Die urnenfelderzeitl. Besiedlung der ehern. Rheininsel vonSäckingen und ihrer Umgebung
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'Wesentlich differenzierter in den Motiven ist die Feinkeramik. Zudem sind die meisten der zu
dieser Gattung gehörenden Scherben und Wandungsstücke sehr reich verziert, so daß die ver-
schiedenen Abwandlungen gewisser Grundmuster gut zu verfolgen sind.18 19) Diese bestehen zur
Hauptsache aus strichgefüllten Dreieckornamenten, die an verschiedenen Gefäßen, z. B. Schalen,
eiförmigen bzw. Schrägrandbechern oder doppelkonischen Bechern in Verbindung mit anderem
Dekor auftreten. Ebensooft kommen Horizontalriefen oder -rillen, Rillenhalbbögen, Zickzack-
linien und eingeritzte Strichgruppen vor. Auch Kammstrich wird auf Schulterbecherfragmenten
und zweimal auf einem innenverzierten Schalenscherben angetroffen (Taf. 33, 9; Taf. 34, 2. 9;
Taf. 40, 4. 7. 9). In einem Fall besteht eine Kombination von Kammstrichreihen und dem ein-
zigen, auf einem Schulterbecherbruchstück erhaltenen Riefenhalbbuckel (Taf. 34, 7). Hier liegt
ein Muster vor, das über den Hochrhein und Pfahlbaukreis hinaus bis in das nördliche Ober-
rheingebiet verwendet worden ist. Doch soll von diesen, vor allem im gesamten Verbreitungs-
und Einflußbereich der Westgruppe vorkommenden und als typische Verzierung der Urnen-
felderkultur bekannten Ornamenten hier nicht die Rede sein. Wesentlich wichtiger sind für
unsere Untersuchung die Elemente, die die enge Bindung der urnenfelderzeitlichen Bevölkerung
aus dem Gebiet von Säckingen zu derjenigen des Pfahlbaukreises und der Höhensiedlungen dar-
legen. Als ein besonderes Charakteristikum für die Verzierung der Keramik des Pfahlbaukreises
gilt die Stempelung.10) Dazu gehört nicht nur die Dreieckstempelung auf Schalen, Bechern und
urnenartigen Gefäßen (Taf. 33, 13; Taf. 41,9), die auch über diesen Bereich hinaus als oft ver-
wendetes Ornament zu sehen ist. Sie läßt sich z. B. bis in das Niederrheingebiet verfolgen, wo
diese Zierart eine intensive Verwendung gefunden hat.20) Lokal zu werten ist dagegen der sog.
Punktstempel, der sehr oft — allein wie in Verbindung mit anderen Motiven — auf der Keramik
zu sehen ist. Wir finden beispielsweise eine Punktstempelreihe auf der Randfläche bzw. Innen-
seite je einer Schale (Taf. 32, 8; Taf. 42, 8), oder in zwei Fällen sind Bodenscherben siebartig mit
Punktstempeln versehen (Taf. 32, 16; Taf. 34, 14). Ein einzelner beschädigter Stempeleindruck ist
auf einem kleinen Scherben zu beobachten (Taf. 42, 3); besonders beliebt ist jedoch jeweils ein
einzelner Stempeleindruck, der an die Spitze eines Dreiecks gesetzt ist (Taf. 38, 5). Hierzu lassen
sich vor allem Beispiele aus dem Schweizer Pfahlbaugebiet beibringen.21) Ein anderes vom Pfahl-
baubereich ausgehendes Schmuckelement ist die Fadeneinlage. Davon sind heute nur noch die
„Negative“, nämlich die zur Aufnahme des Fadens tief eingedrückten Rillen und die sog. Ver-
knotungslöcher vorhanden (Taf. 34, 8). Auch dieses Motiv22) hat weite Verbreitung gefunden
und ist bis in das nördliche Oberrheingebiet nachzuweisen, d. h. überall dort, wohin der Einfluß
der Westgruppe gereicht hat. Gleichfalls kann als typisches Verzierungselement des Pfahlbau-
kreises der Mäander gelten (Taf. 33, 7; Taf. 34, 1; Taf. 38, 9). Er ist sowohl in eckiger Form wie
mit gerundeten Kanten oder als Mäandroid sehr oft auf Schalen, Bechern und kleineren Urnen
eingeritzt worden und hat sich nach Norden zu bis ins Mittelrheinland ausgedehnt. Wie wir
später noch sehen werden, nimmt er innerhalb anderer mäanderverzierender Provinzen eine
besondere und bisher nicht recht geklärte Stellung ein.
