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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 21.1958

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Dauber, Albrecht; Gerhardt, Kurt; Gandert, Otto-Friedrich: Neue Funde der Völkerwanderungszeit aus Baden: (Gerlachsheim, Ilvesheim, Zeutern)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43788#0159
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Neue Funde der Völkerwanderungszeit aus Baden (Gerlachsheim, Ilvesheim, Zeutern;

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kultur bezeugt. Damit wird die Sonderstellung der mitteldeutschen Skelettgräbergruppe
als einer Keimzelle bestimmter Bestattungsbräuche zwar eingeschränkt (falls Schulz sie
je in dieser Exklusivität verstanden haben sollte), für die Gerlachsheimer Gräber bietet
sie gleichwohl aus historisch-geographischen wie vor allem aus chronologischen Gründen
den nächstliegenden Anknüpfungspunkt. In Gerlachsheim wird eine Adelsfamilie faß-
bar, der nahe Beziehungen zur mitteldeutschen Skelettgräbergruppe nachgewiesen wer-
den können. Daß sie in den Verband der Alamannen gehört, kann kaum angezweifelt
werden. Sie ist vorläufig die älteste alamannische Adelsfamilie, und es ist gewiß kein
Zufall, daß sie ihren Sitz inmitten des großen Tores hatte, aus dem heraus zwei Gene-
rationen zuvor ein Hauptstoß der Alamannen gegen den Limes hervorgebrochen war.
2. Ilvesheim (Ldkrs. Mannheim)
Über dem nördlichen Hochufer des Neckars, wenig östlich des Friedhofs Ilvesheim,
wurde am 10. August 1956 bei Ausführung des Kanalisationsanschlusses für den Neubau
Hog, Neue Schulstraße 65, ein Körpergrab angeschnitten und die dabei gemachten
Funde herausgelegt. Der von der Firma Fr. Störtz über das Polizeirevier verständigte
Bezirkspfleger F. Gember, Feudenheim, konnte das Grab, dessen Mittelpartie schräg
durchgraben war, bis auf einen Rest nahe der rechten Schulter untersuchen, weitere
Funde bergen und durch Befragen der Arbeiter die Fundverhältnisse klären. Tags dar-
auf wurde der stehengeblicbene Rest des Grabes von einem weiteren Anschlußgraben
getroffen und weitere Funde gemacht, die von F. Gember nachträglich sichergestellt
werden konnten.76)
Männergrab : Tiefe 1,20 m, wovon 0,20 m spätere Auffüllung. Grabgrube in hel-
lem Schwemmlehm als dunklere Füllung sichtbar. Grabmaße nicht zu ermitteln. Über
Sarg oder sonstige Holzeinbauten keine Beobachtung. Skelett in gestreckter Rückenlage,
Arme längs des Körpers ausgestreckt. Orientierung N-S (Taf. 48, 2).
Beigaben: 1. Auswärts der rechten Schulter eisernes Messer mit Griffangel;
L. 18,7 cm, davon 7 cm Griff, Schneiden-Br. 2,6 cm (Taf. 54, 4). — 2. Neben 1: eiserne
Axt mit rechteckigem Schaftloch und nach unten ausgezogenem Schaftlappen; L. 15 cm,
Nacken 3,5 X 2,5 cm, Schneiden-Br. 7,5 cm (Taf. 54, 1). — 3. Auswärts des rechten Ell-
bogens, Spitzen nach unten: zwei eiserne Lanzen (Taf. 54, 2. 3): a) Lanze mit lanzett-
lichem Blatt; L. 23,3 cm, davon Tülle 7,5 cm; b) gleichartige Lanze; L. 21,7 cm, davon
Tülle 6,5 cm. — 4. In Körpermitte, etwas über Beckenhöhe, eiserne Schnalle mit flach-
ovalem Bügel; L. 5 cm (Taf. 54, 6). — 5. In der rechten Beckenhälfte zweigliedrige,
bronzene Armbrustfibel mit röhrenförmiger Nadelrast und unterer Sehne. Rolle von
beiderseits fünf Windungen auf eiserner Achse; Fuß facettiert; Bügel und Fuß mit
Punktkreisverzierung; L. 5,6 cm, Bügelhöhe 3,1 cm (Taf. 54, 5). — 6. Links neben dem
Körper in Beckenhöhe: handgemachte, konische Schale von schwarzbrauner Farbe mit
unregelmäßigem Rand. Mit glimmerhaltigem Sand schwach gemagerter Ton von mäßi-
gem Brand und Neigung zu schiefriger Aufspaltung. Im Glättüberzug zahlreiche Glim-
76) Alle Angaben sind dem zu den Akten der Denkmalpflege eingereichten eingehenden Fund-
bericht von F. Gember, Mannheim-Feudenheim, entnommen, die Grabsituation (Taf. 49, 2)
nach seiner zeichnerischen Fixierung des Befundes gefertigt.
 
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