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P. H. Stemmermann und C. Koch
Zahlreich ist weiterhin Fundstoff aus der römifchen Periode^ vorhanden,
der vom Ende des ersten bis in die Mitte des zweiten Jahrhunderts reicht und weder
ausgesprochen frühe noch ausgesprochen späte Materialien geliefert hat. Äberaus
zahlreich sind Bruchstücke verschieden großer ziegelroter Flaschen bei den oberen
Reihen der Feierstätte zutage gekommen, die E. Wahle als „Tempelschutt" be-
trachtet, der von dem darüberliegenden Heiligtum stammt^. Ein Sigillataboden
der Form Dragendorf 18 mit dem Stempel OTE.M (Abb. IO, a) stammt aus der
Werkstätte des Sensor in La Graufesenque (Südfrankreich). Andere Sigillaten
weisen die Form Dragendorff 27 auf (Abb. IO, e, ck, e). Reste eines Schuppenbechers
(Abb. IO, k) gehören in den Ausgang des 1. Jahrhunderts, die grauen und schwarzen
Scherben mit Rädchenverzierung (Abb. IO, Z, Z, 1) in die erste Hälfte und Mitte des
2. Jahrhunderts
Abschließend bleibt noch ein Feuerftahl
(Abb. 11) zu besprechen, der als Oberflächen-
fund bei der Wirtschaft Schieß gefunden wurde.
Er kann reihengraberzeitlich sein, denn
L. Lindenschmit^ bildet ein im ganzen ent-
sprechendes Stück aus Reichenhall ab. Doch ist
die Datierung eines Stücks von so atypischem
Charakter, wenn sie nicht durch weitere Funde
gestützt werden kann, immer mit Vorsicht aufzunehmen. Es muß deshalb auch eine
spätere (mittelalterliche oder sogar neuzeitliche) Zeitstellung für den Feuerstrahl in
Betracht gezogen werden.
Für die Durchsicht und teilweise Bearbeitung dieses Teils des Kapitels sowie für
die Nachprüfung der epigraphischen Abschnitte in den folgenden Abschnitten bin ich
Dr. R. Nierhaus zu Dank verpflichtet.
28 E. Wahle in Heidelberger Neueste Nachrichten vom 24. April 1934.
29 Zu Abb. 10, a: Stempel des Censor mit dem sinnlosen Worttrennungs¬
zeichen zwischen S und li scheinen recht selten zu sein. F. Oswald, Index ot
Lotter 3tamp8 on Terra 8i§ÜIata (1931) kennt in seinem Supplement S. 311 nur zwei
Stempel der gleichen Art aus London und Bonn, beide der gleichen Form Dragendorff 18
wie das Stück vom Heiligenberg. Zeitstellung etwa flavisch. Für freundliche Mithilfe bei
der Bestimmung bin ich Herrn Prof. Dragendorff zu Dank verpflichtet. — Zu Abb. 10.
c—e: Dgl. Oswald-Prhce, Kn lntroduction to tbe 8tud/ ok Terra 8i§iilata (London
1920) Taf. 49, unterste Reihe (domitianisch bis traianisch). — Zu Abb. 10, b und §:
Ganz erhaltene Gefäße der gleichen Art stammen aus Kastell Faimingen, ONL. B. V!
Nr. 66 c, Taf. 11, 26 und Taf. 12, 2 und 8. Fr. Drexel datiert S. 76 die Stücke auf die erste
Hälfte des 2. Jahrhunderts. Aus derselben Zeit zahlreiche Gefäße der gleichen Art aus
dem Tlrnengräberfeld von Rheinzabern, z. D. W. Luöowici, Katalog Rheinzabern V
(1927) S. 257, E 32. — Zu Abb. 10, k: Ein Schuppenbecher aus Dindonissa, Grube unter
den Thermen: Anz. f. Schw. Altertums!. N.F. 39, 1937, 215 Abb. 21. - Aus Rhein-
zabern, Grab 45: Ludowici, Llrnengräber... in Rheinzabern III. Folge (1908) S. 150
und S. 259, O 14; zum Grabinventar gehört u. a. „eine Bilderschüssel des Satto" (Wohl
Dragendorff 37); etwa 90—110 n. Ehr. Ebendaher Grab 164: Lndowici a.O.259, 13. —
Nida (Gemarkg. Frankfurt a. M.-Heddernheim), aus Drandgräberfeld an der römischen
Feldbergstraße: Sammelaufnahme Germania Romana 2 V Taf. 27, 6. Das Gräberfeld
wurde nach den Münzen von neronischer bis in frühtrajanische Zeit belegt, G. Wolff,
Mitteil, über röm. Funde in Heddernheim 5, 1911, 5. Der Schuppenbecher läßt sich also
in die Zeit kurz vor oder um 100 n. Ehr. ansetzen. — Zu Abb. 10, i: Dgl. Scherben des
mittleren 2. Jahrh. aus der Ziviluieöerlassung des Kastells Neckarburken, ORL. B. V, 1.
Nr. 53, Taf. 4, 83 und 91 (K. Schumacher). R. Nierhaus.
9° L. Lindenschmit, Handbuch der Deutschen Altertumskunde, I. Teil 1880—89 S. 462
Figur 452 Nr. 3.
