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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 21.1958

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Dauber, Albrecht; Gerhardt, Kurt; Gandert, Otto-Friedrich: Neue Funde der Völkerwanderungszeit aus Baden: (Gerlachsheim, Ilvesheim, Zeutern)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43788#0163
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Neue Funde der Völkerwanderungszeit aus Baden (Gerlachsheim, Ilvesheim, Zeutern)

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Das Ilvesheimer Grab läßt sich indes hierzu nicht genau genug datieren. Auf Grund
allgemeiner Erwägungen, die sich besonders an den Wormser Krug, die Fibel und die
Axt knüpfen lassen, wird die Datierung des Grabes in die erste Hälfte bis Mitte des
4. Jhdts. vorgeschlagen. Nach der Jahrhundertmitte dürfte das Grab aber nicht mehr
anzusetzen sein.103)
3. Zeutern (Ldkrs. Bruchsal)
Im Gewann „Schneckenbühl“ am Ostrand des Dorfes fand der beim Bau der Ortskana-
lisation beschäftigte Arbeiter Staudt am 20. 1. 1956 in etwa 1 m Tiefe Knochen und
Scherben, doch wurde ihm dies erst auffallend, als ein menschlicher Schädel zum Vor-
schein kam. Der herbeigerufene Bezirkspfleger W. Bauer, Bruchsal, traf einen sehr ver-
worrenen Befund an, der erst in einer umfangreichen Grabung, in deren Verlauf eine
Fläche von 50 qm untersucht wurde, geklärt werden konnte.104)
Das Fundgelände liegt am südlichen Talhang des von Ost nach West verlaufenden Katz-
bachtals. Es bricht 51 m nördlich der Fundstelle mit deutlicher Kante in einer Steil-
böschung zur Katzbach ab, so daß es trotz seiner Oberflächenneigung als Geländestufe
angesprochen werden kann. Der im Gefällverlauf liegende Kanalisationsgraben zeigte
über die ganze Stufe hin einen mit römischen Scherben, Ziegeln, Hüttenlehm, Kohle
und Tierknochen verschieden dicht durchsetzten Abschwemmhorizont. Sein Ausgangs-
objekt, vermutlich eine hangaufwärts liegende römische Villa, ist noch nicht bekannt.
Im engeren Bereich der Fundstelle ist dieser Horizont gestört, ohne daß sich die Gren-
zen der Störung im einzelnen ansprechen lassen. Die eigentliche Fundschicht lag sehr
regelmäßig zwischen 1,08 und 1,15 m Tiefe. Dieses Vertikalmaß war das einzige scharf
zu fassende Maß. Die Funde waren auf einer Fläche von etwa 2 X 2,20 m verstreut.
Dunklere Färbung im Kern des Fundgebietes verlief nach den Rändern so unscharf, daß
Grenzen nicht angegeben werden können. Bis in die Fundschicht herunter waren
römische Scherben, Ziegelstücke, Steine und zerschlagene Tierknochen eingemischt. An
undatierbaren Störungen fanden sich im Bereich der untersuchten Fläche zwei recht-
eckige Gruben mit senkrechten Wänden von 2,66 X 0,55 und 2,50 X 0,50 m mit heller
Einfüllung ohne Einschlüsse sowie ein kantiges Pfostenloch von 0,40 X 0,40 m Größe
mit dunkler Füllung.
In der Fundschicht fanden sich völlig regellos verstreut Knochen von mindestens zwei
Erwachsenen und einem Kind, Scherben mehrerer Gefäße, eine Knochenspindel, ein
Spinnwirtel und einige Tierknochen, die nicht aus dem römischen Abschwemmhorizont
stammen konnten. Wenn auch nicht alle Einzelheiten des schwierigen Befundes erklärt
werden können, so läßt er sich doch in groben Zügen folgendermaßen deuten:
103) Bei einem so ausgiebig mit Beigaben versehenen Grab darf wohl auch ausnahmsweise das
Fehlen eines so geläufigen Elements wie der Kerbschnitt-Schnallengarnitur vermerkt und in
den Kreis der chronologischen Erwägungen einbezogen werden (vgl. Anm. 73).
104) Die mit Mitteln der staatlichen Denkmalpflege durchgeführte Grabung, die mit wetter-
bedingten Unterbrechungen vom 6.—25. 4. 1956 dauerte, stand unter der örtlichen Leitung
von Bez.-Pfleger W. Bauer, Bruchsal. Die Entwirrung des sehr widerspruchsvollen Befundes
wird in erster Linie seiner unermüdlichen Ausdauer und pünktlichen Grabungsweise ver-
dankt. Auf seinem bei den Akten der Denkmalpflege liegenden Grabungsbericht und mehr-
facher Autopsie des Verfassers beruht vorliegender Bericht, der das Ergebnis zusammenfaßt.
 
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