Zum Schluß sei auf zwei Ornamente hingewiesen, die zwar älteren Ursprungs sind, in unserem
Gebiet sich aber zur Hauptsache während der jüngeren Urnenfelderzeit durchgesetzt haben. Es
handelt sich um eingeritzte, bäumdienartige Muster und die schräge oder senkrechte Kanneluren-
verzierung. Aus der Säckinger Urnenfeldersiedlung können wir beide gleichfalls anführen (Taf.
33, 12; Taf. 34, 11. 12). Allerdings dürfen wir eine Unterscheidung nicht außer acht lassen: wahr-
18) V. Gessner, Die geometrische Ornamentik des spätbronzezeitlichen Pfahlbaukreises der
Schweiz (o. J.) 94. V. Gessner verweist hier auf frühbronzezeitliche Motive, die denen des
spätbronzezeitlichen Pfahlbaukreises zugrunde gelegen haben.
19) V. Gessner, Ornamentik (o.J.) 12.
20) W. Kersten, Die Niederrheinische Grabhügelkultur, Bonner Jahrb. 148, 1948, 15; 19 Abb. 4.
21) z. B. Zürich-Alpenquai; Pfahlbauberichte 10 (1924) Taf. 9, 6; Taf. 10, 9. 16. — G. Bersu, Witt-
nauer Horn (1945) Taf. 32 Abb. 121, 37. — Bodman (Stockach); Bad. Fundber. 17, 1941—1947,
Taf. 71, 6. — V. Gessner, Ornamentik (o.J.) 16 mit Literaturangaben.
22) V. Gessner, Ornamentik (o.J.) 8.
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'Wesentlich differenzierter in den Motiven ist die Feinkeramik. Zudem sind die meisten der zu
dieser Gattung gehörenden Scherben und Wandungsstücke sehr reich verziert, so daß die ver-
schiedenen Abwandlungen gewisser Grundmuster gut zu verfolgen sind.18 19) Diese bestehen zur
Hauptsache aus strichgefüllten Dreieckornamenten, die an verschiedenen Gefäßen, z. B. Schalen,
eiförmigen bzw. Schrägrandbechern oder doppelkonischen Bechern in Verbindung mit anderem
Dekor auftreten. Ebensooft kommen Horizontalriefen oder -rillen, Rillenhalbbögen, Zickzack-
linien und eingeritzte Strichgruppen vor. Auch Kammstrich wird auf Schulterbecherfragmenten
und zweimal auf einem innenverzierten Schalenscherben angetroffen (Taf. 33, 9; Taf. 34, 2. 9;
Taf. 40, 4. 7. 9). In einem Fall besteht eine Kombination von Kammstrichreihen und dem ein-
zigen, auf einem Schulterbecherbruchstück erhaltenen Riefenhalbbuckel (Taf. 34, 7). Hier liegt
ein Muster vor, das über den Hochrhein und Pfahlbaukreis hinaus bis in das nördliche Ober-
rheingebiet verwendet worden ist. Doch soll von diesen, vor allem im gesamten Verbreitungs-
und Einflußbereich der Westgruppe vorkommenden und als typische Verzierung der Urnen-
felderkultur bekannten Ornamenten hier nicht die Rede sein. Wesentlich wichtiger sind für
unsere Untersuchung die Elemente, die die enge Bindung der urnenfelderzeitlichen Bevölkerung
aus dem Gebiet von Säckingen zu derjenigen des Pfahlbaukreises und der Höhensiedlungen dar-
legen. Als ein besonderes Charakteristikum für die Verzierung der Keramik des Pfahlbaukreises
gilt die Stempelung.10) Dazu gehört nicht nur die Dreieckstempelung auf Schalen, Bechern und
urnenartigen Gefäßen (Taf. 33, 13; Taf. 41,9), die auch über diesen Bereich hinaus als oft ver-
wendetes Ornament zu sehen ist. Sie läßt sich z. B. bis in das Niederrheingebiet verfolgen, wo
diese Zierart eine intensive Verwendung gefunden hat.20) Lokal zu werten ist dagegen der sog.
