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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 21.1958

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Maier, Rudolf Albert: Neufunde aus der "Michelsberger" Höhensiedlung bei Munzingen, Ldkrs. Freiburg i. Br.
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https://doi.org/10.11588/diglit.43788#0025
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Neufunde aus der „Michelsberger“ Höhensiedlung bei Munzingen, Ldkrs. Freiburg i.Br.

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besten Parallelen zur Herbolzheimer Schale60); aus dem Oberbadischen seien nur die
beiden Schalen von Efringen-Kirchen (Lörrach)61 62) erwähnt. Wahrscheinlich ließe sich
auch das eine oder andere Munzinger Stück heranziehen (Taf. 6, 2. 3; 18, 10; 22, 3). Und
zuguterletzt bleibt auch in Herbolzheim wieder der Rand eines „Backtellers“02) das
einzige „Michelsberger“ Element. Dieser „Backteller“ und die beiden Knubben- bzw.
Leistenränder bilden übrigens mit dem Bruchstück einer Knickwandschale wie Mun-
zingen (Taf. 4, 11—13) zusammen einen geschlossenen Fund.63)
Wir können also auf verhältnismäßig kleinem Raum und in näherer Umgebung
unserer Ausgangsstation Munzingen drei älterbronzezeitliche Siedlungen mit einer
Michelsberg-Komponente feststellen, wobei natürlich zu fragen wäre, wieweit die sog.
„Backteller“ ausschließlich für Michelsberg verbindlich sind.64) Ferner ließen sich im
Kaiserstuhlbereich einige wiederum mit Frühbronzezeitlichem verzahnte „Bischoffinger“
Komplexe nachweisen. Beide Gruppen zeigen enge Beziehungen zu Munzingen, das
dadurch eigentlich immer mehr an neolithischem Charakter verliert. Andererseits be-
ginnt nun die immer wieder hervorgehobene Sonderstellung der Munzinger Siedlung
besser verständlich zu werden.
Da wir einige Herbolzheimer Formen mit Glockenbecherfundgut verknüpfen konnten,
fragt man sich, ob nicht etwa die im Munzinger Ortsetter aufgedeckten „Glocken-
bechergräber“65 66) doch eher zur Höhensiedlung „auf dem Berg“ gehören. In Anbetracht
der weiten Entfernung käme natürlich eher eine weitere, bisher unbekannte Siedlung
der Zeit in Frage — es soll hier ja auch nur auf die Möglichkeit faziellen Zusammen-
gehörens aufmerksam gemacht werden. Bestärkt wird man in dieser Annahme durch
die Ähnlichkeit einiger Munzinger „Flaschen“ wie (Taf. 2, 1; 4, 5 u. a.) mit einem weich-
doppelkonischen Gefäß aus dem starke fünf Kilometer entfernten Glockenbechergrab 1
von Feldkirch (Freiburg).06) Dazu kommen die verschiedenen Glockenformen der Mun-
zinger Höhensiedlung, die manchmal ausgesprochene „Glockenbecher“ sind (Taf. 14,
8. 9).67) Schon Kraft hatte angesichts des abweichenden Bestattungsritus und der atypi-
schen Beigaben an die Möglichkeit gedacht, in den Munzinger Gräbern einheimische

60) Ders., Fundschau 1936 Abb. 4 c.
61) E. Wagner, Fundstätten u. Funde . . . i. Gr. Baden 1 (1908) 151 f. u. Abb. 98 b; Kraft,
Glockenbecher 129 u. Taf. 43, B 7.
62) Kraft, Fundschau 1936 Abb. 4 e.
63) Ein 1936 eingelieferter und bei den Herbolzheimer Steinbruchfunden liegender Schalenrand
mit Tupfenleiste unter dem Randsaum ist zwar frühbronzezeitlich, aber in seiner Zuge-
hörigkeit nicht gesichert. Inst.-Slg. Freiburg (1293 b).
64) Man denke nur an die oft reich verzierten oder durchlochten und mit Lochkränzen ver-
sehenen entsprechenden Tonscheiben des Nordischen Mittelneolithikums. Auch die Kugel-
amphoren-Gruppe kennt „Backteller“ (Sprockhoff, Megalithkultur 128). Hier fühlt man
sich wieder an den unverzierten „Backteller“ unter der „Bischoffinger“ Ware von Riegel
erinnert, da dieser Grubenkomplex auch „Kugelamphoren“-Muster erbrachte (der „Bade-
teller“ aus der durch eine Glimmerscherbe mit den übrigen Anlagen verbundenen Grube 8;
vgl. o. Anm. 38 u. 51). — Zu der neuerdings vorgeschlagenen Deutung dieser „Michels-
berger“ Tonscheiben als „Gefäßdeckel“ vgl. u. den Beitrag Schmid.
65) Kraft, Glockenbecher 130 u. Taf. 43, A.
66) P. H. Stemmermann, Germania 17, 1933, 7 u. Abb. 3, 2; 5 g.
67) Kimmig, Michelsberg Taf. 33, 2. 3.

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