Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 21.1958

DOI Artikel:
Sangmeister, Edward: Riesensteingrab und Menhir bei Degernau, Ldkrs. Waldshut
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43788#0089
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Riesensteingrab und Menhir bei Degernau, Ldkrs. Waldshut

83

Hinzuzufügen zu dieser Liste wäre noch das Steingrab von Aesch, Schweiz, und der
Dolmen von Brevilliers11), Frankreich, die aber kein Seelenloch hatten, und einige un-
sichere ältere Nachrichten, die aber im Zusammenhang mit der Frage der vergleichbaren
Anlagen Beachtung verdienen könnten:
F. Hasenfratz, Untereggingen, berichtet12), daß in der Gemarkung sich ein „Dolmen“ befunden
habe, der aus zwei senkrecht aufgerichteten Steinen und einem Überlieger bestanden habe. Die
Steine seien zum Straßenbau verwendet worden. Die Angaben sind nicht mehr nachprüfbar.
Bei E. Wagner, Fundstätten und Funde13), wird von Hohentengen (Waldshut) ein Grabhügel
erwähnt, der 1876 ausgegraben wurde. Der Hügel enthielt im Innern einen „5 m langen und
1,5 m breiten Raum, der von aufrecht gestellten Sandsteinplatten gebildet war“. Auch dabei
könnte es sich um eine megalithische Anlage gehandelt haben.
Ob es sich bei einem im Jahre 1906 in Bahlingen (Emmendingen)14) entdeckten Grabe mit einem
Stein von zwei bis drei m L., 1,50 m Br. und 0,80 m Di., bei einem geschätzten Gewicht von
100 Zentnern, um ein zerstörtes Riesensteingrab oder um einen in der Nähe einer Bestattungs-
stelle befindlichen umgestürzten Menhir handelte, kann nach den dürftigen Angaben nicht mehr
geklärt werden. Bei der schon von Eg. Gersbach betonten15) und durch den Befund von Degernau
(s. u.) weiter erhärteten engen Berührung von Riesensteingräbern und Menhiren im Bereich des
Hoch- und Oberrheins ist die Nachricht jedenfalls bedeutsam. Sie würde ein Ausgreifen der Ver-
breitung von Menhir und Riesensteingrab bis in den Raum des Kaiserstuhls belegen.
Weitere Verbindungen
Schon G. Kraft hat bei der Publikation des Heidensteins auf die Beziehungen der hier
noch einmal umrissenen Gräbergruppe zu den Marnegräbern einerseits, auf Verbin-
dungen zu der Pyrenäenkultur und nach Spanien andererseits hingewiesen.16) Diesen
Zusammenhängen ist Eg. Gersbach weiter nachgegangen17), und hat — besonders in
Erwiderung auf eine allzu enge Verknüpfung der Gruppe mit den Steinkisten des
Marnegebietes bei E. Vogt18) — einige sehr wesentliche Punkte zusammengestellt. Be-
sonders wichtig an seinen Beobachtungen scheint, daß er den Typus der oberirdisch
angelegten, etwa rechteckig bis trazepförmigen Kammer unter Hügel der unterirdisch
versenkten langen Steinkiste gegenüberstellt. Die oberirdische Kammer kommt für ihn
— wie für G. Kraft — aus Südwestfrankreich über den Rhoneweg, trifft und mischt
sich aber mit Einflüssen der S. O. M.-Kultur; auf diese ist das „Seelenloch“ zurückzu-
führen. Gersbach verlegt den Zeitpunkt des Eindringens der Riesensteingräber „vor die
Glockenbecherexpansion“, G. Kraft hatte sie „unmittelbar nach“ dieser ansetzen wollen.
Unsere Aufgabe hier ist, etwaige nicht genutzte Beobachtungen aufzuführen und den
Gesamtzusammenhang nach dem gegenwärtigen Forschungsstand zu deuten.
u) E. Koby a. a. O.
12) Mündliche Mitteilung.
13) E. Wagner, Fundstätten und Funde 1 (1908) 136, Nr. 241.
14) E. Wagner a. a. O. 198; Breisgauer Nachrichten, Emmendingen, 40. Jg. 1906, 13. 1., Nr. 11. 3;
19. 1., Nr. 16. 3. Während E. Wagner a. a. O. die Entdeckung eines Grabes als irrig bezeichnet,
fand sich bei seinen Originalakten (Ortsakten des Instituts für Ur- und Frühgeschichte) eine
Postkarte von einem Herrn E. Gärtner an ihn des Inhalts, daß ein Herr Kimmig aus Frei-
burg das Grab geöffnet habe. Man habe zwei zerfallene Skelette, ein kleines Stück Bronze
und Scherben einer kleinen Urne gefunden.
15) Eg. Gersbach, Die Urgeschichte des Hochrheins, ungedruckte Dissertation Freiburg, 1950, 46.
16) G. Kraft a. a. O.
17) Eg. Gersbach a. a. O. 45 ff.
18) E. Vogt. A. S.A. 40, 1938, 8.
 
Annotationen