Punktstempel, der sehr oft — allein wie in Verbindung mit anderen Motiven — auf der Keramik
zu sehen ist. Wir finden beispielsweise eine Punktstempelreihe auf der Randfläche bzw. Innen-
seite je einer Schale (Taf. 32, 8; Taf. 42, 8), oder in zwei Fällen sind Bodenscherben siebartig mit
Punktstempeln versehen (Taf. 32, 16; Taf. 34, 14). Ein einzelner beschädigter Stempeleindruck ist
auf einem kleinen Scherben zu beobachten (Taf. 42, 3); besonders beliebt ist jedoch jeweils ein
einzelner Stempeleindruck, der an die Spitze eines Dreiecks gesetzt ist (Taf. 38, 5). Hierzu lassen
sich vor allem Beispiele aus dem Schweizer Pfahlbaugebiet beibringen.21) Ein anderes vom Pfahl-
baubereich ausgehendes Schmuckelement ist die Fadeneinlage. Davon sind heute nur noch die
„Negative“, nämlich die zur Aufnahme des Fadens tief eingedrückten Rillen und die sog. Ver-
knotungslöcher vorhanden (Taf. 34, 8). Auch dieses Motiv22) hat weite Verbreitung gefunden
und ist bis in das nördliche Oberrheingebiet nachzuweisen, d. h. überall dort, wohin der Einfluß
der Westgruppe gereicht hat. Gleichfalls kann als typisches Verzierungselement des Pfahlbau-
kreises der Mäander gelten (Taf. 33, 7; Taf. 34, 1; Taf. 38, 9). Er ist sowohl in eckiger Form wie
mit gerundeten Kanten oder als Mäandroid sehr oft auf Schalen, Bechern und kleineren Urnen
eingeritzt worden und hat sich nach Norden zu bis ins Mittelrheinland ausgedehnt. Wie wir
später noch sehen werden, nimmt er innerhalb anderer mäanderverzierender Provinzen eine
besondere und bisher nicht recht geklärte Stellung ein.
Zum Schluß sei auf zwei Ornamente hingewiesen, die zwar älteren Ursprungs sind, in unserem
Gebiet sich aber zur Hauptsache während der jüngeren Urnenfelderzeit durchgesetzt haben. Es
handelt sich um eingeritzte, bäumdienartige Muster und die schräge oder senkrechte Kanneluren-
verzierung. Aus der Säckinger Urnenfeldersiedlung können wir beide gleichfalls anführen (Taf.
33, 12; Taf. 34, 11. 12). Allerdings dürfen wir eine Unterscheidung nicht außer acht lassen: wahr-
18) V. Gessner, Die geometrische Ornamentik des spätbronzezeitlichen Pfahlbaukreises der
Schweiz (o. J.) 94. V. Gessner verweist hier auf frühbronzezeitliche Motive, die denen des
spätbronzezeitlichen Pfahlbaukreises zugrunde gelegen haben.
19) V. Gessner, Ornamentik (o.J.) 12.
20) W. Kersten, Die Niederrheinische Grabhügelkultur, Bonner Jahrb. 148, 1948, 15; 19 Abb. 4.
21) z. B. Zürich-Alpenquai; Pfahlbauberichte 10 (1924) Taf. 9, 6; Taf. 10, 9. 16. — G. Bersu, Witt-
nauer Horn (1945) Taf. 32 Abb. 121, 37. — Bodman (Stockach); Bad. Fundber. 17, 1941—1947,
Taf. 71, 6. — V. Gessner, Ornamentik (o.J.) 16 mit Literaturangaben.
22) V. Gessner, Ornamentik (o.J.) 8.