P. H. Stemmermann und C. Koch
Zahlreich ist weiterhin Fundstoff aus der römifchen Periode^ vorhanden,
der vom Ende des ersten bis in die Mitte des zweiten Jahrhunderts reicht und weder
ausgesprochen frühe noch ausgesprochen späte Materialien geliefert hat. Äberaus
zahlreich sind Bruchstücke verschieden großer ziegelroter Flaschen bei den oberen
Reihen der Feierstätte zutage gekommen, die E. Wahle als „Tempelschutt" be-
trachtet, der von dem darüberliegenden Heiligtum stammt^. Ein Sigillataboden
der Form Dragendorf 18 mit dem Stempel OTE.M (Abb. IO, a) stammt aus der
Werkstätte des Sensor in La Graufesenque (Südfrankreich). Andere Sigillaten
weisen die Form Dragendorff 27 auf (Abb. IO, e, ck, e). Reste eines Schuppenbechers
(Abb. IO, k) gehören in den Ausgang des 1. Jahrhunderts, die grauen und schwarzen
Scherben mit Rädchenverzierung (Abb. IO, Z, Z, 1) in die erste Hälfte und Mitte des
2. Jahrhunderts
Abschließend bleibt noch ein Feuerftahl
(Abb. 11) zu besprechen, der als Oberflächen-
fund bei der Wirtschaft Schieß gefunden wurde.
Er kann reihengraberzeitlich sein, denn
L. Lindenschmit^ bildet ein im ganzen ent-
sprechendes Stück aus Reichenhall ab. Doch ist
die Datierung eines Stücks von so atypischem
Charakter, wenn sie nicht durch weitere Funde
gestützt werden kann, immer mit Vorsicht aufzunehmen. Es muß deshalb auch eine
spätere (mittelalterliche oder sogar neuzeitliche) Zeitstellung für den Feuerstrahl in
Betracht gezogen werden.
Für die Durchsicht und teilweise Bearbeitung dieses Teils des Kapitels sowie für
die Nachprüfung der epigraphischen Abschnitte in den folgenden Abschnitten bin ich
Dr. R. Nierhaus zu Dank verpflichtet.
28 E. Wahle in Heidelberger Neueste Nachrichten vom 24. April 1934.
29 Zu Abb. 10, a: Stempel des Censor mit dem sinnlosen Worttrennungs¬
zeichen zwischen S und li scheinen recht selten zu sein. F. Oswald, Index ot
Lotter 3tamp8 on Terra 8i§ÜIata (1931) kennt in seinem Supplement S. 311 nur zwei
Stempel der gleichen Art aus London und Bonn, beide der gleichen Form Dragendorff 18
wie das Stück vom Heiligenberg. Zeitstellung etwa flavisch. Für freundliche Mithilfe bei
der Bestimmung bin ich Herrn Prof. Dragendorff zu Dank verpflichtet. — Zu Abb. 10.
c—e: Dgl. Oswald-Prhce, Kn lntroduction to tbe 8tud/ ok Terra 8i§iilata (London
1920) Taf. 49, unterste Reihe (domitianisch bis traianisch). — Zu Abb. 10, b und §:
Ganz erhaltene Gefäße der gleichen Art stammen aus Kastell Faimingen, ONL. B. V!
Nr. 66 c, Taf. 11, 26 und Taf. 12, 2 und 8. Fr. Drexel datiert S. 76 die Stücke auf die erste
Hälfte des 2. Jahrhunderts. Aus derselben Zeit zahlreiche Gefäße der gleichen Art aus
dem Tlrnengräberfeld von Rheinzabern, z. D. W. Luöowici, Katalog Rheinzabern V
(1927) S. 257, E 32. — Zu Abb. 10, k: Ein Schuppenbecher aus Dindonissa, Grube unter
den Thermen: Anz. f. Schw. Altertums!. N.F. 39, 1937, 215 Abb. 21. - Aus Rhein-
zabern, Grab 45: Ludowici, Llrnengräber... in Rheinzabern III. Folge (1908) S. 150
und S. 259, O 14; zum Grabinventar gehört u. a. „eine Bilderschüssel des Satto" (Wohl
Dragendorff 37); etwa 90—110 n. Ehr. Ebendaher Grab 164: Lndowici a.O.259, 13. —
Nida (Gemarkg. Frankfurt a. M.-Heddernheim), aus Drandgräberfeld an der römischen
Feldbergstraße: Sammelaufnahme Germania Romana 2 V Taf. 27, 6. Das Gräberfeld
wurde nach den Münzen von neronischer bis in frühtrajanische Zeit belegt, G. Wolff,
Mitteil, über röm. Funde in Heddernheim 5, 1911, 5. Der Schuppenbecher läßt sich also
in die Zeit kurz vor oder um 100 n. Ehr. ansetzen. — Zu Abb. 10, i: Dgl. Scherben des
mittleren 2. Jahrh. aus der Ziviluieöerlassung des Kastells Neckarburken, ORL. B. V, 1.
Nr. 53, Taf. 4, 83 und 91 (K. Schumacher). R. Nierhaus.
9° L. Lindenschmit, Handbuch der Deutschen Altertumskunde, I. Teil 1880—89 S. 462
Figur 452 Nr. 3.