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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 16.1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.42537#0007

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Einleitung

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einzuladen, — da brach der Krieg aus und setzte unserer Arbeit neue Ausgaben
und Zielest
Der Osten Grohdeutschlands war in der Vorzeit von großer Bedeutung für den
Oberrhein b; beispielsweise haben unsere spätbronzezeitlichen Arnenfelder dort ihre
Heimat. Daraus wird in ruhigeren Zeiten noch zurückzukommen sein. Im Augen-
blick ist unsere ganze Aufmerksamkeit mit der Bergung und Auswertung jener
Funde beschäftigt, die in so großer Menge und Güte bei den militärischen Erd-
bewegungen zutage kommen. Die Ansicherheit der Lage in den ersten Kriegswochen
machte zunächst alle unsere gewohnten Hilfsmittel und Wege hinfällig, zumal Kon-
servator Dr. F. Garscha und Dr. H. Stoll sofort eingezogen wurden und unsere
Museumsbestände als volksgeschichtliche Arkunden von unersetzlichem Wert in
Sicherheit gebracht werden muhten. Am so willkommener war es, daß die Fund-
meldungen seitens der fechtenden und arbeitenden Truppe und die Förderung un-
serer Arbeiten durch die militärischen Befehlsstellen ° den Beweis erbrachten, daß
unsere Arbeit in weiten Bolkskreisen Wurzel geschlagen und Anerkennung gefun-
den hat. So konnte schrittweise ein Kriegsdenkmalschutz aufgebaut werden-,
der Reichtum unserer Landschaft an Funden und der organisatorische Borsprung
vor anderen Grenzgebieten hat eine überaus erfreuliche Reihe von aufschlußreichen
Arkunden zutage gefördert, die viele bisher bestehende Lücken ausfüllen und ganze
Perioden in vollerem, ja neuem Lichte erscheinen lassen. Darüber wird später be-
richtet werden; für diesmal beschränken wir uns auf Rennung der Funde.
Im Mittelpunkt des Heftes steht die Darstellung der Geschichte des Heiligen-
bergs (s. vorjähriges Heft S. 2). Der Heiligenberg beherrscht die Landschaft im
Neckarmündungsgebiet. Kein Wunder, daß er volkskundlich eine bedeutende Rolle
spielt und die Thingstätte des Dritten Reiches trägt. Don großem fachlichem Inter-
esse sind seine Besiedlung in der Jungsteinzeit und die Ringwälle der Arnenfelder-
und Latenezeit. Was ihm aber eine besondere Weihe verleiht, ist der Kult des
limbrischen Merkur, des germanischen Wodan. And welche Aberraschung bot die Aus-
grabung des Heidenlochs! Zu besonderem Dank sind wir Baurat Koch verbunden
für seinen Bericht über seine langjährigen Antersuchungen an den frühmittelalter-
lichen Anlagen, für Plan und Rekonstruktion des Michaelsklosters und den — hier
erstmals veröffentlichten — Plan des Stefansklosters. Angesichts der heute noch
monumentalen Türme, die einst das ganze Land zu ihren Füßen beherrscht haben,
wird eindrücklich klar, wie mit dieser Periode, mit Reich, Kultur und Kirche der
Karolinger, ein völlig neuer Abschnitt unserer Geschichte, das Mittelalter, beginnt,
während alles, was davor liegt, im Rahmen urtümlich-bäuerlicher Stammeskultur
bleibt. An'sere Veröffentlichung will die vorhandenen vormittelalterlichen Quellen
zusammenstellen und auswerten und dadurch einer planmäßigen Ausgrabung den
Weg bereiten, auf jeden Fall und vordringlich aber ein anschauliches Gesamtbild
dieser einzigartigen Stätte geben und Verständnis und tätige Teilnahme Wecken
und vertiefen, die zu einer würdigen Behandlung dieser großen Denkmäler ober-
rheinischer Geschichte führen mögen.

Auch die Fuudschau für 1939 konnte infolgedessen nach Inhalt und Ausstattung
nicht so ausgestaltet werden, wie es geplant war. Auch bezüglich der Zundmeldungen ist
der Einfluß des Krieges deutlich zu spüren; im ganzen sind sie zurückgegangen und nur im
Rheintal im Raume von Lörrach und Breisach angewachsen.
Berf., Die Bedeutung des ostmitteleurop-äischen Kulturgebietes für die Bronze- und
Ersteisenzeit Süddeutschlands. Maunus, 5. Erg.Dd. (Bericht über die 9. Tagung der Ge-
sellsch. f. deutsche Borgeschichte, Braunschweig 1926) 1927, 41 ff.
6 Im besonderen sei hier dankbar erwähnt, daß Dr. H. Stoll zur Abfassung des süd-
westbadischen Anteils des Jahresberichts 14 Tage Arlaub erhielt.
 
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