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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 16.1940

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Stoll, Hermann: Neue Arbeiten zur Frühgeschichte der Alamannen
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https://doi.org/10.11588/diglit.42537#0130

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1V

H. Stoll

Gräberfelder scheint durchweg gering gewesen zu sein, jedoch läßt sich darüber vor
vollständiger Aufdeckung weiterer Gräberfelder nichts Bestimmtes sagen. Zu be-
achten ist schließlich, daß die Orte mit der Aamensendung -„statt" von den -stetten-
Orten zu trennen sind. Sowohl ihre großzügigere Anlage wie die Funde aus ihren
Gräberfeldern, die sich trotz unsachgemäßer Untersuchung bei etlichen wie z. B.
Hohenstadt Kr. Göppingen bereits bis ins 6. Iahrh. hinauf nachweisen lassen-"A
stellen die -statt-Orte in einen anderen Zusammenhang als den der spätmerowingi-
schen Ausbauzeit. Die ansprechende Theorie K. Schuhmachers^, der die -statt-Orte
als Gründungen merowingischer Könige zur Sicherung neu gewonnenen Landes an-
sah, hat viel Wahrscheinlichkeit für sich.
Bleibt die Datierung bei allen -stetten-Orten dieselbe wie bei dem gründlich
untersuchten Gräberfeld von Lörrach-Stetten, so war dagegen von vornherein zu
erwarten, daß nicht alle Siedler in -stetten-Orten wie die von Lörrach-Stetten
hörige Leute einer Grundherrschaft waren. Der Ortsname Frohn st etten scheint
ja die Annahme einer Hörigensiedlung zu unterstützen, aber gerade aus diesem
Gräberfeld sind eine Spatha mit verziertem Griff, 4 Saxe, mehrere Lanzen und
Schildbuckel bekannt geworden. Ein hübsches Gegenstück zu Lörrach-Stetten könnte
dagegen Waldstetten Ldkr. Balingen sein, wenn das zugehörige Gräberfeld
gründlich untersucht worden wäre 37. Der Ort wird im frühen Mittelalter als Walch-
stetten erwähnt, war also eine Ausbausiedlung mit welschen, ö. h. romanischen Sied-
lern, die hier mitten im Alamannenland nur als Hörige denkbar sind^. Wie viele
der -stetten-Orte als Hörigensiedlungen anzusprechen sind, ist schwer zu entschei-
den. Wohl enthielten die meisten, bis jetzt dabei aufgedeckten Gräber geringe Bei-
gaben im Vergleich zu gleichzeitigen Gräberfeldern anderer Orte. Aber selbst in
einem Gräberfeld eines -stetten-Ortes ohne Bestimmungswort wie Stetten bei
Balingen wurde in Männergrab 1 die Reiterbewafsnung des 7. Iahrh. — Spatha
und Lanze —, dazu die oben genannte silberplattierte Gürtelgarnitur, gefunden.
Dem schließen sich mehrere -stetten-Orte mit Stellenbezeichnungen an, so Wegen-
stetten i. Aargau, Bleichstetten, Dürrenmettstetten und Meßstetten in Württemberg
mit je einer Spatha und anderen Waffen; dazu gehört ferner Kreenheinstetten Ldkr.
Meßkirch mit zwei Spathen, einem Sax und zwei Lanzen aus einigen zufällig auf-
gedeckten Gräbern^. Die Herkunft der Siedler war demnach für die Ortsnamen-
gebung beim Siedlungsausbau im 7. Iahrh. nicht maßgebend und dies dürfte bei
Ausbausiedlungen mit anderer Namengebung ebenso liegen. On Baden sind z. Zt.
weitere Untersuchungen im Gange, zunächst in St. Georgen-Affhausen, Stadt-
kreis Freiburg, und in Grimmelshofen, Ldkr. Waldshut. Ähnlich wie hier
die -stetten-Orte sollen im nächsten Heft der Badischen Fundberichte die -hausen-
und -Hofen-Orte vorgenommen werden.
35 Veeck, Alamannen, 319 u. Tas. 22B. (861 als Hohonstat erw.).
33 K. Schumacher, Siedlungs-- und Kulturgeschichte der Rheinlande, Bd. III, 207.^
3? Om Heimatmuseum Valingen liegen von dort 2 Saxe. Eigene Museumsnotiz d. Verf.
33 Der Hauptort, aus dessen Gemarkung die Feldflur Walchstetten herausgeschnitten
wurde, Weilheim unter Lochen, wurde wahrscheinlich dicht bei den Trümmern eines
römischen Gutshofes angelegt. Trotz des Ramenshinweises im Ortsnamen Weil besteht
aber kaum Siedlungszusammenhang über die Völkerwanderungszeit hinweg, da auch Weil-
heim schwerlich vor dem 6. Oahrh. gegründet w-orden sein dürfte. Die Gräberfelder den
-walchen- und der -Weil-Orte bedürfen noch grüüdlicher Untersuchung, bevor darüber be-
stimmte Aufstellungen gemacht werden können. Einen Anhaltspunkt gibt dafür zunächst
nur Wyhlen Ldkr. Lörrach, mit seinen zwei Gräberfeldern, davon das eine bis jetzt 31 Grä-
ber des 7. Hahrh., das andere ein reiches Frauengrab des späten 6. Jahrh. ergeben hat.
(F. Moog. Vad. Aber. 13, 1937, 119 ff.; 15, 1939, 103 ff.).
33 E. Wagner, Fundst. u. Funde, I, 46.
 
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