ist aber des-
wegen kaum anzunehmen, weil die Sohle der Raub-
grube höher liegt als die Sohle des noch vorhandenen
Mauerwerks der Mauer 3. Es müßte dann die Vorder-
front der Mauer 3 weniger tief fundamentiert gewe-
sen sein als der Mauerkern, was unwahrscheinlich ist.
Nimmt man diese Möglichkeit dennoch an, so würde
die Holzkohleschicht auf der Berme der Mauer 3 lie-
gen. Es ergibt sich dann, daß die Mauer 3 am Beginn
des 4. Jahrhunderts zerstört wurde.
Ich möchte der ersten Interpretation mehr Wahr-
scheinlichkeit zubilligen; in jedem Fall aber wurden
die Verteidigungsanlagen noch um das Jahr 300
n. Chr. benutzt.
6. NACHRÖMISCHE SCHICHTEN BIS ZUM
FESTUNGSBAU DES 18. JAHRHUNDERTS
Die letzten römischen Funde stammen aus dem
4. Jahrhundert. Danach hört die Besiedlung auf dem
Gebiet der Grabungsfläche auf. Erst aus einer um
mehr als 500 Jahre entfernten Zeit treten wieder
Funde auf. Es sind zwei Fragmente von Pingsdorfer

Ware (Inv.-Nr. 3A, 25; 10, 1). Beide stammen aus
der höchsten, in der Neuzeit gestörten Schicht. Sie
sind kein Nachweis für eine mittelalterliche Siedlung
auf der Grabungsfläche, hängen aber wohl mit einer
landwirtschaftlichen Nutzung des Bodens in der
genannten Zeit zusammen. In fast allen Schnitten,
und zwar in 'der gleichen Schicht wie die Pingsdorfer
Scherben, fand sich vereinzelt spätere, mittelalterliche
Keramik. Sie ist wohl auf die gleiche Art dort hinge-
kommen wie die Pingsdorfer Ware. Interessant ist
ein Fund in der Raubgrube einer römischen Mauer:
ein Becherboden aus hartgebranntem, violettem Ton,
welcher einen mit der Hand herausgearbeiteten
Standring besitzt (Ta). 15, 19). Der Becher gehört
in das hohe bis späte Mittelalter. Wir können also
annehmen, daß seit dieser Zeit, in der die Stadt eine
große Bautätigkeit entfaltete, die Ruinen des Legions-
lagers als Steinbrüche benutzt wurden.
In einem kleinen Spitzgraben, der durch die
Schnitte 4, 7 und 9 ging (Beilage 4,A 159-162 m),
lag ein Topf mit unregelmäßiger Glasur (Taf. 15,17),
der wohl in das späte Mittelalter oder in die begin-
nende Neuzeit gehört. Der Spitzgraben lief sowohl
innerhalb als auch außerhalb der Tenaille Clairfait.
Er war sicher älter als diese, die um 1734 errichtet
wurde. Wahrscheinlich ist der Spitzgraben ein Über-
bleibsel der Verschanzungen, die bei einer früheren
Belagerung der Stadt angelegt wurden.
Erst seit der Errichtung der Tenaille Clairfait
kamen wieder reichlicher Scherben in den Boden, die
sich in den Gräben der Tenaille (Schnitt 1 Nord und
Schnitt 10) sowie in der Gegend der damaligen
Oberfläche fanden. An Zahl blieben aber auch sie
weit hinter den römischen Funden zurück.
 
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